VV-Kolumne: Anleihen

Alles andere als langweilig

Kolumnist -

Von Matthias Bohn, Vorstand der P&S Vermögensberatungs AG

Deutsche Staatsanleihen galten lange Zeit als sicheres, aber langweiliges Investment. Zuletzt folgten einige Jahre mit herben Verlusten. Das ist momentan völlig anders. Mit Bundesanleihen können wieder Renditen von jenseits der 2,5 Prozent erzielt werden.

Während meiner Ausbildungszeit und in den ersten Jahren in der Bank war mir stets klar: Bei Aktien spielt die Musik! Bis ich im Taunus auf Anleihespezialisten gestoßen bin, die mir glaubhaft darlegten, dass die Rentenmärkte das Non-Plus-Ultra wären und dass natürlich die erzielbaren Renditen aus Kupons und Kurssteigerungen an den Anleihemärkten die Aktienmarktrenditen locker schlagen können.

Vom No-Brainer zum Risikofaktor

Zugegeben, in den letzten Jahren, und damit ist seit den 1980er Jahren gemeint, waren Staatsanleihen als Portfoliobeimischung ein No-Brainer, wie es so schön auf neu-hessisch heißt. Die Zinsen sind immer weiter gefallen und damit hat Buy and Hold in dem Bereich richtig Spaß gemacht.

Hinzu kam, dass die Bundesanleihen in Krisensituationen – und die hatten wir wahrlich en masse – stetig im Kurs gestiegen sind und damit das Portfoliorisiko deutlich reduziert wurde. Und dann kam das Jahr 2022! Als im Jahr 2022 die Kurse von langlaufenden Staatsanleihen höhere Verluste als die Aktienmärkte einfuhren, rieben sich viele Marktteilnehmer verwundert die Augen. Minus 20 Prozent, wie kann das sein? Seither ist etwa der Kurs des Bund Future als Maßstab des Kursverlaufs einer fiktiven zehnjährigen Bundesanleihe von über 170 auf unter 130 gefallen!

EZB sorgt für Aufwärtspotenzial

Heute stellt sich die Situation anders dar. Mit Bundesanleihen können wieder Renditen von jenseits der 2,5 Prozent erzielt werden. Wir befinden uns in einer konjunkturell schwachen Verfassung in Europa. Die EZB hat mit Zinssenkungen gestartet und wenn die Wirtschaft weiter so schleppend läuft, wird es hier wohl eher zu Überraschungen bei den Zinssenkungen nach unten kommen. Damit hätten Bundesanleihen ein schönes Aufwärtspotenzial. Rechnet man dann noch mit ein, dass sich viele Aktienmärkte auf oder nahe der Allzeithochs bewegen und das Fundament der Kursrallye immer dünner wird, stellen Bunds einen wunderbaren „Safe Haven“ dar!

Fallen unsere Langfristzinsen in den kommenden Monaten um einen Prozentpunkt, wäre ein Kurspotential von fast zehn Prozent mit diesen Langweilern möglich.

Anleger können neben dem direkten Kauf von Bundesanleihen an der Börse auch auf einen ETF wie den iShares Germany Govt Bond UCITS ETF (ISIN IE00B5V94313) setzen, der in Bundesanleihen mit verschiedenen Laufzeiten investiert.

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