Die Blockchain-Kolumne

Digital Assets - eine Asset-Klasse wird erwachsen.

Redaktion -

Wenn man im Jahr 2017 von der neuen Assetklasse der Digital Assets sprach und in diesem Zuge auch noch Bitcoin erwähnte, wurde man ein bisschen wie ein Aussätziger behandelt – und wird es teilweise auch heute noch. Dabei besteht durchaus begründeter Anlass zu der Annahme, dass Digital Assets DIE Assetklasse der nächsten Dekade sein könnten.

Digital Assets – worunter wir in diesem Artikel nur die „nativen“ Digital Assets wie beispielsweise Bitcoin, Ethereum oder auch IOTA und nicht klassische Wertpapiere in Token-Form verstehen – wirken sich als Beimischung sehr positiv auf vermögensverwaltende Portfolios aus. Das ist mittlerweile in verschiedenen Studien eindrucksvoll nachgewiesen, weshalb sich Vermögensverwalter und andere Marktteilnehmer allein schon aus diesem Grund mit Digital Assets befassen müssen, wollen sie ihre Kunden bestmöglich beraten. Doch selbstverständlich ist dies nicht der einzige Grund, der für eine Auseinandersetzung mit dem Thema spricht: So befinden sich viele Vermögensverwalter in einer ähnlichen Alterskohorte wie ihre Kunden oder gehören maximal der Vorgängergeneration an. Für diese ist das Thema der Digital Assets häufig noch ein wenig fremd – ganz im Gegensatz zu denjenigen, die die Gelder ggf. irgendwann einmal erben werden. Insbesondere die jüngeren Semester sind häufig deutlich offener für digitale Technologien und setzen sich mit neuen Investmentopportunitäten in dieser Sphäre auseinander. Und die Vorteile der neuen Assetklasse sprechen durchaus für sich. So gehört beispielsweise der Bitcoin zweifelsohne in die Rubrik der höchst rentierlichen Assets der letzten Dekade, und auch im krisengebeutelten Jahr 2020 performten viele Digital Assets durchaus respektabel. Darüber hinaus sind Direktinvestitionen nach einem Jahr aktuell komplett steuerfrei.

Was mich im Gespräch mit Vertretern des klassischen Finanzsystems im Bezug auf Digital Assets sowie Blockchain häufig verwundert, ist die, teils sehr deutliche, Meinungsbildung auf Basis eher oberflächlichen Wissens – ich nenne das auch gern den Warren-Buffet-Effekt. So ist Buffet ohne Zweifel einer der größten Investoren unserer Zeit und ein sehr respektabler Geschäftsmann. Und doch hat er die Geschäftsmodelle rund ums Internet laut eigener Aussage allesamt verpasst, weil er eben nicht verstanden hat, wie das Ganze funktioniert. Exakt das Gleiche sehen wir jetzt wieder, nur aufgrund des regulatorischen Schubes noch einmal ungleich intensiver. Und das macht es natürlich noch einmal richtig, richtig spannend. Denn: Im Gegensatz zum Internet-Hype, bei dem potenzielle Assets für jeden Investor direkt von Anfang an investierbar waren, verhält es sich bei digitalen Assets anders: Aufgrund der regulatorischen Unsicherheit befindet sich aktuell nur Spielgeld in dieser Assetklasse. Derzeit findet indes – und zwar weltweit zeitgleich – die Schaffung regulatorischer Sicherheit für Investitionen in eine Assetklasse statt, die nicht wie bspw. Fiatgeld der Manipulation durch den Staat ausgesetzt ist. Wenn die wirklich relevanten Fonds nur ein Prozent ihrer Allokation in Bitcoin vornähmen, werden wir Kurse sehen, die sich aktuell noch niemand ernsthaft vorstellen kann. Dies haben jetzt auch erste Player aus der klassischen Finanzindustrie erkannt, und man kann Hauck & Aufhäuser zur Gründung der eigenen KVG für Digital Assets wirklich nur gratulieren. Hier wurden die Zeichen der Zeit erkannt und es wurde entschlossen gehandelt. Auch die BNP Paribas hat verlautbaren lassen, digitale Assets verwahren zu wollen, wobei man sich hier primär auf klassische Finanzinstrumente in Token-Form konzentrieren wird.

Also „all in“ Digital Assets? Natürlich nicht blind und bitte immer mit einer gehörigen Portion Respekt, da neben der großen Volatilität auch technologische Risiken lauern. Und – das ist etwas, was Buffet auf jeden Fall zugutegehalten werden sollte – es ergibt sicherlich Sinn, in Assets zu investieren, die man „versteht“. Wir geben unumwunden zu, dass die Themen Blockchain und Digital Asstes wirklich sehr viele Bereiche der bislang gelernten klassischen Bank- und Investmentwelt auf den Kopf stellen – was wiederum dazu führt, dass man sich mit extrem vielen und teilweise ungewohnten Themen auseinandersetzen muss. Doch es lohnt auf jeden Fall, dies zu tun. Nein sagen kann man dann immer noch.

Dr. Sven Hildebrandt ist Geschäftsführer der Blockchain-Spezialberatung DLC Distributed Ledger Consulting GmbH. Er steht für Interessierte gerne als Ansprechpartner zur Verfügung (Tel. 040/88369187; Mobile: 0177/5927224; Mail: s.hildebrandt@distributed-ledger-consulting.de).

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