Christian Ropel (Geschäftsführer WeAdvise)

Mensch und Maschine

Redaktion -

PB: Welche Leistungen bietet WeAdvise?

Christian Ropel: Mit WeAdvise kann ein Vermögensverwalter sämtliche Prozesse an der Kundenschnittstelle digitalisieren. Dazu gehört unser Anlageassistent für die digitale Mandats- und Depoteröffnung sowie ein Kundenportal inkl. Postfach (für Quartalsreports, Verlustschwellenwarnungen, etc.) und Web-App. Wir bieten Vermögensverwaltern damit die Möglichkeit, seinen Kunden eine digitale Vermögensverwaltung zu offerieren. Im Gegensatz zum typischen Robo-Advisor werden bei WeAdvise die Berater in den Prozess eingebunden. Wir glauben an die Kombination aus Mensch und Technologie.  

Ein Vermögensverwalter erhält mit unserem bankenunabhängigen Angebot ein Angebot mit seinem Look & Feel. Dazu muss er nicht mit einem B2C-Fintech kooperieren oder sich in die Abhängigkeit einer Depotbank begeben.

PB: Zu Robos: Wie viele der rund 400 unabhängigen Vermögensverwalter, die es bislang noch nicht haben, werden in den nächsten zwei Jahren nach Ihrer Schätzung einen Robo installieren?

CR: Wenn Sie mit Robo-Advisor die digitale Konto- und Depoteröffnung sowie das digitale Reporting  meinen, dann sind es sicher über 90 Prozent. An Robo-Advice im Sinne einer Algorithmus-gesteuerten Geldanlage ohne Beratung glaube ich dagegen kurzfristig nicht. 

PB: Heute generieren die Robos kaum Geschäft, aber nicht unerhebliche Kosten. Wird sich das Kosten/Ertrags-Verhältnis einmal verbessern?

CR: Fintechs und andere Anbieter, die vorrangig auf digitale Distributionswege setzen, müssen die kritische Masse erreichen oder aber eine lohnenswerte Nische finden. Für eine Nischenstrategie kann der Betrieb der Technologie auch an einen externen (White-Label-)Anbieter übertragen werden, sodass sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis verbessert. Wir sehen uns hier als White-Label-Anbieter ohne Interessenskonflikte als möglicher Partner hervorragend positioniert.

PB: Der Plattform-Gedanke greift um sich, auch bei Robos?

CR: Aus meiner Sicht ist es wichtig, Kunden in den eigenen Bereich einzugliedern und nicht die Rolle eines Zuführers einzunehmen. Eine White-Label-Technologie unterstützt dabei.

PB: Die V-Bank und demnächst auch die DAB BNP Bank bieten Plattformen, auf denen Verwalter Strategien anbieten können. Wikifolio ist etwas ähnliches. Ist so etwas auch bei Robos denkbar? 

CR: Es ist sicherlich interessant, dass mit neuen Vertriebsmodellen experimentiert wird. Marktplätze werden allerdings nur erfolgreich sein, wenn signifikant und nachhaltig in das Marketing für das Angebot investiert wird. Die Teilnehmer des Marktplatzes werden die Marketingausgaben allerdings tragen müssen. Von daher muss jeder Teilnehmer selbst entscheiden, ob der Business Case aufgeht. Zudem besteht für Teilnehmer die Gefahr, dass sich der Kunde an den Marktplatz bindet – und nicht an den Vermögensverwalter. Die Folge ist eine geringere Loyalität der Kunden auf dem Marktplatz.

PB: Was könnte der nächste Schritt in der digitalen Vermögensverwaltung werden?

CR: Neben der Kundenkommunikation könnten auch anderen Angebote und Dienstleistungen des Vermögensverwalters wie z.B. Immobilien, Nachlassplanung, etc. integriert werden. Das aber immer aus dem Grundsatz der hybriden Betreuung des Kunden heraus, also der Kombination aus Digital und Persönlich. Hier sehe ich die Branche aber noch am Anfang.

PB: Wird es mal so etwas wie einen Blockchain-Robo geben?

CR: Die Effizienzvorteile der Blockchain-Technologie lassen sich doch eher für Handelssysteme nutzen, in denen mehrere Parteien miteinander agieren. Im Kapitalmarkt ist dies zum Beispiel in den Bereichen Handel, Clearing und Settlement der Fall. Die sich aus der Technologie ergebenden Vorzüge werden daher aus meiner Sicht erst einmal auf der Ebene der Marktinfrastruktur gehoben werden. Die positiven Effekte für die digitale Vermögensverwaltung sind langfristig niedrigere Handels- und Depotführungskosten.

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