Muster erkannt, Gefahr gebannt
von Gottfried Urban, Vermögensverwaltung Urban & Kollegen, Altötting
Donald Trumps impulsive Verhandlungen haben einen starken Einfluss auf die globalen Märkte. Seine Strategie, bestehend aus fordernden Ankern, Informationschaos und überraschender Kompromissbereitschaft, verlangt von Anlegern eine genaue Analyse, um von den Schwankungen zu profitieren.
Donald Trump sorgt als US-Präsident für extreme Kursschwankungen. Er unterscheidet sich deutlich von traditionellen Staatsmännern durch seine impulsive und ungefilterte Kommunikation. Für ihn ist das Leben ein ständiges Verhandeln. In seinem Buch „The Art of the Deal“ beschreibt Trump seine Techniken, die ihm als Geschäftsmann oft Erfolg brachten. Ob diese Methoden politisch effektiv sind, bleibt abzuwarten. Wer seine aktuelle Strategie zu Strafzöllen und Handelsabkommen verstehen will, muss seine Methoden genauer betrachten und die richtigen Schlüsse ziehen.
Trumps Strategie umfasst vier Phasen:
Phase 1: Das Ankerprinzip – hoch pokern, tief landen
Zu Beginn stellt Trump überzogene Forderungen. Ein Beispiel ist die Drohung mit 50 Prozent Strafzöllen, obwohl intern vielleicht eine niedrigere Zahl angestrebt wird. Dieses Prinzip zwingt den Verhandlungspartner zur Reaktion und bestimmt den Kurs der Verhandlung. Trump empfiehlt, sich nicht einschüchtern zu lassen und notfalls den Tisch zu verlassen.
Phase 2: Informationsüberflutung
In dieser Phase sorgt Trump gezielt für Verwirrung. Tägliche Themenwechsel bringen die Gegenseite aus dem Gleichgewicht. Für die Europäische Union kann dies problematisch werden, wenn nationale Interessen überwiegen. Für Investoren bedeutet diese Phase hohe Schwankungen an den Märkten.
Phase 3: Echte Verhandlungen
Nach dem Chaos beginnt die eigentliche Verhandlung. Trump zeigt sich plötzlich verhandlungs- und kompromissbereit, etwa mit Vorschlägen wie für 90 Tage auf Zölle zu verzichten. Was anfangs unrealistisch erschien, wird nun als vernünftiger Mittelweg wahrgenommen. Beide Seiten können die Gespräche gesichtswahrend abschließen, was zur Stabilisierung der Märkte führen kann, sobald konkrete Abkommen skizziert werden.
Phase 4: Der perfekte Deal
Am Ende wird Trump jedes Ergebnis als „großen Erfolg“ feiern, unabhängig vom tatsächlichen Ergebnis.
Wo stehen wir gerade?
Momentan befinden wir uns am Ende der Phase zwei: Informationsüberflutung. Meldungen und Dementis wechseln sich ab. Trump pokert hoch, doch die geplanten Zölle könnten der US-Wirtschaft schaden. Entspannungssignale aus den USA an China und Europa deuten auf eine kommende Handelsdiplomatie hin. Die Märkte scheinen das Prinzip Trumps zu verstehen, obwohl die Schlagzeilenhoheit in den USA bleibt.
Was bedeutet das für Anleger?
Mit dem Beginn von Phase drei könnte die Normalität zurückkehren. Anleger sollten jedoch ihre US-Aktienbestände überprüfen. Die aktuellen Bewertungen der US-Aktien basieren auf einer nahezu perfekten Börsenwelt, die unter Trump wohl endet. Es besteht die Gefahr, dass er der US-Wirtschaft mehr schadet als nützt. Gleichzeitig sind europäische Märkte günstig bewertet. Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine und eine unternehmerfreundlichere Politik in Europa spricht für eine positive Marktentwicklung. Die Börsen könnten den längst überfälligen Bewertungsbonus erhalten.
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