Die Strategie-Kolumne

Übernahmen und Fusionen treiben die Kurse

Gastautor -

Zahlreiche Transaktionen sorgten in jüngster Vergangenheit für teilweise massive Kurssprünge – nicht nur bei den Standardwerten. Von Markus Frohmader und Armin Zinser

Rege Übernahmetätigkeit

Die Übernahme des amerikanischen Saatgutspezialisten Monsanto durch die heimische Bayer AG ist der größte Deal in der Geschichte der Leverkusener und die größte Übernahme eines deutschen Unternehmens im Ausland. Allerdings machte nicht nur die erste Reihe deutscher Unternehmen bei Übernahmen und Fusionen in letzter Zeit von sich Reden. Auch Mittelständler gerieten immer mehr in die Schlagzeilen. So verkündete am 15. September der Photovoltaik- und Windparkbetreiber Capital Stage das Überschreiten der Mindestannahmequote von 50 Prozent der Anteile an der Chorus Clean Energy, am 6. September gab der 3D-Druck Spezialist SLM Solutions die Übernahme durch General Electric bekannt. Im Juli wurde der Augsburger Robotik-Spezialist Kuka Gegenstand einer Übernahme durch den chinesischen Haushaltsgerätehersteller MIDEA, um nur die prominentesten Beispiele anzuführen.

 

Die Gründe dafür liegen auf der Hand …

Die aktuelle Niedrigzinsphase erlaubt es Unternehmen momentan, zu historisch günstigen Konditionen Kredite aufzunehmen, um diese auch für Übernahmen anderer Unternehmen zu verwenden. Sinnvoll können Übernahmen vor allem dann sein, wenn einem Unternehmen hohe Forschungs- und Entwicklungskosten sowie lange Vorlaufzeiten auferlegt würden, bevor ein Produkt marktreif ist. Ein Unternehmenskauf ist dann die einzige Möglichkeit schnell das eigene Produktsortiment entsprechend zu erweitern. Häufig sind es jedoch auch regionale oder produktspezifische Markteintrittshürden, die eine Komplettübernahme nahe legen, um somit überhaupt den Marktzugang zu erhalten. Letztlich spielen auch Marktanteilszugewinne eine wichtige Rolle bei Übernahmen. Insbesondere bei bereits konzentrierteren Anbieterstrukturen ist häufig die Übernahme eines Konkurrenten die schnellste oder sogar einzige Möglichkeit, weitere Marktanteile zu gewinnen.

 

… und haben oft höchst unterschiedliche Ausprägungen

Dabei spielt es keine Rolle ob es Mega-Übernahmen sind, mit der ganze Märkte neu erschlossen werden sollen, wie im Falle von Bayer-Monsanto oder ob es um kleinere Unternehmen geht. Letztere sind häufig in Nischen und auf Spezialitäten fokussiert, die ihnen hohe Margen gewähren und ein wichtiges Bindeglied in den übergelagerten Wertschöpfungsketten darstellen, ohne die es bestimmte Endprodukte einfach nicht geben würde. Diese Alleinstellung und damit verbundene Wettbewerbsvorsprünge lassen sich Übernehmer in der Regel einiges kosten, womit sich die teilweise massiven Kurssprünge nach der Bekanntgabe einer Übernahme erklären lassen. Der Kurs der SLM Solutions beispielsweise legte nach Bekanntgabe der Übernahmeofferte um mehr als 39 Prozent zu.

 

Platzhirsche in margenstarken Nischen

Als Beispiel für deutsche Unternehmen mit dominanter Marktstellung gilt neben Sixt auch EllringKlinger. Letztere ist ein Spezialist im Automobilzuliefererbereich. Das familiengeführte Unternehmen aus dem baden-württembergischen Dettingen an der Erms ist Entwicklungspartner und Erstausrüster für Zylinderkopf- und Spezialdichtungen und reklamiert dabei mit einem Anteil von mehr als 50 % die Marktführerschaft für sich. Ein weiteres Beispiel für einen familiengeführten Marktführer ist Sixt SE. Das Pullacher Unternehmen verfügt über eine dominante Positionierung in der Autorvermietung in Deutschland und Österreich und wird mehrheitlich von der Sixt-Familie gesteuert.

 

Warum sind eigentümergeführte Unternehmen so erfolgreich?

Sehr oft besetzen die Gründer oder deren Nachkommen noch aktiv Managementpositionen und gestalten somit das Schicksal des Unternehmens und dessen Mitarbeiter mit ihren Entscheidungen. Fehleinschätzungen und deren Konsequenzen betreffen damit direkt die eigene Vermögenssphäre des Entscheidungsträgers und nicht nur die eines unbekannten Aktionärskreises. Diese unmittelbare Selbstbetroffenheit diszipliniert und schützt damit in gewisser Hinsicht vor überbordenden Risiken und kurzsichtigen Aktionismus. Daher sind es eher langfristige, generationenübergreifende Entscheidungen, die die unternehmerischen Geschicke bestimmen anstelle von kurzfristigen und bonusgetriebenen und amtszeitorientierten Abwägungen. An diesem Erfolg können auch Aktionäre teilhaben. Eventuelle Reputationsschäden wirken derart langfristig und nachhaltig, und versperren damit nicht selten den Zugang zu weiteren Kapital und stellen letztlich den Fortbestand des Unternehmens in Frage.

 

Wie können sie davon profitieren?

Dass die eigentümergeführten Unternehmen gesteigerte Aufmerksamkeit verdienen lässt sich nicht nur an diversen Übernahmen und den jüngsten Schlagzeilen darüber erkennen, sondern auch an Indices ablesen, welche die Wertentwicklung speziell dieser Unternehmen abbilden. Eine interessante Benchmark dafür ist der DAXplus Family Performance Index. Dieser Index wurde in Kooperation zwischen der Deutschen Börse und dem Center for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) und der Technischen Universität München entwickelt und misst die Performance von Unternehmen, bei denen der Gründer oder seine Familie maßgebliche Miteigentümer sind, das heißt mindestens 25 % der Stimmrechte auf sich vereinen und/oder mit mindestens einem Sitz in der Unternehmensleitung (Vorstand oder Aufsichtsrat) vertreten ist und mindestens 5 % der Stimmrechte hält. In den vergangenen fünf Jahren hat dieser Index den heimischen Bigcap-Index DAX30 deutlich outperformt, was an der nebenstehenden Grafik erkennbar ist. Ein weiterer Grund dafür ist auch, dass eigentümergeführte Unternehmen tendenziell über ein höheres Wachstum verfügen als andere Unternehmen beziehungsweise als unsere Wirtschaft insgesamt, wie Studien herausgefunden haben. Beispiele für Indexmitglieder sind neben VW, BMW und Henkel auch SMA Solar Technology.

 

Investoren, die an einem Investment in die Mitglieder des die 30 größten Familienunternehmen umfassenden Index interessiert sind, stoßen dabei auf ein Open-End Indexzertifikat von der Hypovereinsbank auf den sogenannten DAXplus Family 30 Performance Index (HV1DB4). Dieses Zertifikat bildet den Verlauf des Index unmittelbar ab und kann damit als passives Instrument eine interessante Portfolio-Erweiterung darstellen. Sind Investoren eher an einem aktiv gemanagten Investment interessiert, würden Aktienfonds in Frage kommen, welche insbesondere eigentümergeführte Unternehmen in den Vordergrund stellen. Für diesen Fall stellen wir Ihnen im Folgenden zwei Aktienfonds aus dem Hause der Société de Gestion Prévoir vor.

 

Anlagestrategie der beiden Fonds

Die Société de Gestion Prévoir ist als Tochtergesellschaft der Group Prévoir für die Kapitalanlagen der mittelständischen Lebensversicherung zuständig und managt neben dem Vermögen der traditionsreichen Muttergesellschaft auch die beiden Publikumsfonds Prevoir Gestion Actions (A1T7ND) und Prevoir Perspectives (A1XCQU). Verbindendes Element beider Euroland-Aktienfonds ist die Handschrift des langjährigen Fondsmanagers Armin Zinser, der im Rahmen seiner quantitativen und qualitativen Selektion die Portfolien überwiegend mit eigentümergeführten Unternehmen bestückt. Unterscheidendes Merkmal zwischen beiden Fonds ist die Marktkapitalisierungsgrenze in Höhe von einer Milliarde Euro. Der Perspectives setzt dabei auf kleine Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung unterhalb dieser Grenze, der Actions setzt darüber auf. Der pragmatische und dem gesunden Menschenverstand folgende Management-Ansatz bündelt die Erkenntnisse klassischer Bilanzanalyse (niedrige Verschuldung, nachhaltiges Wachstum, Ausschüttungspotenzial) und der technischen Analyse (Momentum, Sentiment, relative Stärke) und mündet in einer diversifizierten und tendenziell wachstumsorientierten Titelauswahl, die eine angemessene Bewertung aufweisen (GARP – Growth at a reasonable Price). Die Top-Positionen in Big-Cap-Bereich sind momentan Sartorius, Ingenico, Drillisch und Kuka, im Small-Cap-Fonds besetzen Wirecard, USU Software, Grenke, Aurelius und All for one Steeb die Top-5. Der Prevoir Gestion Actions ist auch an der Frankfurter Wertpapierbörse handelbar.

 

 

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Profil Armin Zinser

Armin Zinser, Jahrgang 1956, diplomierter Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler (INSEAD) hat mittlerweile mehr als 35 Jahre Erfahrung im Bank- und Fondsmanagement und ist seit 2009 für die Aktienstrategie im Hause der Société de Gestion Prévoir verantwortlich. Dabei verwaltet er die Gelder der Versicherung, welche in Aktien veranlagt werden sowie die beiden Publikumsfonds Prevoir Gestion Actions (A1T7ND) und Prevoir Perspectives (A1XCQU).

 

Der Aktienspezialist lebt seit mittlerweile 30 Jahren in Paris. Bevor er 2009 zu Prévoir ging, baute er bei der OECD den Pensionsfonds auf und aus. Davor managte er verschiedene Fonds bei AXA IM sowie bei Bank Leonardo und war unter anderem auch für die Landesbankengruppe im Bereich Industriekreditgeschäft für mittelständische Unternehmen tätig.

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Profil Prévoir Gruppe

Die Prévoir Gruppe, ein konzernunabhängiges, eigentümergeführtes, und mittelständisches Versicherungsunternehmen mit Sitz in Paris unterhält auch Niederlassungen in Portugal, Polen, Vietnam und Kambodscha. Das Unternehmen hat sich auf den Bereich der Altersvorsorge spezialisiert und blickt auf eine mehr als 100-jährige Tradition zurück. Die in 1959 gegründete Tochtergesellschaft Société de Gestion Prévoir verwaltet neben dem Vermögen der Versicherung, circa 4 Milliarden Euro wovon 1 Milliarde Euro in Aktien veranlagt sind, auch die Publikumsfonds des Hauses und ist ein regulierter Finanzdienstleister. Die Gruppe wuchs in den vergangenen Jahren kontinuierlich und umfasst mittlerweile 1.350 Mitarbeiter, davon alleine 900 Berater.

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Profil Markus Frohmader

Markus Frohmader, Jahrgang 1970, ist diplomierter Betriebswirt, MBA und Investmentanalyst und verfügt über mehr als 15 Jahre Erfahrung in den Bereichen Fundadvisory, Vermögensverwaltung, Öffentlichkeitsarbeit sowie Institutional Sales. Neben der individuellen Strukturierung von Portfolien gehörte vor allem auch das Fondsmanagement mit Fokus auf asiatische und europäische Aktien zum Tätigkeitsschwerpunkt.

 

 

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