Exner-Kolumne

Darauf haben 537 Millionen Diabetiker gewartet!

Kolumnist -

Menschen mit Diabetes haben eigentlich nur einen Wunsch: Leben so normal wie möglich. Sie wollen arbeiten, genießen und feiern – sie wollen ganz normal am Leben teilnehmen. Doch so einfach ist das nicht. Denn ein Leben mit Diabetes mellitus Typ 2, an dem rund 95 Prozent aller Diabetes-Patienten erkrankt sind, müssen regelmäßig Medikamente einnehmen, sind in ihren Essgewohnheiten einschränkt und müssen regelmäßig Insulin spritzen.

Doch Diabetes ist zumeist „hausgemacht“! Der Typ 2 ist nämlich nicht angeboren, sondern entwickelt sich schleichend. Die Patienten sind zumeist übergewichtig, ernähren sich falsch und bewegen sich viel zu wenig. Ein Teufelskreis, aus dem die meisten nicht herausfinden. Ganz zu schweigen vom erhöhten Risiko für Folgekrankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Niereninsuffizienz oder Erblindung. Hinzu kommen die wirtschaftlichen Belastungen – Diabetes war im vergangenen Jahr für rund 966 Milliarden US-Dollar an Gesundheitsausgaben verantwortlich.

Eli Lilly mit der „Wunderspritze“

Doch dem soll jetzt Abhilfe geschaffen werden. Der US-Gesundheitskonzern Eli Lilly hat jetzt eine Spritze auf den Markt gebracht, die wahre Wunder bewirken soll. Mit Mounjaro (Wirkstoff: Tirzepatide) hat Eli Lilly ein Medikament auf den Markt gebracht, das in der Fachpresse bereits viel Vorschusslorbeeren einheimst. Das Ärzteblatt schreibt von einem „neuen Stern am Diabeteshimmel“. Und das wohl zu Recht. Das Medikament wird einmal pro Woche gespritzt und soll nicht nur zur Behandlung von Diabetes Typ 2 sehr gute Wirksamkeit zeigen, sondern auch zu starkem Gewichtsverlust führen. Damit werden also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zumal Fettleibigkeit nicht nur klarer Treiber bei der Entwicklung von Diabetes, sondern auch vielen anderen Volkskrankheiten angesehen wird.

Mounjaro kombiniert die Wirkung der beiden Hormone GLP-1 und GIP. Stark vereinfacht gesprochen veranlasst GLP-1 die Betazellen Insulin freizusetzen, senkt also den Blutzuckerspiegel. GIP ergänzt diese Wirkung und verringert den Appetit, also die Nahrungsaufnahme, und erhöht den Energieverbrauch. Das wiederum führt zur Gewichtsreduktion. Patienten müssen sich also nicht mehr so sehr beim Essen einschränken – und nehmen trotzdem ab. Und auch ihr Diabetes können sie unter Kontrolle halten. Mounjaro ist für die Patienten also wirklich ein Wundermittel!

Umsatzpotential im zweistelligen Milliardenbereich

Entsprechend hoch ist das Marktpotential, das dem neuen Medikament zugesprochen wird. Analysten sehen bereits ein Umsatzpotential im zweistelligen Milliardenbereich. Zumal das Produkt nach aktuellen Studien den derzeitigen Vergleichsprodukte von z.B. Novo Nordisk überlegen ist. Mounjaro wurde in den USA bereits zugelassen, in Europa soll das Medikament im kommenden Jahr an den Start gehen.  

Hinzu kommen die blanken Fakten: Laut IDF Diabetesatlas sind inzwischen 537 Millionen Menschen weltweit an Diabetes erkrankt, 2045 werden es wohl fast 800 Millionen sein. Das sind 10 Prozent der weltweiten Bevölkerung. Dabei wird vermutet, dass die Dunkelziffer an Erkrankten bei 50 Prozent liegt, also Stand heute nochmal rund 270 Millionen Erkrankte nicht richtige diagnostizierte sind bzw. um Ihre Erkrankungen nicht wissen. Leider erkranken auch immer mehr jüngere Menschen an Typ-2-Diabetes. Waren Betroffene Ende der 1990er Jahre meist schon über 65 Jahre alt, so findet sich Typ-2-Diabetes heute zunehmend auch bei 40- bis 60-Jährigen.

Führt man sich vor Augen, das Eli Lilly im vergangenen Jahr einen Gesamtumsatz von 24,5 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet hat, könnte die Entwicklung von Mounjaro das Unternehmen in neue Dimensionen heben. Wir sind mit dem Grönemeyer Gesundheitsfonds stark im Bereich Diabetes investiert, hierzu gehört auch eine Position in Eli Lilly.

Und dass man dem US-Pharmariesen im Bereich Diabetes durchaus einiges zutrauen sollte, wird schon durch die Historie verdeutlicht. Schließlich war es das Unternehmen aus Indianapolis im US-Staat Indiana, das bereits 1923 das weltweit erste Insulin im Markt verfügbar gemacht hatte.

Über den Autor: Christian Exner ist Mitglied im Fondsberater-Team des Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig  

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