Interview mit Andreas Hausladen

Trends im Private Labelling Markt

Elmar Peine -
Andreas Hausladen, Abteilungsleiter Private Label Business Development, Universal Investment

Private Banker: Herr Hausladen, sind Sie mit der Entwicklung des Private Label Marktes zufrieden?

Andreas Hausladen: Ja, sehr. Trotz oder gerade wegen der Börsenturbulenzen lässt insbesondere das Start-Up-Geschäft nicht nach. Das wundert uns auch nicht, denn das hat ja ein antizyklisches Moment. In einer Situation, in der viele Banken in Krisen stecken, ist der Anreiz für Talente, sich selbständig zu machen, natürlich besonders hoch.

PB: Das gilt so für den Gesamtmarkt nach unserer Beobachtung nicht unbedingt, zumindest nicht im traditionellen Fonds-Bereich. Der stagniert doch eher.

AH: Es gibt neben der kurzfristigen Antizyklik auch eine längerfristig angelegte Notwendigkeit zur Konsolidierung, ja. Die Art der Konsolidierung erfolgt dabei übrigens weniger über Insolvenzen und auch kaum über Fusionen als vielmehr über eine Konzentration der Fondsauflagen und Nettomittelzuflüsse auf einige wenige Anbieter, die die erforderlichen hohen Investitionen in Know-how und Technik stemmen können.

PB: Machen sich Vermögensverwalter, die sich die Frage nach der Überlebensfähigkeit der Fondsverwaltungsgesellschaft stellen, zu Recht Sorgen?

AH: Die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells der KVG sollte bei der Entscheidung der Fondsauflage einen wichtigen Aspekt darstellen und spielt auch tatsächlich eine wachsende Rolle in den Gesprächen. Da kommen Fragen auf wie diese: Ist das Geschäftsmodell stimmig, welche Interessenkonflikte gibt es? Nicht umsonst hat der Gesetzgeber eine schärfere Trennung von Verwahrung und Verwaltung des Fondsvermögens gefordert. Ist das Unternehmen zukunftsfähig aufgestellt, ist die IT auf dem neuesten Stand?

PB: In unserer Umfrage hat ein Verwalter bedauert, dass Universal-Investment keine Live-Bewertung des Fondsvermögens bietet?

AH: Vorab: Eine echte Bewertung als Net Asset Value (NAV) ist aufgrund der Komplexität und der Bewertungsvorschriften sehr aufwändig und erfolgt branchenweit einmal täglich. Eine eigene Portfolioführung mit einer indikativen Bewertung auf Basis der von uns zur Verfügung gestellten Daten, verknüpft mit entsprechenden Kursquellen erfolgt meist aus abwicklungs- und kontrolltechnischen Gründen ja bereits beim Fondsinitiator.

PB: Sind die Vermögensverwalter-Kunden im Laufe der Zeit kritischer geworden?

AH: Ich würde eher von einer Professionalisierung reden. Die Verwalter verstehen heute viel mehr von dem Geschäft als noch vor zehn Jahren und deswegen fragen sie – wie im institutionellen Bereich seit langem üblich – erfreulicherweise viel detaillierter nach, insbesondere nach Interessenkonflikten: Ob es auch eigene Produkte gibt? Ob Verwahrstelle und Verwaltung verknüpft sind? Ob sie wirklich die besten Kurse im Handel bekommen? Ob es versteckte Kosten gibt? Diese berechtigten Fragen werden ja auch auf politischer Ebene gestellt und der Regulierungstrend geht eindeutig weiter in Richtung mehr Transparenz und Vermeidung von Interessenkonflikten.

PB: Beunruhigt Sie, dass es Vermögensverwalter gibt, die sich entschließen, eine eigene KVG-Lizenz zu erwerben?

AH: Als zentrale Plattform für unabhängiges Asset Management bieten wir grundsätzlich alle Anlagevehikel und unterschiedlichste Modelle an. Wir freuen uns, auch in solchen Fällen als Servicepartner dabei zu sein. Wir sehen aber bei Vermögensverwaltern eher umgekehrte Tendenz, Verantwortlichkeiten und administrative Aufgaben auszulagern, sich noch stärker auf den Kern der eigenen Stärken wie Asset Management sowie Vertrieb zu konzentrieren, um so die immer zahlreicher werdenden aufsichtsrechtlichen Stolperfallen zu vermeiden.

PB: Ist die Investment-AG dann eine Lösung für Fondspartner?

AH: Die Investment-AG kann in bestimmten Zielstellungen, etwa bei UK als Vertriebsziel oder bei aktivistischen Anlagestrategien im Small- und Mid-Cap-Bereich eine vernünftige Alternative sein, und wir bieten Sie deshalb auch an. Sie bietet in vielen Fällen auch Vorteile gegenüber dem luxemburgischen Pendant SICAV, z. B. durch die Möglichkeit der Ausgabe von stimmrechtslosen Aktien. Investment-AG wie SICVAV geben den Fondsinitiatoren einiges an Gestaltungsmöglichkeiten, aber sie nehmen den Initiator stärker in die Pflicht. Grundsätzlich lässt sich auch der klassische Vertragsfonds im Sinne der Fondsinitiatoren weitgehend ähnlich ausgestalten

PB: Mit dem KAGB ist der Bereich der alternativen Fonds neu geregelt …

AH: … und rasant gewachsen. Insbesondere im institutionellen Bereich. Wir sind in Luxemburg inzwischen für deutsche Institutionelle Investoren und Fondsinitiatoren eine der größten Plattform für alternative Investments. Versicherungen, Pensionskassen etc. suchen Alternativen für traditionelle anleihebasierte Anlagen.

PB: Vermögensverwalter auch.

AH: Ja, deswegen bieten wir Fondsinitiatoren auch Hüllen und Lösungen für Real-Assets-Anlagen, aber bewusst immer nur mit Blick auf primär institutionelle Investoren als Anleger dieser geschlossenen Produkte. Der Markt der geschlossenen Fonds für Privatanleger ist auch deutlich schwieriger.

PB: Warum ist das so?

AH: Die Endanleger sind, nach all den Erfahrungen, zu recht skeptisch. Man muss viel Erfahrung haben, um Risiken etwa im Private-Equity-Geschäft einschätzen und handhabbar zu machen. Und die Streuung der Seriosität der Vertragspartner in diesem Geschäft ist zweifelsohne auch größer als die im traditionellen, seit langem hochregulierten Fondsgeschäft.

PB: Einige KVGs, die sich auch als Service-KVG im Sachwertebereich aufgestellt haben, konnten kein Geschäft anziehen und haben ihre Lizenz teilweise zurückgegeben.

AH: Unser Geschäft für Real Asset Manager läuft sehr gut. Wir haben in den letzten Monaten neun Projekte mit vier Kunden und einem Zielvolumen um zwei Milliarden Euro gestartet. Entscheidend ist hier unsere hohe Strukturierungskompetenz aus dem institutionellen Bereich.

PB: Zum Schluss: Können Fintechs eine Konkurrenz sein?

AH: Wir sehen diese Geschäftsmodelle als interessante Bereicherung für Anleger wie Finanzbranche. Entscheidend ist letztendlich die Beratungsqualität, deswegen haben unserer Überzeugung nach gerade unabhängige Vermögensverwalter auch in Zukunft weiterhin sehr gute Erfolgsaussichten. Einige Fintech-Entwicklungen werden zu sinnvollen Ergänzungen der bisherigen Geschäftsstrategien der Vermögensverwalter werden.

PB: Viele Verwalter legen Zertifikate bei Wikifolio auf.

AH: Zertifikate als Direktanlagen haben sich nicht auf breiter Front durchsetzen können, zu intransparent sind in vielen Fällen die Risiken wie die Kosten. Im Fall von Wikifolio und ähnlichen Plattformen könnten wir uns gut vorstellen, dass sie sich als eine Art Experimentierfeld für die unterschiedlichsten Anlagestrategien etablieren. Investmentstrategien, die sich hier erfolgreich beweisen, können dann über Auflage eines eigenen Fonds einem breiteren Anlegerkreis angeboten werden.

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