Verhaltensstudie

Kompetenz als Einsicht in Kompetenzdefizite?

Lutz Siebentag -

Autoren: S. Brown; A. Kontonikas; A. Montagnoli; H. Pickard; K. Taylor

Zusammenfassung: Die Studie untersucht das Investitionsverhalten europäischer Privatanleger im Zeitraum zwischen 2004 und 2017. In diesem Zeitraum konfligierten bei Privatanlegern zwei Tendenzen: Erstens die kriseninduzierte Neigung zu mehr Vorsicht. Zweitens die niedrigzinsinduzierte Suche nach Renditemöglichkeiten. Die Autoren untersuchen unter anderem, wie dieser Konflikt zweier Tendenzen in Abhängigkeit von der Finanzkompetenz von Anlegern gelöst wurde. Die empirische Studie bestätigt einerseits, dass mehr sichere Assets gesucht waren und der Anteil von Anleihen- und Aktien-Einzeltitel zurückgegangen sei. Zugleich habe jedoch der Anteil von Fonds zugenommen. Demzufolge sei das Renditemotiv nicht durch Erhöhung des Aktienanteils etc. erfolgt, sondern durch Erhöhung des Fondsanteils. Das sei Ausdruck einer „Flucht in die Delegation“, durch die Privatanleger die angenommene überlegene Kompetenz von Fondsmanagern vermehrt nutzten. Der Fondsanteil sei aber umso höher, je größer die Finanzkompetenz der Haushalte sei. D.h. anders formuliert: je höher die Kenntnisse der Privatanleger, umso eher empfanden sie ihre Kompetenz geringer als die der Fondsmanager. Anleger-Kompetenz wäre demzufolge in erster Linie die Einsicht in eigene Kompetenzdefizite.

Link zur Studie: “Household portfolios and financial literacy: The flight to delegation”

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