Kräftiger Informationskostenanstieg

Europäische Börsen: zunehmend Datenverkäufer

Redaktion -

Herausgeber: Market Structure Partners

Das britische Beratungsunternehmen Market Structure Partners (MSP) hat in einer Studie zu den Geschäftsmodellen der größten europäischen Börsen (Deutsche Börse, Euronext, LSEG, Nasdaq Nordics und SIX Swiss Exchange) festgestellt, dass diese in den letzten Jahren aus den reichlich anfallenden Marktdaten ein florierendes Geschäft gemacht haben: die Einnahmen aus dem Verkauf von Informationen, die Emittenten, Investoren und Marktintermediäre operativ benötigen,  reichten der Studie zufolge aus, um zurückgehende Umsätze des Aktienhandels zu kompensieren. Das ermöglichte es den genannten Börsen, ihren Umsatz näherungsweise zu stabilisieren bzw. handelsbedingten Einbrüchen kräftig gegenzuarbeiten.

So sei der Transaktionswert auf den Aktienmärkten der Deutschen Börse zwischen 2020 und 2023 um 29 Prozent gesunken. Dennoch seien die Gesamteinnahmen des Aktienmarkts nur um 12 Prozent zurückgegangen. Der Grund: die Marktdateneinnahmen als Anteil der Gesamteinnahmen sei von 21 % auf 31 % gestiegen.

In den letzten Jahren seien, schreiben die MSP-Autoren, die Preise für Information an der Börse teils drastisch gestiegen. Zugleich seien die zugrunde liegenden Gebührensysteme immer weiter ausdifferenziert worden. So wird beispielsweise unterschieden nach Nutzerfunktion (Broker vs. Agent), Nutzungszweck (professionell vs. privat), Verarbeitungseinheit (menschlich vs. maschinell), Anzahl der Geräte usw.

Diese komplexe, stark nutzungsspezifische Preisgestaltung führte offenbar zu enormen und als willkürlich beurteilten Preissteigerungen, besonders in Fällen, in denen Maschinen Daten nutzen. Die Studie fand, dass unter bestimmten Bedingungen im Jahr 2024 die Informationskosten für eine Maschine bis zu 97-mal höher sein konnten als für einen Menschen im Jahr 2017, der dieselben Datenarten in gleicher Weise verwendete.

Die Studie stellt diese Praxis in Frage und fordert, dass der Wert von Marktdaten in einem direkten Verhältnis mit der Handelsaktivität stehen sollte. Auch plädieren die Autoren für Transparenz und Regulierungen, die sicherstellen, dass die einschlägigen Handelsdaten als Nebenprodukte des Handels und nicht als separate Einnahmequelle genutzt werden.

Link zur Studie: There’s in Market Data No Market:

https://marketstructure.co.uk/wp-content/uploads/Theres-No-Market-In-Market-Data-FULL-Report-Market-Structure-Partners.pdf

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