Unabhängige Vermögensverwalter in der Schweiz
Neue Umfrage unter unabhängigen Vermögensverwaltern in der Schweiz zu ihrem Anlageverhalten und ihren Erwartungen für die nächste Zukunft
Ende Mai sind die Ergebnisse einer Befragung unabhängiger Vermögensverwalter (UVV) in der Schweiz zu ihren aktuellen Anlageentscheidungen, wirtschaftlichen Erwartungen und Risikoeinschätzungen veröffentlicht worden. Die „VSV-ASG Investment Pulse 2025“ betitelte Studie wurde unter Leitung von Professor Manfred Stüttgen und Tatiana Agnesens (Hochschule Luzern) in Kooperation mit dem Verband Schweizerischer Vermögensverwalter ASG und Studien-Herausgeber Vanguard durchgeführt.
Mehrerträge
Ein erster Fragekomplex betraf Strategien der aktiven Verwaltung, einen Mehrertrag über eine bestimmte Benchmark zu generieren. Um dies zu erreichen setzen Schweizer UVV vor allem auf langfristige Ansätze: Die Strategische Asset Allocation führen 81 % als wichtigste Maßnahme an. Es folgten Einzeltitelauswahl (52 %), thematische Investments (45 %) und regelmäßiges Rebalancing (40 %). Hedging (22 %) und intensive Kundenbetreuung in turbulenten Phasen (28 %) spielen demgegenüber eine geringere Rolle. Große Verwalter (AUM > 200 Mio.) nutzen häufiger sektorale oder regionale Übergewichtungen (40 % vs. 30 %), während kleinere Häuser vermehrt auf Themenfonds (51 % vs. 42 %) setzen.
Taktische Assetallokation
Seit 2023 übergewichten die befragten UVV verstärkt Aktien von Schweizer Unternehmen; nach einer Phase der Untergewichtung gilt dies 2025 auch erstmals für europäische. US-Aktien sind derzeit leicht übergewichtet, bei stärkerer Schwankungsdynamik seit 2022. Schwellenländer- und Asien-Aktien sind weiterhin untergewichtet, mit leicht positiver Tendenz.
Die 2023 und 2024 erfolgte Höhergewichtung von Anleihen hat an Dynamik verloren und sich teils umgekehrt, wie insbesondere bei Schweizer Unternehmensbonds. Nur europäische und US-Unternehmensanleihen bleiben leicht übergewichtet. Schwellenländer- und Hochzinsanleihen legten etwas zu.
Einzeltitel vs. Fonds
Im Hinblick auf das Niveau bevorzugen UVV Direktanlagen bei Schweizer Aktien sowie bei Schweizer, europäischen und US-Anleihen. Für Aktien in Schwellenländern und Asien sowie für Hochzinsanleihen greifen sie eher zu Fonds und ETFs. Im Hinblick auf Veränderungen gegenüber dem Vorjahr nimmt insgesamt der Einsatz von Fonds/ETFs zu. Besonders bei Anleihen zeigt sich ein Rückgang von Direktinvestitionen, vor allem bei Schweizer Staats- und Unternehmensanleihen. Die Präferenzen für Fonds/ETFs bei Schwellenländer- und Hochzinsanleihen bleiben stabil.
Selektionskriterien Fonds
Bei der Fondsauswahl achten Schweizer UVV besonders auf Liquidität (64 %), historische Performance (60 %) und Kosten/Steuern (56 %). Weniger wichtig sind aktuelle Kennzahlen, Benchmarks und Risikomaße. Auch qualitative Faktoren wie Anlagestrategie (46 %) und Erfahrung des Fondsmanagers (39 %) spielen eine Rolle, während die Markenstärke des Anbieters (15 %) kaum zählt. Größere UVV legen mehr Wert auf Gebühren und Anlagestrategie als kleinere, was auf ein differenzierteres Auswahlverfahren hinweist.
Aktiv vs. Passiv
UVVs, die Fonds nutzen, bevorzugen bei Aktieninvestments weiterhin aktive oder ausgewogene Strategien – insbesondere bei Schweizer, europäischen und US-Aktien. Für Aktien aus Schwellenländern und dem Asien-Pazifik-Raum setzen sie hingegen stärker auf passive Ansätze. Im Vergleich zu 2024 gab es bei den Aktienstrategien kaum Veränderungen.
Bei Anleihen zeigt sich jedoch ein deutlicher Trend hin zu passiven Strategien. Besonders ausgeprägt ist dieser Wandel bei Staatsanleihen, allen voran Schweizer Staatspapieren, bei denen die stärkste Verlagerung in Richtung passiver Umsetzung erfolgte, gefolgt von Schwellenländerbonds.
ETFs bleiben das bevorzugte Mittel für passive Anlagen. Bei Aktien nutzen 60 Prozent der UVV ETFs, nur 7 Prozent Indexfonds. Besonders hoch ist der ETF-Anteil bei Schwellenländer-Investments (67 %). Bei Festverzinslichen beträgt die ETF-Nutzung 43 Prozent, mit Rückgängen für Schweizer (34 %), europäischen (36 %) und US-Staatsanleihen (45 %). Der Anteil der UVV, die nur ETFs für Anleihen verwenden, sank von 49 (2024) auf 43 (2025) Prozent. Gleichzeitig steigt der kombinierte Einsatz von ETFs und Indexfonds – außer bei Schwellenländer- und Hochzinsanleihen.
Nachhaltigkeit
Der Anteil der UVV, die ESG-Kriterien vollständig ausschließen, stieg zuletzt auf 40 Prozent – das ist der höchste Stand seit die Umfrage durchgeführt wird. Nur 15 Prozent integrieren ESG standardmäßig, 45 Prozent auf Kundenwunsch.
Nachhaltige Geldanlage wird weiterhin etwas häufiger von größeren UVV angeboten, der Unterschied zu kleineren Anbietern ist jedoch geschrumpft: Beide Gruppen kommen bei Standardintegration auf 15 Prozent, bei Kundenwunsch liegen größere UVV leicht vorn (47 % vs. 41 %).
Best-in-Class ist weiterhin die meistgenutzte Nachhaltigkeits-Strategie (43 %), gefolgt von ESG-Integration (37 %). UVV mit standardmäßiger ESG-Nutzung setzen im Schnitt 3,3 Strategien ein, bei ESG auf Kundenwunsch sind es 1,8. Impact Investing, Klimastrategien und Engagement bleiben Randthemen. Große UVV bevorzugen ESG-Integration (48 %), Negativscreening (40 %) und Best-in-Class (35 %). Kleine UVV setzen stärker auf Best-in-Class (59 %), thematische Investments (35 %), Klimastrategien (26 %) und Negativscreening (26 %).
Link zur Studie: VSV-ASG Investment Pulse 2025