Die Fonds-Kolumne

Künstliche Intelligenz

Gastautor -

Wird die Künstliche Intelligenz das Fondsmanagement nachhaltig verändern oder handelt es sich aktuell doch mehr um eine Marketingstrategie?

 

Nichts scheint im Moment die Fondsbranche neben dem Thema Nachhaltigkeit so stark zu bewegen wie das Thema Künstliche Intelligenz. So manche Veranstaltung, Podiumsdiskussion und Fondspräsentation lässt den Beobachter doch vermuten, dass am Thema Künstliche Intelligenz im Bereich Fondsmanagement langfristig kein Weg mehr vorbeiführen wird. Bei genauer Betrachtung muss man jedoch feststellen, dass es bei der Verwendung des Begriffes KI im Fondsmanagement noch eine sehr breite Definitions- und vor allem Interpretationsspanne gibt.

Fragt man bei einem der Experten für den Bereich der Künstlichen Intelligenz im Finanzmarktsektor nach, so stellt sich auch hier ein differenzierter Blick auf das Thema dar.

Dr. Christopher Krauss hat zusammen mit Dr. Thomas Fischer die Artellium GmbH als Startup im Bereich der Künstlichen Intelligenz gegründet. Die junge Firma identifiziert prädiktive Muster aus Milliarden Datenpunkten, und berechnet damit tagesaktuelle, statistische Einschätzungen zur künftigen Entwicklung von tausenden Wertpapieren.

Auch im Gespräch mit Dr. Krauss lässt sich schnell feststellen, dass der Begriff der Künstlichen Intelligenz im Fondsmanagement sehr uneinheitlich verwendet wird. Das Spektrum reicht dabei von Fonds, die hauptsächlich in KI Unternehmen investieren, bis hin zu Fonds, die Methoden aus der KI nutzen, um auf dieser Basis wirklich ihre Asset Allokation zu steuern. So bauen einige wenige Anbieter bereits heute darauf, mittels KI vielversprechende Aktien zu identifizieren oder die Investitionsquote festzulegen.

Auf lange Sicht ist sich Dr. Krauss jedoch sicher, dass die KI zu einem Paradigmenwechsel in der Fondsindustrie führen wird. Das Berufsbild des Fondsmanagers wird sich durch den Einsatz von KI-Systemen langfristig verändern und die Künstliche Intelligenz auf zwei Arten Einfluss nehmen: Zum einen als Entscheidungsunterstützungssystem bei diskretionären Fonds und zum anderen als Triebfeder von Investmententscheidungen in quantitativ orientierten Fonds.

Entscheidend für den langfristigen Erfolg eines jedes einzelnen KI-Fonds werden jedoch am Ende die verwendete Methodik, die eingesetzten Daten, sowie insbesondere die Köpfe hinter der Strategie sein. Denn Künstliche Intelligenz ist aktuell noch nicht aus sich heraus intelligent. Vielmehr lernt sie aus dem, was die Entwickler ihr vorgeben und identifiziert auf dieser Basis komplexe, investment-relevante Zusammenhänge in den Daten, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben.

Im Ergebnis birgt dies große Chancen für die Verbesserung der Prognosegüte und damit des Anlageergebnisses. Auf der anderen Seite müssen jedoch Kompromisse bei der Erklärbarkeit der Anlageentscheidungen eingegangen werden. Für den Investor gilt es daher sehr genau die Chancen und Risiken des jeweiligen KI-Produkts abzuwägen.

Zusammenfassend lässt sich somit festhalten, dass auch bei der Auswahl von Fonds mit dem Thema Künstliche Intelligenz ein genauer Blick wichtig ist und nicht nur auf Marketingbroschüren geschaut und vertraut werden darf. Denn nicht überall, wo KI draufsteht, ist im Moment auch wirklich schon KI drin. Bei Produkten, die tatsächlich KI-basiert arbeiten, lohnt sich ein Gespräch mit dem Fondsmanager.

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