Vermögensverwalter im Stresstest der Wirklichkeit und Möglichkeit
Im Sommer ist die diesjährige Studie der App Audit GmbH zur ökonomischen Lage unabhängiger Vermögensverwalter in Deutschland: „Asset Manager 2025. Analyse von Ertrags-, Kosten- und Vergütungsstrukturen sowie Stresstest-Auswirkungen bei unabhängigen Vermögensverwaltern“ erschienen.

Unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland sind mit einer Vielzahl von „Herausforderungen“ konfrontiert. Die können – um stellvertretend nur 3 zu nennen – von den Überraschungen an den Weltfinanzmärkten über die Digitalisierung des eigenen Hauses bis zur Suche nach geeigneten Fachkräften reichen und sich gegebenenfalls zum realen Stresstest auswachsen.
Letztlich schlägt sich die Bewältigung dieser Aufgaben auch in den Kenngrößen der ökonomischen Lage nieder, die die App Audit GmbH 2025 zum 11. Mal erhoben hat, um ein aktuelles Bild der wirtschaftlichen Situation der Vermögensverwalter in Deutschland zu gewinnen. Untersucht wurden u.a. Provisionsergebnis (auch pro Kopf), Cost Income Ratio und Jahresüberschuss.
Die Studie erfasst die auf Basis der jüngsten verfügbaren Jahresabschlüsse (überwiegend Geschäftsjahr 2023) nach Provisionsergebnis größten unabhängigen Vermögensverwaltungen in Deutschland. Insgesamt präsentieren die Studienautoren die Daten von 53 unabhängigen Vermögensverwaltungen, wobei die drei Top-3 (gemäß Grenzziehung: mehr als 100 Beschäftigten und mehr als 100 Mio. EUR Provisionsergebnis) getrennt von den folgenden Top-50 (unter dieser Schwelle) abgehandelt werden.
Die Top-3-Unternehmen 2025 sind: Flossbach von Storch AG, Fisher Investments GmbH und DJE Kapital AG. Die ersten drei Positionen der (nächsten) Top 50 sind: 1) Hartz, Regehr & Partner; 2) HRK LUNIS VM; 3) VM Vermögens-Management. Die im Folgenden referierten Ergebnisse beziehen sich auf diese Top 50 Vermögensverwaltungen.
Provisionsergebnis
Die Ertragslage der Vermögensverwaltungen anhand der Provisionsergebnisse zeigte eine weiterhin große Bandbreite bei den Top 50 für das Betrachtungsjahr, die von 24,2 Mio. EUR bis 3,6 Mio. EUR reichte. Sie hat sich im Vergleich zum Vorjahr nur wenig verändert (26,2 Mio. EUR bis 2,9 Mio EUR).
Das Provisionsergebnis pro Mitarbeiter ermöglicht einen weiteren Einblick in die Leistungsfähigkeit der erfassten Unternehmen. Zur Deutung dieser Kenngrößen sind auch Bedingungen bzw. Erklärungsfaktoren zu beachten, denen die einzelnen Vermögensverwaltungen unterschiedlich ausgesetzt sind. Ein hoher Wert des Provisionsertrages pro Kopf kann sich für ein Unternehmen etwa aus hohen Skaleneffekten im Fondsgeschäft ergeben; ebenso kann die Auslagerung von Tätigkeiten auf andere Dienstleister dieses Pro-Kopf-Ergebnis nach oben treiben. Dies wie auch unterschiedliche Geschäftsmodelle und Effizienzen erklären dann auch insbesondere die starke Streuung des Provisionsergebnisses pro Mitarbeiter: Die Bandbreite reichte im Berichtszeitraum von rund 130 TEUR bis über 1.000 TEUR, wobei der Durchschnitt von rund 325 TEUR gegenüber dem Vorjahr (TEUR 326) fast unverändert blieb. Der Medianwert lag mit 256 TEUR deutlich tiefer (Vj.: 286 TEUR). Insgesamt, so resümieren die Studienautoren, habe die Branche im Großen und Ganzen die Effizienz auf Mitarbeiterebene auf dem Niveau des Vorjahr halten können.
Cost-Income Ratio
Die Cost-Income-Relation (CIR) misst die Verwaltungsaufwendungen im Verhältnis zum Provisionsergebnis. Verwaltungsaufwendungen wiederum setzten sich aus Personalaufwendungen und Sachaufwendungen zusammen und sind die größten Kostentreiber in der Vermögensverwaltung. Die CIR ist daher ein wichtiger Indikator für die Effizienz und Kostenstruktur von Vermögensverwaltungen.
Die CIR wies für das Berichtsjahr durchschnittlich einen vergleichsweise hohen Wert von rund 79 Prozent (Vj. 75%) auf, wobei der Minimalwert bei 18 Prozent (Vj.: 18%) lag, aber auch, wie im Vorjahr, Werte von über 100 Prozent aufgrund von Sondersituationen erreicht wurden. Der Median-Wert lag mit 78 Prozent nahe am Mittelwert. Zum hohen Mittelwert trugen insbesondere auch hohe bzw. gestiegene Personalaufwendungen bei inhabergeführten Unternehmen bei. Im Durchschnitt hat sich die CIR damit gegenüber dem Vorjahr etwas erhöht, was neben gestiegenen Aufwendungen teilweise auf geringere Erträge zurückgeführt werden kann. Eine systematisch von der Größe der Unternehmen abhängige Tendenz sei allerdings nicht zu erkennen.
Jahresüberschuss
Die Studienautoren untersuchten auch die Entwicklung der Jahresergebnisse nicht nur gegenüber dem Vorjahr, sondern auch im Mehrjahresvergleich.
Im Berichtsjahr lag der durchschnittliche Jahresüberschuss mit 455 TEUR unter dem Wert des Vorjahres (Vj.: TEUR 1.021) wie auch der vergangenen Jahre. Gründe für diesen Rückgang des Durchschnittswerts sehen die Studienautoren u.a. in den erhöhten Aufwendungen durch Ressourcen-aufstockung. Allerdings war der Jahresüberschuss bei 26 Vermögensverwaltungen niedriger als im Vorjahr, bei fast ebenso vielen höher.
Im 5-Jahresvergleich von 2019 bis 2023 veränderten sich die Jahresergebnisse sowohl nach oben wie nach oben teilweise kräftig – wobei die Studienautoren auf Basis- und Sondereffekte bzw. Gestaltungsmaßnahmen hinweisen, die sich in den Überschüssen niederschlagen können.
Stressszenarien
App-Audit führet auch 2025 eine Simulation mit verschiedenen Stressszenarien durch, die sich aus dem Rückgang des Provisionsergebnisses – in Szenario 1 um 20, in Szenario 2 um 33 Prozent – ergeben. Ein solcher Ertragsschocks kann im äußerten Fall dazu führen, dass die regulatorisch erforderliche Eigenkapitalquote von mindestens 25 Prozent der Gemeinkosten (Eigenmittelrelation) unterschritten wird.
Szenario 1: Provisionsergebnis mindert sich um 20 Prozent
In diesem Fall würden 15 Unternehmen der Top-50-Unternehmen ein negatives Jahres-ergebnis erzielen – wobei empirisch im Berichtsjahr bereits 13 Unternehmen einen negativen Wert verzeichneten.
Das bilanzielle Eigenkapital würde bei 6 Vermögensverwaltungen im Minusbereich liegen.
Szenario 2: Provisionsergebnis mindert sich um 33 Prozent
In diesem Fall würden fast alle Unternehmen – 49 der Top 50 – ein negatives Jahresergebnis erzielen. Die Autoren schreiben: „Dieses Szenario verdeutlicht die hohe Abhängigkeit der Branche von stabilen Provisionserträgen und die Verwundbarkeit bei deutlichen Marktrückgängen.“
Im Hinblick auf das Eigenkapital würden 12 der betrachteten Unternehmen in den Minusbereich rutschen.