Eine problematische Entwicklung
Hochzinsanleihen, oft als Junk Bonds bezeichnet, sind festverzinsliche Wertpapiere, die von Emittenten mit einer niedrigen Bonität ausgegeben werden. Diese haben sich zuletzt sehr positiv entwickelt. Doch die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nimmt weltweit zu. Das birgt Gefahren für Junk-Bond-Investoren.
Die Umkehr der restriktiven Geldpolitik der europäischen und der US-amerikanischen Zentralbanken führt zu sinkenden Zinsen. Das wirkt sich tendenziell positiv auf den Wert von Anleihen aus. Denn bestehende Anleihen mit höheren Kupons werden attraktiver, da neu ausgegebene Anleihen eine niedrigere Verzinsung aufweisen. In der Folge steigt der Kurs von Hochzinsanleihen. Die jüngste Kursentwicklung dieser Anleihen ist zwar wenig überraschend, dennoch sollte sie mit Vorsicht betrachtet werden.
Steigende Insolvenzen
Denn parallel zur positiven Entwicklung nimmt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen weltweit zu. Das birgt gerade im Bereich der Junk Bonds die Gefahr, dass Emittenten ihre Zins- und Tilgungsverpflichtungen nicht erfüllen können.
Allein in den USA meldeten in diesem Jahr über 2.500 Unternehmen Insolvenz nach dem sogenannten Chapter-11-Verfahren an. Das ist mehr als eine Verdopplung gegenüber früheren Jahren und zeigt deutliche Parallelen zur globalen Finanzkrise von 2008. Diese alarmierende Entwicklung ist global zu beobachten. 2023 stiegen die Insolvenzen weltweit im Schnitt um 29 Prozent an. Der stärkste Anstieg seit 2009.
Besonders bemerkenswert ist, dass selbst größere und von Ratingagenturen bewertete Unternehmen zunehmend Zahlungsschwierigkeiten haben. In den USA stieg die Ausfallrate unter diesen Anleiheemittenten seit 2022 von unter zwei auf nahezu sechs Prozent. Das liegt deutlich über dem historischen Durchschnitt.
Eine Ausnahme bilden Unternehmen, deren Anleihen in bedeutenden Benchmarks vertreten sind. Bei diesen ist die Ausfallrate mit weniger als einem Prozent überraschend gering.
Der Unterschied ist vor allem auf den Zugang zum Kapitalmarkt zurückzuführen. Während kleine und mittelgroße Unternehmen meist auf die Finanzierung durch Banken angewiesen sind, können sich größere Unternehmen direkt am Kapitalmarkt finanzieren. Nach dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 nutzten viele Unternehmen mit Zugang zum Kapitalmarkt die günstigen Finanzierungsbedingungen, um sich langfristig mit Kapital zu versorgen, indem sie niedrig verzinste Anleihen begaben.
Nun jedoch stehen viele dieser Unternehmen vor dem Problem, dass die alten Anleihen auslaufen und sie sich zu den aktuell höheren Zinssätzen refinanzieren müssen. Der Zins für Hochzinsanleihen liegt heute etwa 1,5 Prozentpunkte über dem Niveau von vor einigen Jahren. Unternehmen mit schwächeren Bilanzen könnten dadurch in Schwierigkeiten geraten, was eine Zunahme von Zahlungsausfällen zur Folge hätte.
Trotz dieser besorgniserregenden Vorzeichen spiegeln die aktuellen Risikoprämien – also der Aufschlag auf die Rendite von Staatsanleihen – die zunehmende Wahrscheinlichkeit von Ausfällen nur unzureichend wider. Es ist davon auszugehen, dass die aktuellen Risikoprämien keine ausreichende Entschädigung für das erhöhte Risiko bieten, sobald die Ausfallraten ansteigen.
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