Max-Planck-Studie

Infrastrukturelle Macht bei Staatsanleihen - MTS

Lutz Siebentag -

Autor: Arjen van der Heide, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung

Zusammenfassung mit den Worten des Autors: „Ausgehend vom Begriff der ‚infrastrukturellen Macht‘ untersucht dieses Papier verschiedene Formen struktureller Verbindungen zwischen Staaten und Schlüsselakteuren auf den Finanzmärkten, die die Infrastruktur der heutigen Märkte für Staatsanleihen bereitstellen. Auf der Grundlage von 22 Interviews mit Schuldenmanagern und Marktteilnehmern sowie Quellenmaterial analysiert der Beitrag die wachsende Bedeutung des MTS (Mercato dei Titoli di Stato), einer elektronischen Handelsplattform für Staatsanleihen, die im Laufe der Zeit zu einem zentralen Element der Infrastruktur des europäischen Marktes für Staatsanleihen geworden ist. Er zeichnet die Entwicklung des MTS in Italien, seine schnelle Verbreitung in Europa und seinen mäßigen (oder sogar nicht vorhandenen) Erfolg bei der Sicherung von Marktanteilen in Deutschland und Großbritannien nach. Im Ergebnis zeigt sich, dass einige Schuldenmanagement-Agenturen ihre Sekundärmärkte für Anleihen aktiv regulieren, um Anreize für den Wettbewerb zwischen Händlerbanken zu schaffen; sie „manipulieren“ den Markt für Staatsanleihen. Andere verfolgen einen eher passiven Ansatz und treten auf den Sekundärmärkten hauptsächlich nur als Markteilnehmer in Aktion, indem sie Schuldtitel ausgeben und möglicherweise auf dem Sekundärmarkt kaufen und verkaufen. Diese Unterschiede sind für das Verständnis der Staatsschulden-Politik von entscheidender Bedeutung: Sie spiegeln Machtverhältnisse wider und wirken sich gegebenenfalls auf die Kosten der Kreditaufnahme durch Staaten und deren Widerstandsfähigkeit gegenüber haushaltspolitischen Herausforderungen aus.“

Link zur Studie “Dealing Government Bonds: Trading Infrastructures and Infrastructural Power in European Markets for Public Debt”

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