Bitcoin himmelhoch jauchzend – Gesellschaft zu Tode betrübt?
Bei Goethe (Klärchens Lied) hieß es allerdings: "Himmelhoch jauchzend, zum Tode betrübt"
Autoren: Ulrich Bindseil, Jürgen Schaaf, EZB
Zusammenfassung. Der Großessay der beiden EZB-Ökonomen Bindseil und Schaaf von Mitte Oktober – die unten verlinkte Version wurde letztmals am 2. November revidiert – hat in der deutschsprachigen Gemeinde der Bitcoin-Interessierten hohe Wellen geschlagen. Die beiden Autoren fassen ihre Bitcoin-Kritik wie folgt zusammen: „Das ursprüngliche Versprechen von Nakamoto (2008), der Welt ein besseres globales Zahlungsmittel zu bieten, hat sich nicht erfüllt. Stattdessen hat sich der Fokus zunehmend auf Bitcoin als Anlagevermögen verlagert, das hohe Kapitalgewinne verspricht. Die Befürworter dieser Anlagevision unternehmen wenig Anstrengungen, Bitcoin mit einer wirtschaftlichen Funktion in Verbindung zu bringen, die seine Bewertung rechtfertigen würde. Während die meisten Ökonomen argumentieren, dass der Bitcoin-Boom eine Spekulationsblase ist, die irgendwann platzen wird, analysieren wir in diesem Artikel die Auswirkungen eines Bitcoin-positiven Szenarios, in dem sein Preis in absehbarer Zukunft weiter steigt. Was intuitiv vielversprechend oder zumindest nicht schädlich klingt, ist problematisch: Da Bitcoin das Produktionspotenzial der Wirtschaft nicht erhöht, sind die Folgen der angenommenen anhaltenden Wertsteigerung im Wesentlichen umverteilend, d. h. die Vermögenseffekte auf den Konsum früher Bitcoin-Besitzer können nur auf Kosten des Konsums des Rests der Gesellschaft erfolgen, der verarmt. Während frühere Diskussionen über die Umverteilungseffekte von Bitcoin davon ausgingen, dass ein schlechtes Timing beim Handel eine notwendige Bedingung für Verluste sei, zeigen wir in unserem Papier, dass weder ein ungünstiges Timing noch der Besitz von Bitcoins überhaupt Voraussetzungen dafür sind, von einem positiven Bitcoin-Szenario negativ betroffen zu sein.“
Link zur Studie: “The distributional consequences of Bitcoin”