VV-Kolumne: Machtprobe

Die Trottel-Prämie

Kolumnist -

US-Präsident Donald Trump tritt den Rückzug an. Er verkündete eine 90-tägige Pause für die meisten der zuvor verhängten Zölle und ließ sich von seinen Lakaien für diesen genialen Schachzug feiern. Freiwillig kam der plötzliche Sinneswandel nicht. Die Anleihemärkte zwangen ihn, seine Zollpolitik zu überdenken.

Von Markus Richert, Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH

Stellen Sie sich vor, Sie geben jemandem einen Kredit, aber haben das Gefühl, dass der Empfänger mit dem Geld Unfug anstellen könnte. In solchen Fällen verlangen Kreditgeber einen Zinsaufschlag als Sicherheit, bekannt als Trottelprämie. Dieser Begriff, geprägt vom TS Lombard-Analysten Dario Perkins, beschreibt den Aufschlag, den Investoren verlangen, wenn sie einer Regierung wirtschaftliche Fehlentscheidungen oder unberechenbare Politik zutrauen. Diese Prämie ist die finanzielle Quittung für wahrgenommene politische Inkompetenz.

Bereits 2022 erlebte die britische Regierung unter Liz Truss die Macht der Finanzmärkte, als ihr radikales Mini-Budget die Märkte ins Wanken brachte. Ihre Karriere endete kurz danach.

Trumps Befreiungsfehlschlag

Trumps Ankündigung eines „Befreiungstags“ mit einem Basiszoll von zehn Prozent auf nahezu alle Importe und Strafzöllen bis zu fünfzig Prozent für Importe aus über sechzig Ländern, führte zu Marktchaos. Die US-Zölle erreichten den höchsten Stand seit über 100 Jahren. Die Reaktion der Finanzmärkte war heftig und unmittelbar. Weltweit brachen die Aktienmärkte ein, Billionen an Börsenwerten wurden vernichtet.

Während die Aktien fielen, reagierten die US-Staatsanleihen ungewöhnlich. Normalerweise gelten diese als sicherer Hafen. In Krisenzeiten kaufen Investoren die US-Treasuries. Die Kurse der Staatsanleihen steigen, die Renditen sinken. Jetzt passierte das Gegenteil. Die Renditen der US-Staatsanleihen stiegen deutlich an und spiegelten wider, dass Investoren Bedenken hinsichtlich der US-Politik hatten.

Faktoren wie Zwangsverkäufe von Anleihen und Inflationsängste trugen sicher dazu bei, entscheidend war jedoch das schwindende Vertrauen. Investoren forderten eine höhere Risikoprämie für US-Schulden. Die „Trottel-Prämie“ kam in Washington an.

Kurskorrektur auf Druck

Die „Bond Vigilantes“ machten Druck. Darunter versteht man Investoren, die aus Protest androhen, Anleihen im großen Umfang zu verkaufen oder diese tatsächlich verkaufen. Das hätte steigende Kreditkosten für die US-Regierung bedeutet. Trumps Berater erkannten die Lage. Es folgte die Kehrtwende. Die Märkte reagierten mit einer Erleichterungsrallye, die Aktienkurse stiegen und die Anleiherenditen entspannten sich.

Trotz der teilweisen Kehrtwende bleibt die Unsicherheit bestehen. Zölle machen das Leben teurer. Das Yale Budget Lab schätzte die jährlichen Mehrkosten für einen US-Haushalt durch alle bisherigen Zölle auf rund 3.800 Dollar. Gleichzeitig droht die Wirtschaft langsamer zu wachsen oder in eine Rezession zu rutschen.

Die US-Regierung musste lernen, dass sie nicht immun gegen die Reaktionen der Finanzmärkte ist. Wenn Politik als erratisch und riskant wahrgenommen wird, kann das sehr schnell sehr teuer werden. Die Trottelprämie ist eine Warnung an alle Regierungen, die glauben, sie könnten die wirtschaftlichen Gesetze ignorieren.

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