Dienstleister für Vermögensverwalter

Immer mehr!

Elmar Peine -

 

Unabhängige Vermögensverwaltungen sourcen immer mehr Funktionen an Dienstleister aus.

Als der Kölner Stephan Albrech sich 1996 entschloss, unabhängiger Vermögensverwalter zu werden, füllte er ein Formular zur Gewerbeanmeldung aus und los gings. Mancher Verwalter musste sich ein paar Monate später erst erklären lassen, dass das Geschäft eine erlaubnispflichtige Tätigkeit geworden war. Heute sind solche Fälle undenkbar. Ohne spezialisierten Anwalt und einen guten Wirtschaftsprüfer funktioniert die Anmeldung nicht mehr, sagt etwa Rocco Damm von der Rocco Damm Vermögensverwaltung in Dresden. Viele Verwalter loben die Hilfen etwa des Vermögensverwalter-Office der Berenbergbank bei der Gründung. Die regulativen Anforderungen haben einen Kreis an Experten notwendig gemacht, der die Vermögensverwaltung unterstützt.

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Doch nicht nur die Regulation treibt das Dienstleistungswesen an. Natürlich wirkt die Digitalisierung und ganz allgemein die größere Bedeutung der unabhängigen Vermögensverwaltung, spiegelbildlich die Krise der Banken.  Weil es mehr professionell geführte Verwaltungen gibt, lohnt auch eine immer größere Spezialisierung auf Seiten der Dienstleister, bei der Gründung, dem Handel, dem Reporting, dem Marketing und den Back Office-Tätigkeiten. Bislang haben Depotbanken neben ihrem Kerngeschäft, wie der Depotführung und dem Handel, einen Teil der Aufgaben mit übernommen.

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Schon seit Jahren kümmern sich die DAB und Co. etwa auch ums Marketing, bieten Veranstaltungsreferenten, Depotcontests oder auch PR-Hilfen an. Insbesondere die V-Bank mit Markus Kiefer ist auf diesem Feld aktiv. Zuletzt hat die Münchener Depotbank mit V-Check einen sogenannten Marktplatz eingerichtet, auf dem Verwalter ihre Strategien anbieten können. Die DAB BNP hat seit längerem etwas Ähnliches angekündigt. Anleger können Strategien ansehen, vergleichen und gleich auswählen und dann (bei der Depotbank) ein Konto eröffnen. Ein ähnlicher Marktplatz ist der von Wikifolio.com. Dort ist mittlerweile seit ein paar Jahren ein Bereich nur für professionelle Vermögensverwalter reserviert. Die Kölner Privalor steuert die drei größten VV-Wikifolios (mit zusammen immerhin rund 8,5 Millionen Euro), auch Stephan Albrech ist erfolgreich engagiert.

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In eine ähnliche Richtung geht die Tendenz zu Ausschreibungsplattformen, die den Suchprozess für die Vermögenden vereinfachen sollen. Statt sich im Dschungel der Finanzdienstleistung vergleichbare Informationen zu erarbeiten und einen marktüberblick zu gewinnen, erleichtert eine Ausschreibung den Vergleich und das Matching erheblich. Im vergangenen Jahr sind einige Online-Plattformen gestartet, darunter finanzausschreibung.de (die wie der Private Banker zu Elmar Peine gehören). 

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Das weiter mit Abstand beliebteste Vehikel zur Gewinnung (auch von kleinkapitalisierten) Kunden bleiben die Fonds der Verwalter. Vor 2009 hatte kaum ein Verwalter einen eigenen Fonds, mit Einführung der Abgeltungssteuer 2009 hat sich das gewandelt. Heute steuert eine Vermögensverwaltung durchschnittlich mehr als einen eigenen Fonds. Kapitalverwaltungsgesellschaften wie Universal oder Hansainvest helfen bei der Gründung und übernehmen die Administration, wer will, kann sich Hilfe für die Asset Allokation oder das Risk-Management holen, an einer der häufig stattfindenden Roadshows teilnehmen oder sich von Christian Meyer-Vahrenhorst (CMV-Consulting) beim Marketing helfen lassen.     

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Neben der Regulation ist es vor allem die Digitalisierung, die zur Gründung von Dienstleistern geführt hat. Zuerst gab es  Kursinformationssysteme a la Reuters oder  Bloomberg. In der Unabhängigen Vermögensverwaltung wurde der Market Maker populär, der bald von VWD übernommen wurde. Heute haben sich aus dem Market Maker drei spezialisierte Systeme entwickelt, Kursinformationssoftware, ein Portfoliomanagementsystem und xx entwickelt. Die Zeit von Hängeregistratuer, Dateischrank ist wohl endgültig vorbei, auch wenn es sie begleitent noch gibt (wo sollen die ganzen Protokolle hin). Stattdessen werden heute CRM-Softwares auf Computer aufgespielt, die nicht nur den Kunden, seine Aktivitäten, die Protokolle enthalten, sondern auch die Kontakte mit dem Berater, die Betreuungszeiten, vielleicht auch Vorlieben und Abneigungen enthalten und die sich deshalb auch als Grundlage für Veranstaltungen und Einladungen, für Marketingmaßnahmen  und vieles mehr eignen. Kay Behrmann passt mit seiner Firma vv.de das C System für Vermögensverwaltungen an. Das am weitesten Verbreitetste dürfte das des Verbandes sein.

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Mit der Digitalisierung wächst vieles zusammen. Manche Portfoliomanagementsysteme eignen sich heute schon für die digitale Vermögensverwaltung, den sogenannten Robo Adviser. Norwin Schörrig  von Expersoft etwa beschreibt seine Software AM One als Robo-fähig. Aber es gibt auch immer noch White Label Robo Anbieter, die für Vermögensverwalter Robos konstruieren. Der Trend zum Robo wird wiederum zunehmend vom Trend zur Lösung One fits All verdrängt. In Zukunft könnte es wirkmächtige Plattformen geben, die es Verwaltern erlauben, Ohne Einstandsinvestitionen ihr Unternehmen in der Cloud anzulegen.

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Gerade erst in Gang zu kommen scheint der Trend zu einer systematischen Marketing-Dienstleisterschaft für Vermögensverwalter. Bei Fonds gibt es seit langem Experten, die Roadshows organisieren (Aecon) oder große Kongresse (Fondsprofessionell) auf die Beine stellen oder einfach für eine Verbreiterung von Informationen sorgen (CMV). Spezialisiertes Marketing für die diskretionäre Vermögensverwaltung fällt dahinter noch deutlich zurück. Die meisten digitalen Vermögensverwaltungen verzichten komplett auf Marketing, schalten vielleicht Google-Anzeigen.

 

Rocco Damm, der als Pionier der ostdeutschen Vermögensverwaltung gilt und vor zwei Jahren aus seiner alten Verwaltung ausgestiegen ist, um die Rocco Damm Vermögensverwaltung AG in Dresden zu eröffnen, warnt, dass vor lauter Digitalisierung die Menschen aus dem Blickfeld geraten könnten. „Unabhängige Vermögensverwalter sind die Schnittstellen der Märkte zu den Vermögenden. Diese Funktion beinhaltet die Netzwerkbildung im gehobenen Segment sowie die Begleitung der Vermögenden. Das lässt sich durch Digitalisierung nicht ersetzen“, ist er sich sicher. Damm konzentriert sich auf den Kern des Geschäftes, lädt zu hochkarätigen Veranstaltungen in seinen Firmensitz an der Frauenkirche im Zentrum Dresdens ein und hat soweit möglich, alles andere outgesourct. Regulatorische und anlagetechnische Belange überlässt er gern seinem Partner, der Reuss Private Vermögensverwaltung. „Die verfügen über einen Researchapparat, der es erlaubt, die globalen Märkte im Blickfeld zu haben.“ Damm glaubt, dass früher oder später mehr Unabhängige auch diese Funktion weitgehend outsourcen werden und sich an der Seite der Vermögenden auf die Aufsichtsfunktion fokussieren.         

 

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