Institut für Vermögensverwaltung

VV-Studie 2018

Lutz Siebentag -

Gutes Jahr 2017

Das Institut für Vermögensverwaltung (InVV) an der Hochschule Aschaffenburg untersucht seit 2014, wie sich die Branche der bankenunabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland entwickelt. 2018 deckte die jährliche Untersuchung rund 45 Prozent der schätzungsweise 400 Vermögensverwaltungen hierzulande ab. Zentrale Erkenntnis ist für Institutsleiter Prof. Dr. Hartwig Webersinke: „Die unabhängige Vermögensverwaltung bleibt nach wie vor eine attraktive Zukunftsbranche mit guten Erwerbsaussichten und einer hohen Eigenkapital-Rentabilität.“

Verwaltetes Vermögen dürfte weiter ansteigen

Der Optimismus gründet in der geschäftlichen Entwicklung der Branche: 2017 stieg das verwaltete Vermögen über alle Unternehmensgrößen hinweg bei exakt der Hälfte der Vermögensverwaltungen an. Dazu beigetragen haben die Aufstockungen von Bestandskunden und der Gewinn neuer Kunden, aber auch die Performance durch die Börsenentwicklung. In 34 Prozent der Fälle war ein „starker Anstieg“ von mehr als 30 Prozent bei den Assets under Management (AuM) zu verzeichnen; in knapp neun Prozent blieben diese konstant. Einen Rückgang bei den AuM mussten lediglich sieben Prozent der Umfrageteilnehmer hinnehmen. 

Auffällig ist, dass Vermögensverwalter mit mehr als 500 Mio. Euro an AuM ihre Neukunden vor allem von Großbanken gewannen (78 Prozent). Kleinere Unternehmen profitierten insbesondere davon, dass Kunden von Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken ihr Geld umschichteten (durchschnittlich 52 Prozent).

Wichtig: Empfehlungen, Veranstaltungen und Pressearbeit

Neue Mandate gewinnen Vermögensverwalter vor allem durch die persönliche Empfehlung von zufriedenen Kunden – je nach Unternehmensgröße in 78 bis 97 Prozent der Fälle. Auch Veranstaltungen und die Einstellung von beziehungsweise Kooperation mit neuen Beratern sind erfolgversprechende Maßnahmen (durchschnittlich 22 Prozent, Mehrfachnennungen möglich). Ebenfalls wichtig ist die Pressearbeit, über die durchschnittlich 15 Prozent der Unternehmen Zugang zu neuen Kunden gefunden haben. Soziale Netzwerke tragen vor allem bei größeren Vermögensverwaltungen zum Wachstum bei (13 Prozent). Anzeigen spielen in jedem Segment mit maximal vier Prozent nur eine untergeordnete Rolle.

Die größten Bremsen für das Wachstum der Branche sind der Erwerb von Immobilien durch die Kunden (68 Prozent der Fälle) wie auch der Tod von Kunden (53 Prozent). Demgegenüber rangiert die Unzufriedenheit mit der Performance als Grund für den Abzug von Geld deutlich weiter hinten (22 Prozent), während hohe Kosten in nur vier Prozent der Fälle als Grund für den Weggang angegeben wurden.

Umfeld begünstigt unabhängige Vermögensverwalter

Mit den neuen Zahlen bewahrheitet sich eine Prognose des InVV aus den vergangenen Jahren. 2017 hatte Dr. Webersinke, zugleich Dekan an der Hochschule Aschaffenburg, mehrere Faktoren benannt, die für Aufwind in der Branche sorgen sollten: ein Bankenumfeld, das sich fundamental wandelt und nicht immer adäquat auf die Bedürfnisse der Kunden eingeht; das Bewusstsein, dass eine gute Beratung etwas kosten darf (und muss) sowie die Tatsache, dass niedrige Zinsen eine gute Vermögensverwaltung immer schwieriger machen. „Wir sehen erneut, wie diese Faktoren die Branche der Vermögensverwalter zunehmend beflügeln“, so der Wissenschaftler. Für die weitere Zukunft waren mehr als 70 Prozent der Befragten optimistisch, dass sich der Zuwachs beim verwalteten Vermögen fortsetzen wird – „einen so hohen Wert sehen wir in unserer Befragung zum ersten Mal“, so Dr. Webersinke.

Viele Unternehmen mit deutlich besserer Rentabilität

In der Tat konnten sich die Vermögensverwalter über eine teils deutlich gestiegene Rentabilität ihres Eigenkapitals (Ek) freuen: Über alle Firmengrößen hinweg erzielten 70 Prozent der Vermögensverwalter eine Ek-Rentabilität von mehr als zehn Prozent. „Das entspricht einem Zuwachs von knapp zehn Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr und unterstreicht die wirtschaftliche Attraktivität der Branche“, so Webersinke. Ein gutes Drittel der antwortenden Teilnehmer kam sogar auf eine Ek-Rentabilität von mehr als 30 Prozent.

Cost-Income-Ratio bei durchschnittlich 70 Prozent

Die gestiegene Rentabilität spiegelt sich auch in einer verbesserten Cost-Income-Ratio von durchschnittlich 70,1 Prozent wider. Unabhängig von ihrer Firmengröße mussten die Vermögensverwalter somit 70 Cent aufwenden, um einen Euro an Ertrag zu erwirtschaften. Auffällig: Die kleinsten Firmen mit AuM unter 50 Mio. Euro sowie die größten Unternehmen mit mehr als 500 Mio. Euro haben mit 65 Prozent (Median) eine nahezu identische Cost-Income-Ratio. „Die wirtschaftliche Situation führt auch zu besseren Aussichten für Bewerber“, so Institutsleiter Webersinke. So wollen insbesondere die großen Vermögensverwalter neues Personal einstellen, während dort niemand an Personalabbau denkt. Aber auch bei den kleinsten Firmen ist rund die Hälfte zur Einstellung neuer Mitarbeiter bereit.

Die durchschnittliche Vermögensverwaltung verwaltet laut der aktuellen Studie des InVV im Median eine Summe von knapp 152 Mio. Euro und betreut 221 Kunden mit 7 Mitarbeitern. Im Vorjahr lagen diese Werte bei 150 Mio. Euro, 210 Kunden pro Unternehmen und ebenfalls 7 Mitarbeitern. Beim Median handelt es sich um einen Mittelwert für Verteilungen in der Statistik. Der Median einer Auflistung von Zahlenwerten ist derjenige Wert, welcher an der mittleren Stelle steht, wenn man die Werte der Größe nach sortiert. Der Markt lässt sich unterteilen in die sehr großen Vermögensverwaltungen mit mehr als 500 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen. Diese machen weniger als zehn Prozent der Unternehmen aus, während kleine Firmen mit weniger als 150 Mio. Euro mehr als die Hälfte der Vermögensverwaltungen stellen. Die meisten übrigen Häuser verwalten Vermögen zwischen 150 Mio. und einer halben Milliarde Euro.

 

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