Greenium

Wer zahlt das Grünium?

Lutz Siebentag -

Autoren: Daniel Fricke, Christoph Meinerding; Deutsche Bundesbank, DP No 41/2024

Zusammenfassung der beiden Autoren: “… In der Wissenschaft verfestigt sich ein Konsens darüber, dass nachhaltige (saubere, grüne usw.) Wertpapiere tendenziell höhere Preise und damit niedrigere erwartete Renditen haben als äquivalente nicht nachhaltige Vermögenswerte. Dieser Unterschied in der Verzinsung oder der erwarteten Rendite wird oft als ‚Greenium‘ bezeichnet. Unser Paper geht einen Schritt weiter und analysiert, welche Anleger das Greenium zahlen und warum sie dies tun. Dazu fokussieren wir uns auf ein spezifisches und relevantes Marktsegment, das für diese Art der Untersuchung besonders geeignet ist: den Markt für grüne Anleihen (‚Green Bonds‘).“

Über ihre Ergebnisse schreiben Fricke und Meinerding: „Die durchschnittliche Zinsdifferenz zwischen einer grünen und einer äquivalenten konventionellen Anleihe („Greenium“) beträgt, im Einklang mit der bisherigen Literatur, minus 3 Basispunkte. Indem wir den ersten Schritt unserer Zerlegungsmethode entlang der Eigentümerstruktur der Anleihen anwenden, stellen wir fest, dass Banken, Investmentfonds und Versicherungsgesellschaften den Großteil des Greeniums zahlen. Der zweite Schritt unserer Zerlegung liefert dann Evidenz für mindestens zwei unterschiedliche Wirkungskanäle. Auf der einen Seite lässt sich das von Investmentfonds (und ihren Kunden) gezahlte Greenium größtenteils durch einen Durchschnittseffekt erklären, der das Narrativ bestätigt, dass diese Anleger nicht-monetäre Präferenzen für Nachhaltigkeit haben. Sie übergewichten grüne Anleihen im Vergleich zu konventionellen Anleihen im Durchschnitt über den gesamten Markt für grüne Anleihen hinweg. Auf der anderen Seite unterscheidet sich das von den Banken gezahlte Greenium von diesem Durchschnittseffekt deutlich. Banken sind stark investiert in ausgewählten grünen Anleihen mit einem ausgeprägten Greenium. Sie scheinen also ein Greenium zu zahlen, weil sie selektiv bestimmte grüne Anleihen aus anderen Gründen als ihren allgemein grünen Präferenzen halten. Weitere Analysen suggerieren eine Wechselwirkung zwischen dem Greenium und bankspezifischen Finanzfriktionen. Insgesamt deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Preise und Mengen nachhaltiger Wertpapiere nicht ausschließlich von den nichtmonetären grünen Präferenzen der Anleger bestimmt werden.“

Link zur Studie: “Who pays the greenium and why? A decomposition”

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