Verwalter-Kolumne

Es gibt wieder Zinsen

Gastautor -

Der Anleihemarkt ist einen Blick wert - Es gibt wieder Zinsen

von Uwe Wiesner, Vermögensverwalter der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft in Berlin

Renditen von festverzinslichen Wertpapieren ergeben sich aus der Geldpolitik der Notenbanken, der Laufzeit der Anleihen, der Bonität des Emittenten und der Bereitschaft der Marktteilnehmer Anleihen zu kaufen. Betrachtet man aktuell die einzelnen Kriterien, ergibt sich für den Euroraum und global folgendes Bild.

Die Notenbankpolitik bleibt generell eher locker. Ein heftiger Zinsanstieg, der zu einer positiven Realverzinsung führt, ist nicht zu befürchten. Dies gilt im insbesondere im Euroraum. In den USA und den Emerging Markets werden die Notenbanken eher restriktiver vorgehen, aber trotzdem bleiben auch hier die Zinsen hinter der Geldentwertung zurück. Die Inflation steigt global und bleibt auf absehbare Zeit auf dem aktuell hohen Niveau. Damit sind langlaufende Anleihen weiter unattraktiv. Die Bonität von Unternehmen bleibt aufgrund der verbesserten Finanzdaten der letzten Jahre unkritisch. Aktuell ist jedoch zu beobachten, dass gerade die Kaufbereitschaft von Anlegern stark zurückgegangen ist. Konsequenz daraus ist, dass die Risikoaufschläge für Anleihen schlechterer Bonität stark angestiegen sind. Dies gilt auch für Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren. Auch dieses Phänomen ist global zu betrachten. Daraus ergeben sich gute Möglichkeiten, attraktive Anleihen bzw. Anleihe-Fonds zu kaufen.

Deutsche Staatsanleihen mit einer Laufzeit von drei Jahren rentieren aktuell mit  ca. 0,24 Prozent. Unternehmensanleihen sind deutlich attraktiver. So hat E.ON im März einen 0,875 Prozent Bonds (WKN A3MQY8)begeben der sich aktuell mit 1,15 Prozent verzinst. Eine 2,5 Prozent Thyssen Anleihe bis 2025 (WKN A14J58)verzinst aktuell wieder mit 3,25 Prozent. Und Grenke Finance, ein Emittent, dem bilanzielle Ungenauigkeiten vorgeworfen wurden, bietet mit seiner 4,125 Prozent Anleihe bis Oktober 2024 sogar eine Rendite über vier Prozent. Gleichwohl muss bei diesen Anleihen beachtet werden, dass die Emittenten eine schlechtere Qualität bzw. Bonität haben. Aufgrund der Laufzeit erscheinen die Risiken jedoch sehr überschaubar.

Anleger, denen ein Einzelengagement aufgrund des Emittentenrisikos zu groß erscheinen können auf Anleihefonds zurückgreifen. Erwähnenswert ist insbesondere der Capitulum Rentenstrategie Fond (WKN A2H7NT). Der Fonds investiert aktuell in über 300 Anleihen aus 100 verschiedenen Ländern. Währungsrisiken werden kontinuierlich abgesichert. Aktuell weist der Fonds eine Rendite über sieben Prozent innerhalb seines Vermögens auf. Die Duration (Kapitalbindung) liegt unter einem Jahr. Neben den hohen Erträgen kommen noch Chancen auf Kursgewinne, sofern sich die Risikoaufschläge für schlechtere Bonitäten wieder reduzieren.

Insgesamt zeigen die Beispiele deutlich, dass der Rentenmarkt wieder einen Blick wert ist und es durchaus Chancen gibt, auf absehbare Zeit einen realen Kapitalerhalt auch ohne Aktien zu gewährleisten.

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