UVV-Kolumne

Fünf wichtige Börsen-Regeln für unruhige Zeiten

Gastautor -

Von Mirko Kohlbrecher, Investmentstratege bei der Spiekermann & CO AG in Osnabrück

Regel 1: Vertrauen Sie auf den langfristigen Aufwärtstrend bei Aktien!

Wenn Sie sich den ultralangen Chart eines Aktienindex, etwa des amerikanischen S&P 500 seit 1927 anschauen (unten), sehen Sie: Trotz zeitweiliger Einbrüche weist der Trend ganz klar nach oben. Selbst jahrelange Einbrüche erscheinen im Rückblick als kleinere Korrekturen. Es ist kaum sinnvoll anzunehmen, dass sich dieser Aufwärtstrend bei Aktien grundlegend ändern wird. Schließlich verbriefen Aktien die Teilhabe am Produktivkapital. Und da seit Jahrzehnten global immer mehr Menschen daran mitarbeiten, wächst dieses Kapital weiter und weiter.

Regel 2: Kennen Sie Ihren Zeithorizont und bleiben Sie dabei!

Wer erfolgreich Geld anlegen will, sollte einen vernünftigen Zeithorizont wählen. Bei einer Anlage mit Schwerpunkt auf Aktien sind mindestens zehn Jahre ein guter Schwellenwert. Das ist vielen Anlegern klar, doch wenn es an den Börsen zu wackeln beginnt, schwenken die meisten zu einer (sehr) kurzfristigen Betrachtung über. Dann zählt, was gestern passierte und morgen wohl geschehen wird. Deshalb: Werden Sie sich vor Ihrem Investment klar, mit welchem Zeithorizont Sie an die Sache herangehen – und erneuern Sie innerlich immer wieder Ihren Entschluss.

Regel 3: Akzeptieren Sie Korrekturen am Aktienmarkt als unvermeidlich!

Erinnern Sie sich noch an die Dot.com-Blase im Jahr 2000? Oder an die Finanzkrise im Jahr 2008? Damals dachte man fast, die Welt stehe vor dem Untergang. In der Tat waren das ausgewachsene Bärenmärkte, in denen Anleger viel Geld verloren haben. Wären sie dabeigeblieben, stünden ihre Depots nun ordentlich im Plus. Wer im Juni 2022 auf einen Chart des S&P 500 schaut, erkennt: Der Index steht inkl. Dividenden erheblich höher als vor dem Hoch vor der Finanzkrise. Das Beste ist daher, kleinere oder größere Korrekturen als unvermeidlich hinzunehmen. Übrigens: Aus unserer Sicht ist die aktuelle Korrektur kein Beginn eines großen Bärenmarktes, da nicht alle Branchen im Kurs fallen!

Regel 4: Ignorieren Sie Nachrichten und Meinungen!

In der aktuellen Gemengelage sind Zeitungen und Online-Portale voller schlechter Nachrichten und düsterer Einschätzungen der Zukunft. Hinzu kommen die unvermeidlichen Marktschreier, die mit reißerischen Untergangs-Prognosen ihren Lebensunterhalt verdienen. Mein dringender Rat an alle, die nicht professionell Geld anlegen: Ignorieren Sie diese Quellen, soweit es Ihnen möglich ist! Zum einen hat die Börse diese Informationen vermutlich längst berücksichtigt. Zum anderen werden Sie dadurch lediglich verwirrt und verunsichert. Bei Investments von Privatanlegern gilt: Weniger (Information) ist oft mehr!

Regel 5: Passen Sie Ihr Portfolio an veränderte Umstände an!

Haben Sie nun den Eindruck, wir seien Anhänger von „Augen zu und durch“? Darauf antworten wir mit einem entschiedenen „Jain!“ Mit „Ja“, wenn Ihre Strategie bei der Geldanlage zu Ihrer Lebenssituation sowie Ihren Zielen und Möglichkeiten passt. Dann sollten Sie sie weiterverfolgen, denn die Chancen, Ihr Ziel zu erreichen, sind höher, als wenn sie ständig hin und her wechseln. Mit „Nein“, wenn sich Ihre Lebensumstände ändern, etwa zum Beginn des Ruhestands. Oder wenn es an der Börse zu grundlegenden Änderungen kommt, etwa weil neue Gewinnerbranchen auftauchen. Dann sollten Sie Ihr Depot anpassen oder einen unabhängigen Vermögensprofi zu Rate ziehen.

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