Das Comeback der Nebenwerte stockt
Niedrig kapitalisierte Aktiengesellschaften hinken den Großkonzernen seit Jahren bei der Kursentwicklung hinterher. Das schmerzt vor allem die Hidden Champions, die heimlichen Weltmarkt- oder Technologieführer, von denen es im deutschen Mittelstand unzählige gibt. Seit Monaten wird gemunkelt, dass ein Umschwung hin zu den vernachlässigten Nebenwerten bevorsteht. Wie wahrscheinlich ist ein Stimmungswandel?
Es gibt reichlich Gründe, warum die Small Caps immer mehr links liegen bleiben. Kleine Handelsvolumina führen zu höherer Volatilität und teilweise zu unverschämt hohen Geld-/Briefspannen. Das verleidet vielen Anlegern den Spaß.
Die massiven Zuflüsse der Indexfonds und der Erfolg dieser schmälern ebenfalls die Attraktivität von Nebenwerten. Diese ETFs bilden Indizes ab und benötigen dafür vor allem Titel, die ein hohes Handelsvolumen und geringe Geld-/Briefspannen aufweisen.
Zugleich nimmt die Zahl der Analysten bei Banken und Investmentgesellschaften, die sich mit Nebenwerten beschäftigen, stetig ab. Die Nachfrage nach individuellen Aktienanalysen schwindet einerseits durch KI und den einfachen und kostengünstigen Zugang zu umfangreichem Datenmaterial, andererseits durch Fusionen von Finanzinstituten und die damit verbundenen Kosteneinsparungen. Hier entstehen immer größere Kapitalblöcke, die sich wiederum nur in Titeln tummeln können, von denen entsprechend große Volumen handelbar sind.
Kurzfristig keine Veränderung in Sicht
Der Einbruch an den Märkten Anfang August war ebenfalls nicht von Vorteil für die Nebenwerte. Trotz teilweise sehr attraktiver Bewertungen wurden sie ähnlich heftig abgestraft wie die Großen. Die anschließende, überraschend kräftige Gegenbewegung wurde von den großen Werten angeführt. Das Anlagegeld wird nicht von Stockpickern auf der Suche nach billigen Titeln dirigiert, sondern wird meist geballt über Termingeschäfte und Indexfonds investiert.
Hoffnung Zinswende
Die Zinswende könnte ein Lichtblick sein. Kleinere Unternehmen finanzieren sich meist kurzfristig über Banken und haben größere Hürden beim Zugang zu alternativen Finanzierungen am Kapitalmarkt. Das führt zu ungünstigeren Zinssätzen und belastet die Gewinnentwicklung. Hier könnte nach der Zinssenkung bei vielen Firmen ein Hebel umgelegt werden.
Ob jedoch die Anlageströme auf absehbare Zeit den Weg zu Small Caps wieder finden und nachhaltig dabeibleiben, darf bezweifelt werden. Zu groß ist das Ungleichgewicht.
Das soll nicht heißen, dass mit kleineren Aktiengesellschaften kein Geld verdient werden kann. Es bleibt nur schwierig, abseits der Big Caps adäquate Performance zu erzielen. Wer sich die Arbeit macht und die nötige Geduld mitbringt, kann davon sicherlich profitieren.
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