App Audit

Mehr Ungleichheit

Lutz Siebentag -

 

Ende August veröffentlichte die App Audit GmbH die Ergebnisse ihrer Mitte Juni durchgeführten Vermögensverwalter-Untersuchung „Asset Manager 2018. Analyse von Ertrags-, Kosten und Vergütungsstrukturen bei unabhängigen Vermögensverwaltern“ (Link zur Studie am Ende dieses Artikels).

Für die Strukturanalyse werteten die in Gensingen bei Mainz ansässigen Wirtschaftsprüfer die Daten von Vermögensverwaltungen aus, die Mitglied im VuV sind und deren Geschäftszahlen für 2016 bereits veröffentlicht wurden. Das waren rund 180 Unternehmen. Darüber hinaus untersuchten sie auf Basis der Angaben von 110 Verwaltungen die Entwicklung von 2007 bis 2016.

Die Studie gliedert sich in vier Kapitel: 1) Geschäftsmodelle; 2) Wesentliche Unternehmensdaten; 3) Ertragsbezogene Relationen; 4) Kosten- und Vergütungsstrukturen.

Für die Untersuchung und Präsentation der Studienergebnisse wurden in Abhängigkeit von der Höhe der Provisionserträge drei Vermögensverwalter-Gruppen gebildet: a) die Top Ten (6% der erfassten Unternehmen); b) eine mittlere Gruppe, deren Provisionserträge unter denen der Top Ten aber mindestens bei rund 1 Mio. Euro liegen (47%); c) Verwaltungen unter der 1-Mio.-Euro-Schwelle (47%). Die Top Ten werden in zahlreichen Schaubildern individuell differenziert, so dass die Situation bei den deutschen Marktführern transparent wird.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die „strukturell überdurchschnittliche Entwicklung der großen Marktteilnehmer bei den unabhängigen Vermögensverwaltern. Der Abstand zu den übrigen Vermögensverwaltern wurde in den letzten Jahren immer größer“ (Studie, S.4). Dennoch können sich gegen diesen Trend des Auseinanderdriftens auch kleinere Verwaltungen sehr positiv entwickeln, wie die Untersuchung anhand verschiedener Kenngrößen zeigen kann.

 

 

Ertragskraft

Die Ertragskraft der Unternehmen wird durch Provisionserträge und Verwaltungsaufwendungen erfasst. Von den gesamten Provisionserträgen (PE) entfielen zwei Drittel auf die Top Ten, 30% auf die mittlere Gruppe und nur 3% auf die dritte Gruppe (siehe Grafik „Provisionserträge nach Gruppen“). Allerdings ist die Verteilung auch bei den Top Ten nicht homogen: den Spitzenplatz nimmt mit deutlichem Abstand Flossbach von Storch ein, gefolgt von PEH Wertpapier und Dr. Jens Erhardt (DJE). Zwischen Drittem und den Nächstfolgenden besteht wiederum ein größerer Abstand.      

Die Analyse der zeitlichen Entwicklung ergab, dass die PE 2016 erstmals seit 2008 unter dem Vorjahresergebnis lagen, und zwar um 5% bei 520 Mio. EUR. Bei den Top Ten fielen die Rückgänge gegenüber dem Vorjahr sogar noch stärker aus als bei den übrigen Verwaltungen; allerdings war das Wachstum bei Ersteren in den Jahren zuvor auch deutlich kräftiger als bei Letzteren. Im zeitlichen Verlauf über mehrere Jahre zeigt sich hier nämlich das erwähnte Auseinanderdriften besonders deutlich: die Großen schnitten überdurchschnittlich ab und der Abstand zum „Rest“ hat zugenommen.

Die Verwaltungsaufwendungen sind im 9-Jahreszeitraum ebenfalls angestiegen, aber deutlich schwächer als die Provisionsüberschüsse. Bei den Top Ten war dies besonders ausgeprägt.

 

Ertragsbezogene Relationen

Unter „ertragsbezogene Relationen“ erfasst die Studie die Provisionserträge pro Mitarbeiter (PM) und die Umsatzrentabilität (UR). Bei den PM ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den Provisionserträgen: die Top Ten liegen weit vor den beiden anderen Gruppen, wobei sich jedoch bei den Top Ten die Rangfolge verändert. So liegt beispielsweise die bei den (gruppendefinierenden) Provisionserträgen fünftplatzierte Acatis Investment bei den PM ganz vorne. Bei zeitlicher Betrachtung kommt es auf den jeweiligen Zeitabschnitt an. Die PM nahmen etwa zwischen 2012 und 2016 bei der Grundgesamtheit (plus 43%) stärker zu als bei den Top Ten (plus 31%). Bei der Umsatzrentabilität wirkt sich zwar Größe als begünstigender Faktor aus, jedoch gilt dieser Zusammenhang nicht innerhalb der Top Ten; außerdem konnten bei dieser Kennzahl auch kleinere Verwaltungen glänzen.

 

 

Kosten- und Vergütungsstrukturen

Die Kosten der Verwaltungen werden mit Hilfe von Cost-Income-Ratio (Verwaltungsaufwendungen im Verhältnis zu den Provisionserträgen), von Quoten zum Sach- sowie Personalaufwand, vom Personalaufwand pro Mitarbeiter sowie im Hinblick auf Vergütungen analysiert.

Die Cost-Income-Ratio (CIR) vieler Verwaltungen lag im Bereich zwischen 50 und 90 Prozent. Seit 2008 ging die durchschnittliche CIR im Trend zurück, zwischen 2015 und 2016 ist sie wieder von 52% auf 59% angestiegen (siehe Grafik „Entwicklung 2007-2016: Cost-Income-Ratio“). Einen möglichen Grund für diesen Anstieg sehen die Studienautoren in der Umsetzung der MiFID-II-Anforderungen.

Beim anteiligen Sach- und Personalaufwand sind die Differenzen zwischen den drei Gruppen relativ gering. Aber nur in der mittleren Gruppe war 2016 gegenüber 2015 ein Rückgang zu verzeichnen, bei den beiden anderen Gruppen eine Zunahme. Die Sachaufwandsquote (als Teil der gesamten Verwaltungsaufwendungen) liegt im Zeitverlauf zwischen 2007 und 2016 bei 55 bis 65 Prozent der gesamten Verwaltungsaufwendungen, wobei die Trendgerade für den genannten Zeitraum etwas nach unten zeigt.

Die Personalaufwendungen pro Mitarbeiter – die Geschäftsleitung wird bei diesen Kosten nicht berücksichtigt – haben sich in den letzten Jahren stetig nach oben entwickelt. Die Ausprägung dieser Kennzahl ist – bei den Top Ten wie der Gesamtheit der Unternehmen – auffallend heterogen.

Im Hinblick auf die Vergütung der Führungsebene fand die Studie auf der Grundlage von 30 Unternehmen, die diese Zahlen offenlegten, Folgendes heraus: Geschäftsleiterbezüge machten rund 12% der Personalaufwendungen aus. Sie betrugen durchschnittlich 236 TEUR pro Geschäftsleiter, wobei die Verteilung stark streute. Der Durchschnitt dieser Bezüge bei den Top Ten lag bei 485 TEUR. Für Aufsichtsräte gilt: „Während in der Spitze an das Gremium TEUR 165 vergütet wurden, lag der Durchschnitt für alle Unternehmen hier bei rund TEUR 20“ (Studie, S.33).

 

Link zur Studie „Asset Manager 2018. Analyse von Ertrags-, Kosten und Vergütungsstrukturen bei unabhängigen Vermögensverwaltern“:

https://www.app-audit.de/app/download/5820048243/StudieAssetMgr2018_AppAudit.pdf

 

 

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