VV-Kolumne: Anleihen

Zwischen Zinssenkung und US-Wahl

Kolumnist -

Viele Unternehmen wollen in den kommenden Monaten neue Anleihen ausgeben, um sich zu refinanzieren. Sie schwanken zwischen der Hoffnung auf sinkende Zinsen und aufflackernden Volatilitäten vor den US-Präsidentschaftswahlen. Anleger sollten den Emissionsmarkt in den nächsten Wochen näher verfolgen und bei ausgewählten Titeln aktiv werden.

Viele Finanzverantwortliche in US-Großunternehmen befinden sich derzeit in einem Dilemma. Die wenigsten von ihnen werden ihre Refinanzierungsaktivitäten Anfang September abgeschlossen haben. Üblicherweise ist die Sommerphase eine Art Saure-Gurken-Zeit für Emissionen von Unternehmensanleihen.

Zusätzlich stehen die Manager, die in den kommenden Wochen Fremdkapital aufnehmen wollen, vor einem Abwägungsprozess. Es existiert einerseits die berechtigte Hoffnung auf sinkende Zinsen und somit auf günstigere Refinanzierungskosten. Andererseits ist davon auszugehen, dass die Kapitalmärkte mit der näherkommenden US-Präsidentschaftswahl immer wieder aufflackernden Volatilitäten ausgesetzt sein werden. Diese verleiten potenzielle Investoren von Neuemissionen zur zeitweisen Zurückhaltung.

Die Refinanzierungsaktivitäten werden somit vor Herausforderungen gestellt. Eine frühzeitige Emission neuer Anleihen bringt den Firmen zwar Refinanzierungssicherheit, jedoch einhergehend mit höheren Refinanzierungskosten. Denn zusätzlich zum risikolosen Zins und Risikoaufschlag gewähren kapitalsuchende Unternehmen regelmäßig einen Renditeaufschlag, um die Attraktivität der eigenen Emissionen zu verbessern.

Emissionen werden vorgezogen

Es ist davon auszugehen, dass zahlreiche Treasurer in den kommenden Wochen höhere risikolose Zinssätze als Grundlage zur Berechnung der Zeichnungsrenditen ihrer Anleihen akzeptieren werden. Durch diese frühzeitige Kapitalaufnahme kaufen die Unternehmen sich (Refinanzierungs-)Sicherheit und entgehen den Herausforderungen, die ein enges und somit unsicheres Rennen um die US-Präsidentschaft mit sich bringen könnte.

Für Investoren von Unternehmensanleihen birgt das beschriebene Szenario Chancen auf attraktiv bewertete Neuemissionen und kurzfristig positive Zeichnungsrenditen. Wenn sich die neuen Anleihen zeitnah dem gerechtfertigten Renditeniveau am Sekundärmarkt angleichen, geht dies mit steigenden Kursen und Kursgewinnen der Primärmarktzeichner einher.

Es lohnt sich also, den Emissionsmarkt für Unternehmensanleihen in den nächsten Wochen näher zu verfolgen und bei ausgewählten Titeln aktiv zu werden. Sollten die risikolosen Zinsen in den nächsten Monaten tatsächlich sinken, besteht zudem die berechtigte Hoffnung auf weitere Kursgewinne.

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