Autoren: div.

Kryptos besser als Gold?

Lutz Siebentag -

VERSCHIEDENE STUDIEN


ZUSAMMENFASSUNG: Insbesondere Fans von Kryptowährungen vertreten die These, die neuen währungsartigen Konstrukte seien bei der Geldanlage nicht nur bei der Diversifikation von Nutzen, sondern seien geradezu als sichere Häfen geeignet und könnten in dieser Funktion Gold beerben. Skeptischere Zeitgenossen, die in Kryptowährungen vor allem eine hochspekulative Anlageklasse mit rudimentären Währungsfunktionen ohne klar identifizierbarem inneren Wert erachten, halten die Sichere-Hafen-These günstigstenfalls für Marketinggerede. Bislang konnte die Frage, ob Kryptowährungen gerade in Zeiten eines extrem starken negativen Schocks auf die Finanzmärkte Eigenschaften einer sichern Anlage aufweisen, aufgrund mangelnder Gelegenheiten nicht überprüft werden. So jung sind die neuen „Währungen“. Mit der Covid19-Krise änderte sich das. Man kann nun die Sichere-HafenThese im Zusammenhang mit Kryptowährungen einem  Corona-Test unterziehen. Dementsprechend ist in den letzten Wochen eine Vielzahl von Studien erschienen, die diese Frage  untersuchen. Wir stellen im Folgenden die Ergebnisse von drei Studien in sehr verkürzter Weise vor. Daraus geht hervor, dass es darauf ankommt, für welche Portfolios man einen sicheren Hafen sucht und welche Kryptowährungen man wählt. Und methodische Differenzen dürften auch eine Rolle spielen.

STUDIE 1 Conlon und McGee kommen in ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Bitcoin kein sicherer Hafen ist. Sie zeigen, dass eine Bitcoin-Beimischung zu einem S&P-500-Aktien-Portfolio in der Corona-Krise das Downside-Risiko des Portfolios erhöht hat. Daher gelangen sie zu dem Urteil, dass sich Bitcoin nicht als sicherer Hafen eignet.

Link zur Studie: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3560361

 

STUDIE 2 Kristoufek hat gleichfalls Diversifizierungseigenschaften von Bitcoin untersucht und mit der von Gold, dem Klassiker, verglichen. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Bitcoin in den meisten der untersuchten Zeitabschnitte nicht mit dem S&P500 korrelierte, so dass eine Eignung zur Diversifikation nicht abgesprochen wird. Aber in der Corona-Turbulenz nahm die Korrelation  zu, jedoch in Grenzen. Im Vergleich zu Bitcoin schnitt Gold deutlich besser ab: die Korrelationen blieben im Negativbereich. Kirstoufek zieht aufgrund seiner Untersuchung den  Schluss, dass sich Bitcoin nicht als sicherer Hafen („digitales  Gold“) eignet, Gold hingegen sehr wohl.

Link zur Studie: https://arxiv.org/pdf/2004.00047.pdf

 

STUDIE 3 Cheema und Szulczuk untersuchen mehrere Vermögenssorten auf ihre Eignung als sichere Häfen, darunter auch Stablecoin bzw. Tether – und zwar relativ zu Aktienmärkten und Bitcoin (BTC). Ihr Befund lautet (anders als der von Kristoufek), dass Gold seine Eignung als sicherer Hafen eingebüßt hat, weil es mit den gewählten Referenzportfolios positive Korrelationen aufwies. US-Geldmarktpiere, kurz T-Bill, eigneten sich während der Corona-Krise als starker sicherer Hafen für alle untersuchten Aktienmarktindizes und als schwacher sicherer Hafen für BTC.  Tether (ist als Stablecoin 1:1 an den US-Dollar gebunden) habe sich als schwacher sicherer Hafen für alle getesteten Aktien-Indizes und für BTC erwiesen. Das Fazit von Cheema und Szul-czuk: Profis präferierten während der Pandemie eher Liquidität als Gold, kurz gesagt war „Flüssiges“ ein sicherer Hafen.   

Link zur Studie: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3590015

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