Value-Kolumne

Altersgrenze für Vermögensverwalter?

Kolumnist -

„Alt gegen Jung“ hieß eine RTL-Show, die der Spiegel als „Fremdschämen im Endstadium“ bezeichnete. Und Ähnliches denkt man bei der aktuellen Diskussion über alternde Politiker, wie US-Präsident Joe Biden und seinen Kontrahenten um die US-Präsidentschaft Donald Trump. 81 vs. 79 Jahre. Doch das ist nichts Neues: Auch Churchill, Hindenburg, Reagan und Roosevelt - allesamt hoch verehrte Persönlichkeiten der Zeitgeschichte - zeigten während ihrer Amtszeit Anzeichen von Müdigkeit, Verwirrtheit und Gedächtnisproblemen, oder wiesen deutliche Beeinträchtigungen ihrer kognitiven Fähigkeiten auf.

Politiker, die besondere Spezies

Sind Politiker eine besondere Spezies? Der Governance-Kodex verlangt Altersgrenzen für Vorstände und Aufsichtsräte. Dann gibt es gesetzliche Altersgrenzen für bestimmte Berufe wie Notare, Piloten und Offiziere. Dies gilt sogar für Generäle, da kognitive Fähigkeiten und Entscheidungsfähigkeit im Laufe der Zeit nachlassen, was die Leistung beeinträchtigt. Es ist schon skurril, dass die Allgemeinheit vor altersbedingten Fehlentscheidungen in diesen Berufen geschützt wird, nicht jedoch bei Staatenlenkern, deren Wirken sicherlich ein viel größeres Ausmaß hat.

Betagte Fondsmanager wie Warren Buffett werden verehrt

Aber wie ist das bei Vermögensverwaltern? Betagte Fondsmanager werden oft verehrt. Bestes Beispiel Warren Buffet, der mit 93 Jahren der meist gefragte noch aktive Investor ist. Auch George Soros übergab erst im gleichen Alter an seinen Sohn. Ähnlich die verstorbenen Investmentlegenden André Kostolany und Charly Munger, die beide noch mit über 90 Jahren aktiv und hoch angesehen waren.

Wieso ist das so? Es gibt viele wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem Thema und nicht überraschend zeigen die meisten, dass jüngere Manager dazu neigen, mehr Risiken einzugehen, was zu höheren Renditen, aber auch zu höherer Volatilität führt. Ältere Manager hingegen verfolgen häufig einen konservativeren Ansatz, was zu stabileren, aber potenziell niedrigeren Renditen führt. Vergleicht man die Renditen risikoadjustiert, so belegen die Studien - wie so oft - sowohl das eine als auch das andere. Wie heißt es in der Morningstar-Untersuchung „Jung vs. Erfahrung“: „Sowohl die Jugend als auch die Erfahrung haben ihre eigenen Stärken und Schwächen. Jüngere Manager sind möglicherweise besser mit den aktuellen Markttrends und technologischen Fortschritten vertraut, während ältere Manager mehr Stabilität und bewährte Strategien bieten können.“ Dass Buffett nach längerem Zögern auch keine Scheu vor neuen Trend hat, zeigt sein Investment in Apple, die – trotz eines Teilverkaufs – immer noch die größte Position in seinem Portfolio ausmacht.

Seit 25 Jahren bewährter Investmentansatz

Es kommt also nicht unbedingt aufs Alter an, um ein guter Asset Manager zu sein. Mit jetzt 58 und mehr als 30 Jahren Erfahrung als Fondsmanager habe ich sicherlich schon das ein oder andere gesehen. Aber wichtiger als das Alter ist für uns beim Managen unseres Contrarian Value Euroland Fonds (ISIN: LU0370217092) die Anlagephilosophie: Bei unserem seit mehr als 25 Jahren bewährten Investmentansatz suchen wir nach unterbewerteten Firmen mit nachvollziehbarem Geschäftspotential. Dabei investieren wir wie ein Unternehmer, der nach Chancen sucht, auch wenn er damit gegen die herrschende Marktströmung schwimmt. Und diesem Ansatz bleiben wir treu.

„Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“

Trotzdem bleibt die Frage: Sollte es auch bei Fondsmanagern eine Altersgrenze geben? Mein nicht unbedingt ernstgemeinter Vorschlag: Solange Ihr Vermögensverwalter das wirklich existierende Wort „Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz“ fehlerfrei ablesen kann, ist er berufstauglich. Dann können Sie sich als Anleger auf andere Kriterien konzentrieren.

Der Autor: Hans Peter Schupp, Vorstand der Fidecum AG und Portfoliomanager des Contrarian Value Euroland Fonds.

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