Tops 2019

Bank Gutmann vorn

Elmar Peine -

Die Bank Gutmann aus Österreich ist der Gewinner des Private Banking Tests, den die Fuchsbreife in Zusammenarbeit mit Dr. Richter in diesem Jahr durchführten. Die neue Welt des Privat Bankings – so der Titel der Broschüre, die die Ergebnisse zusammenfasst und im Verlag FUCHSBRIEFE erscheint – hat ihre Licht- und Schattenseiten.

Österreichische Anbieter bauen ihre Qualitätsführerschaft weiter aus. Die Schweiz liegt in Sachen Kundenorientierung weit hinten. In Liechtenstein arbeiten die Anbieter mit dem breitesten Produktangebot für Privatkunden. Deutsche Anbieter lassen Spitzenleistungen vermissen. Luxemburg trocknet als Standort für das Direktgeschäft mit deutschen Private Banking-Kunden aus.

Das beste Beratungsgespräch erlebten die Testkunden bei der DZ Privatbank in Stuttgart. Die besten Vermögensstrategien liefern das Bankhaus Carl Spängler und die Bank Gutmann. Die höchste Portfolioqualität kommt ebenfalls vom Bankhaus Carl Spängler in Salzburg. Die höchste Transparenz zeigt die Capital Bank aus Graz.

DIE TOP-Anbieter. Bester Anbieter ist erneut die Bank Gutmann mit Sitz in Wien. Sie führt auch die Langzeitwertung »Ewige Bestenliste« an. Insgesamt fünf Mal wurden TOP-Leistungen konstatiert. In allen Fällen handelt es sich um Anbieter aus Österreich: Bank Gutmann AG, Bankhaus Carl Spängler & Co. AG, Capital Bank - GRAWE Gruppe AG, Schoellerbank AG Salzburg und WALSER PRIVATBANK AG überzeugten im Test in allen Prüfkategorien. TOP-Anbieter erzielen mindestens 95% der Bestpunktzahl im Test und schneiden in jeder der vier Wertungskategorien mindestens mit »Gut« ab. Hier geht es zur Ergebnisübersicht.

DIE EWIGE BESTENLISTE. Die Bank Gutmann führt zum zweiten Mal in Folge die Ewige Bestenliste an, die seit 2006 ermittelt wird. Hier wird ein Durchschnitt aus den Jahresergebnissen gebildet.

DER TESTFALL. Die Testkunden der Fuchs|Richter Prüfinstanz gingen mit ihren individuellen Lebensgeschichten zu den einzelnen Anbietern. Allen gemein war, dass sie eine Erbschaft von 3 Millionen Euro angetreten hatten, von der nach Steuern 2,1 Millionen übrigblieben. Das Geld wollten sie bei zwei Banken in Konkurrenz anlegen. Risikovorgabe war ein maximaler Verlust vom erreichten Höchststand (Maximum Drawdown) zwischen zehn und 20 Prozent. Zum Teil erwarteten die Kunden regelmäßige Ausschüttungen bzw. Unterstützung beim Kauf einer Immobilie. Die Anbieter sollten selbst benennen, welche Rendite sie bei den Kundenvorgaben liefern könnten.

DIE WERTUNG. Geprüft wird in vier Wertungskategorien. Das Beratungsgespräch fließt mit 45%, die Vermögensstrategie mit 20%, die Portfolioqualität mit 15% und die Transparenz mit 20% Gewicht in die Wertung ein. Die Transparenz beinhaltet eine Fragebogenauswertung. Zudem fließen das Abschneiden im Performance-Projekt der Prüfinstanz sowie die Vertrauenswürdigkeit der Häuser in die Transparenzwertung mit ein.

DIE GEBÜHREN. Das mittlere Gebührenniveau sinkt leicht. Im Schnitt beträgt das Minus 10 Basispunkte (0,10%-Punkte) gegenüber dem Vorjahres- Median. Für Depots mit Anlagevolumina bis zu 1,1 Millionen Euro und einer ausgewogenen Struktur aus Aktien und Anleihen verlangen Anbieter im Mittel 1,10% (All-in-Fee). Die Standardkonditionen sind von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Sie reichen von 0,70% bis zu 1,57%. Bei Anlagevolumina bis zu 3,1 Mio. sinkt der Median auf 1,05%, bei 5,1 Mio. Euro noch deutlicher auf 0,90% (alle Angaben verstehen sich zzgl. MwSt.). Besonders günstig kommt der Anleger in Österreich weg. Dort bewegen sich die Standardkonditionen häufiger im unteren Segment des Konditionentableaus. Deutschland liegt im Mittelfeld. Relativ teuer sind die Banken und Vermögensverwalter in der Schweiz und Liechtenstein, die das obere Gebührensegment bilden.

ERGEBNISKOMMENTAR. „Erstaunlich ist, wie unterschiedlich die Anbieter stellenweise die Vorgaben des Gesetzgebers interpretieren. Insbesondere gilt das für die Pflicht zum Mitschneiden von Kundentelefonaten“, stellt Fuchsbriefe-Chefredakteur und Mitgründer Fuchs|Richter Prüfinstanz, Ralf Vielhaber, fest.

Der erste Test der Beratungsqualität im Private Banking nach Einführung der Mifid II Richtlinie, so die Prüfinstanz, hat zu einer Verbesserung der Qualität geführt. "Die Finanzmarktregulierungs-Richtlinie MiFID II trat am 3. Januar 2018 in Kraft. Die Fuchs|Richter Prüfinstanz hat im deutschsprachigen Raum den ersten großflächigen Praxistest zu ihren Auswirkungen im Private Banking durchgeführt. Ergebnis: Die Qualität der Kundenberatung im Private Banking hat durch die Finanzmarktregulierung in Teilen gewonnen. Einige Aspekte sind allerdings kritisch zu sehen. Die Vorgaben werden von den Anbietern unterschiedlich interpretiert. Vor allem große Institute tun sich schwer bei dem Spagat, einerseits die Vorgaben des Gesetzgebers einhalten zu müssen und andererseits den Individualitätsansprüchen eines Private Banking-Kunden gerecht zu werden.

Zu den positiven Auswirkungen der Marktregulierung zählen die gestiegene Kostentransparenz, eine anschaulichere und detailliertere Risikoaufklärung in weiten Teilen des Marktes und eine Zunahme des Einsatzes moderner Hilfsmittel. Der Kunde erfährt vorab, was an Haupt- und Nebengebühren auf ihn zukommt, wobei die Verständlichkeit des Gebührenausweises für den Privatkunden stark variiert und viele Anbieter die Daten erst kurz vor Abschluss eines Vermögensverwaltungsvertrags vorlegen. In Sachen Aufklärung bekommen Kunden vermehrt Beispiele der Entwicklung anderer Kundenportfolios in Korrektur- und Crashphasen vorgelegt oder etwa auf einem iPad gezeigt.

Zu den nachteiligen Auswirkungen zählt vor allem ein höheres Maß an Standardisierung. Die Banken bieten nur noch eine begrenzte Anzahl an „Paketen“ in der Vermögensverwaltung an. Das steht in Kontrast zur DNA des Private Bankings, der Individualität in der Kundenberatung. Zudem sind etliche Berater (und Anbieter) unsicher, wie sie die Regulierungsvorgaben umsetzen sollen. Diese Unsicherheit wirkt sich störend auf die Kundenberatung aus.

Allgemein ist ein Trend zu kostengünstigeren Portfolios zu beobachten. Der Einsatz von Indexfonds (ETF) nimmt rapide zu, um die Zusatzkosten zu reduzieren. Die Anbieter konzentrieren sich vermehrt auf die traditionellen Vermögensklassen Aktien, Renten (und Cash).

Dazu Dr. Jörg Richter, Mitgründer der Fuchs|Richter Prüfinstanz: „Die neue Kostentransparenz zeigt dem Anleger, wieviel Geld er über die gesamte Anlagedauer für seine Vermögensanlage ausgibt. Beim Einsatz aktiv gemanagter Fonds kann das schnell die Hälfte der Gewinnerwartung ausmachen. Die Folge ist, dass die Anbieter zu günstigeren Produkten greifen.“


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