Die Yale-Strategie für zuhause
Von Florian Grenzebach, Vertriebsvorstand der V-Bank
Alternative Anlagen können ein Portfolio bereichern. Über Diversifikation und Korrelation ist schon viel geschrieben worden – und genau hier liegt die Stärke der alternativen Investments: ihre Kurse laufen gerade nicht eins zu eins parallel mit der Entwicklung am Kapitalmarkt. Sie sind also negativ korreliert. Mischt man sie bei, lässt sich mit ihnen daher das Rendite-Risiko-Profil des Portfolios insgesamt verbessern.
Und trotzdem sind viele Anleger enttäuscht, wenn sie sich etwas genauer mit den alternativen Investments befassen. Vor der überzeugenden Theorie stehen nämlich in der Praxis zwei Hürden: die Vermögensgröße und die Mindestanlage. Letztere ist in vielen dieser Bereiche sehr hoch. So können bei einzelnen erstklassigen Private Equity-Fonds schnell mehrere Hunderttausend Euro als Mindestanlagesumme anfallen. Will man nun also Private Equity, Infrastruktur, Kunst oder Uhren mit zehn oder 20 Prozent beimischen, ist die Voraussetzung ein sehr großes liquides Vermögen. Und darüber verfügt nur eine kleine Zahl der Anleger.
Folgerichtig war diese Art der Diversifizierung, und damit auch der Performance und Risikostruktur, bislang den großen Vermögen vorbehalten. Doch auch hier macht die Digitalisierung nicht halt, und zwar eindeutig im Interesse aller Anleger. Anlagemöglichkeiten wie die soeben genannten, sind nämlich in digital gestückelter Form möglich, als sogenannte Tokens. Was wie Zukunftsmusik klingt, das gibt es heute bereits. Wir kennen es schon länger von Anleihen, Aktien oder Fondsanteilen: sie können als elektronische Wertpapiere gebucht und in kleinere digitale Einheiten umgewandelt werden. Anleihen sind dadurch für Privatanleger leichter zugänglich geworden. Ähnlich funktioniert das nun auch bei Sachwerten wie Kunst, Oldtimern oder Musikinstrumenten.
Ein Praxisbeispiel aus dem Bereich Kunst: Hier haben wir bei der V-Bank zusammen mit den beiden Partnern Cashlink und Arttrade mittels digitaler Wertpapiere einen regulierten Zugang zur Anlageklasse Kunst geschaffen. Investoren können sich darüber schon mit kleineren Beträgen an Werken renommierter Künstler beteiligen. Dafür haben zuerst die Experten von Arttrade nach strengen Selektionskriterien Portfolien aus verschiedenen Kunstobjekten zusammengestellt. Anleger müssen so nicht in ein einzelnes Kunstwerk investieren, sondern sind hier bereits innerhalb der Anlageklasse diversifiziert. Cashlink macht daraus dann über seine Infrastruktur kleine Anteile, die als elektronische Wertpapiere abgebildet werden und investierbar sind. Unser Part ist dann die Beschaffung und Verwahrung dieser Tokens.
Die Möglichkeiten, die sich für die Zukunft eröffnen, sind enorm. Irgendwann wird es möglich sein, dass sich Investoren zum Beispiel direkt über Tokens an nicht-börsennotierten Firmen beteiligen. Bis dahin ist es zwar noch ein weiter Weg, aber der Anfang ist gemacht.
Auch durchschnittliche Anleger werden bald nicht mehr nur Aktien, Anleihen oder Gold in ihrem Portfolio haben, sondern vielleicht zehn oder 15 verschiedene Anlageklassen. Sie können dann so ähnlich agieren wie sehr große Investoren oder die Milliarden-Stiftungsfonds der Universitäten. So etwas wie die Yale-Strategie für zuhause. Die Tokenisierung wird es möglich machen.