RenditeWerk

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Elmar Peine -

2018: Trend zu mehr Aktien und Immobilien sowie Stiftungsfonds

Die von der Schwesterpublikation des Private Banker,  RenditeWerk, alljährlich befragten Stiftungen waren mit dem Anlagejahr 2018 zufriedener als erwartet. Dahinter verbirgt sich unseres Erachtens ein deutlich gestiegener Professionalisierungsgrad in vielen Stiftungen.

  

  1. Das Anlageergebnis

Ende Dezember, also direkt nach dem Schock des schlechtesten Börsenmonats seit zig Jahren, fragte Renditewerk Stiftungen wieder nach ihren Vermögens-Erfahrungen mit dem endenden Jahr. Die überraschende Antwort: 38 Prozent der Befragten waren ganz oder etwas zufrieden. Ganz oder etwas unzufrieden äußerten sich dagegen 39 Prozent, also kaum mehr. Auch wenn damit die Zufriedenheit aus dem vorigen Jahr bei weitem nicht erreicht werden konnte (s. Grafik), fällt das Umfrageergebnis aus unserer Sicht überraschend positiv aus angesichts der miesen Stimmung unter den Börsianern und übrigen Anlegern. Verantwortlich dafür könnten mehrere Faktoren sein. Ein Indiz liefert schon die Teilnehmerzahl. Die war in diesem Jahr mit 74 antwortenden Stiftungen deutlich geringer als 2017 (168) oder 2016 (132). Das würde zu der Vermutung passen, wonach Anleger über schlechte Ergebnisse eher ungern reden und deswegen Stiftungen mit relativ guten Resultaten wohl überrepräsentiert sind in unserer Umfrage. Es gibt aber noch mehr Gründe für die „hohe Zufriedenheit“. Ein Verantwortlicher drückte es so aus: „Wir schlossen mit einem Minus von sieben Prozent, aber die ausschüttungsfähigen Erträge waren okay.“ In Zeiten immer stärkerer Schwankungen des Stiftungsvermögens („Die gestiegene Volatilität der Kurse ist für das Vermögensmanagement ein erheblicher Unsicherheitsfaktor“), dem steigenden Aktienanteil geschuldet, fokussieren immer mehr Stiftungen auf die ordentlichen Erträge, die sie für den Stiftungszweck verwenden dürfen. Das ist umso beruhigender, wenn aktuelle Kursverluste von vergangenen guten Kursgewinnen überkompensiert werden und die Wertansätze der Aktien in den Bilanzen immer noch deutlich unter den aktuellen Kursen liegen.       

 

Renditewerk hat die Stiftungen auch nach Ihren Ergebnissen befragt. Keine Stiftung meldete einen Verlust über minus 20%. Rund Zwanzig Prozent der Stiftungen mussten demnach Verluste von fünf bis 20% hinnehmen. Rund 60 Prozent der Befragten schnitten um den Nullpunkt ab. Und mehr als zwei Prozent plus schafften demnach immerhin 15 Prozent aller Stiftungen. Die Verluste hielten sich demnach bei den meisten Stiftungen in Grenzen. Die Ergebnisse der Stiftungsfonds, die MMD mit  minus 4,5 Prozent und RenditeWerk mit minus 4,22 Prozent errechnet, scheinen eher schlechter zu sein. Die P&S Vermögensberatung, die den Stiftungsindex STIIX berechnet, berichtet über einen Median-Wert von 1,08 Prozent Rendite. Im RenditeWerk-Webinar führte Michael Pfaffenberger von P&S aus, mit einem Ergebnis, dass besser als minus 3,5 Prozent sei, könne eine Stiftung unter den gegebenen Marktbedingungen durchaus zufrieden sein.  

 

  1. Vermögenszusammensetzung

RenditeWerk fragte auch nach der Zusammensetzung des Stiftungsvermögens. Es fällt auf, dass mehr Stiftungen, verglichen mit 2014 und 2016, Stiftungsfonds, Aktien und Immobilien halten. Insbesondere der Anstieg bei den Stiftungsfonds ist signifikant. Gaben 2014 erst 17 Prozent aller Stiftungen an, Stiftungsfonds zu benutzen, so haben 2018 immerhin schon 42 Prozent aller Stiftungen speziell für ihre Bedürfnisse aufgelegte Fonds gehalten.

Auch RenditeWerk setzt sich für die stärkere Berücksichtigung von Aktien und Stiftungsfonds in den Vermögen von Stiftungen ein. Nach den schwachen Ergebnissen im vergangenen Jahr hielt uns das ein Stiftungsvertreter aus Freiburg vor. „Leider haben uns die von Ihnen hoch gelobten Stiftungsfonds (Fonds des Jahres), in die wir das meiste Vermögen der Stiftung investiert haben, enttäuscht. … aus einer moderat-positiven Performance wurde eine negative, was zusammen doch zu einem spürbaren Verlust in der Vermögensbilanz führte.“  Es gab aber auch gegenteilige Stimmen. „Gern profitieren wir von Ihren intelligenten und kostenlosen Anlagevorschlägen. TER ist für uns wichtig“, äußerte ein Verantwortlicher einer Bürgerstiftung.

Neben Aktien stehen Immobilien derzeit hoch in der Gunst der Stiftungsanleger. Der Anteil ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen und die konstanten Erträge etwa von offenen Immobilienfonds wirken wie Balsam. Ein Stiftungsvertreter aus Freiburg: „Es sind schwere Zeiten für Stiftungen, von denen Ertragsausschüttungen erwartet werden. Gut, wenn man solide in Immobilien investiert ist.“ Eine andere Stiftung hat einen eigenen Weg gefunden: „Die Anlage des Stiftungsvermögens erfolgt in Geschäftsanteilen einer Genossenschaftsbank.“ Vier bis fünf Prozent hätten diese bislang gebracht, fügt der Stiftungsverantwortliche an.   

Der Stiftungsverantwortliche einer niederbayerischen Stadt regte folgendes an: „Für kommunal verwaltete Stiftungen wäre es sinnvoll, wenn über die Landesbank entsprechende Anlageangebote speziell nur für diese Stiftungen aufgelegt und verwaltet werden würden, um den Anlagenotstand dort zu vermindern. Die Stiftungen können dies zusammen mit den Banken und Sparkassen nicht bewerkstelligen.“

 

 

Die Zahlen zeigen übrigens auch, dass die Stiftungen heute deutlich stärker diversifizieren als noch vor vier Jahren. Ergab die Summe der in den einzelnen Assetklassen engagierten Stiftungen 2014 noch 246%, so stieg dieser Wert 2018 auf 278 Prozent, das heißt man ist jetzt durchschnittlich in 2,78 der hier vorgestellten Assetklassen investiert.

Wenige Änderungen gab es insgesamt beim Management der Stiftungsvermögen. Verglichen mit 2017 wurden 2018 mehr Stiftungsvermögen selbst gemanagt. Berater, Sparkassen und Volksbanken haben demnach leicht an Boden verloren, Banken und unabhängige Vermögensverwalter etwas zugelegt.  Immer mehr Stiftungen verlassen sich dabei nicht mehr auf die Künste nur eines Managers. Eine für die Stiftungsgeschäfte verantwortliche Kanzlei: „Die Balance Chance/Risiko versuchen wir mit der Aufteilung des Stiftungskapitals auf drei unterschiedliche Banken zu bewerkstelligen. Dank des relativ geringen Verlustes der DB blieben wir unter der Marke von – 5%.“

 

 

  

  1. Veränderungen

Es passt zur relativen Zufriedenheit (und zur gestiegenen Professionalisierung) der Stiftungen, dass man kaum etwas ändern will. Die Pläne sind gemessen an früheren Jahren sehr stabil und werden nicht durch ein schlechtes Ergebnis umgeworfen. Man agiert mit ruhiger Hand. Einen Grund schildert ein Stiftungsmanager aus dem Südwesten : „Wir sehen alles mehr oder weniger der gesamten Marktentwicklung geschuldet.“ Ganz ähnlich der Bereichsleiter Finanzen einer weltweit agierenden caritativen Organisation: „Mit den Fondsmanagern waren wir recht zufrieden, jedoch war der Wertpapiermarkt in 2018 äußerst schwierig (niemand schlägt langfristig den Markt, denn sonst müsste er mehr wissen als der Markt!!!) und von hoher Volatilität geprägt.“  

Insbesondere die Fraktion der Aktienbefürworter scheint entschlossen: „Wir bleiben bei dividendenstarken Aktien“, sagt einer, dessen Stiftung das Jahr mit mehr als zwei Prozent plus abgeschnitten hat und der zu den wenigen „Sehr Zufriedenen“ gehörte.

 

 

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