Die IT-Kolumne

Der Tag des Systemadministrators

Elmar Peine -
Kay Behrmann ist Geschäftsführer von vv.de Finanzdatensysteme GmbH, ein auf Vermögensverwalter fokussierter IT-Dienstleister.

 

Nicht vergessen: Am 8.Mai ist Muttertag. Wichtig für Blumenhändler und Grußkartenproduzenten, die auch Valentinstag, Vatertag, Großelterntag, Freundschaftstag und den „Dankeschöntag“ erfunden haben sollen, um die Nachfrage zu beleben.

In einigen Ländern wird auch der „Administrative Professionals' Day“ gefeiert, früher als „Secretaries Day“ bekannt. Demnach soll man am Mittwoch der letzten vollen Aprilwoche besonders nett zur Abteilungssekretärin sein, Blumen, Kuchen oder ein Mittagessen spendieren – politisch korrekt und geschlechterneutral inzwischen für alle administrativen Bürokräften gedacht (dieses Jahr am 27.April).

Wichtig wird es dann nochmal im Juli. Bitte gleich im Kalender eintragen: Am 29.7.2016 ist „Tag des Systemadministrators“. Das ist derjenige, der dafür sorgt, das die alltägliche IT wie selbstverständlich funktioniert, E-Mails dort ankommen, wo sie sollen, bei Doppelklick die richtigen Fenster aufgehen, Drucker drucken und Google googelt. Diese Rolle unterliegt einem besonderen Fluch, denn ein guter Systemadministrator ist unsichtbar. Hat er die Technik im Griff, läuft alles wie es soll. Dafür ist Aufwand nötig, auch nachts und am Wochenende, der im laufenden Geschäft im besten Fall gar nicht auffällt. Am „Sysadmin Day“ ist Gelegenheit, mit diesen Menschen aus einem anderen Grund als wegen einer Störungsmeldung in Kontakt zu treten. Wie genau man sich erkenntlich zeigt, ist nicht definiert, aber erfahrungsgemäß läuft es häufig auf Kuchen oder Eis hinaus.

In den letzten Jahren hat sich die Rolle des Systemadministrators gewandelt. Der frühere „System Operator“, der sich im Serverraum im Keller um den Betrieb eines Systems kümmert, muss heute mehr über die Arbeitsweise, die Kunden und die Firmenstrategie wissen, um in der Technik die richtigen Entscheidungen zu treffen. In einer Studie hat Accenture kürzlich festgestellt, dass die Finanzindustrie zwar weltweit von allen Branchen am meisten in IT investiert, das Top-Management aber kaum auf IT-Erfahrung zurückgreifen kann. Das müsse sich ändern, da die Rolle der IT sich vom bloßen Werkzeug für das eigentliche Geschäft weiterentwickelt und zu einem Teil des Geschäftsmodells wird. Accenture fordert deshalb (kein Scherz) eine Weiterbildung auf Vorstandsebene und schlägt ein sechsmonatiges Coaching vor  („Bridging the technology gap in financial services boardrooms“). Da wäre es doch einfacher, wenn am Sysadmin Day der Bankvorstand den Systemverwalter zum Mittagessen einlädt, mal als ersten Schritt.

Das Beratungsunternehmen Frost & Sullivan hat die Entwicklung der IT-Abteilungen branchenunabhängig untersucht und festgestellt, dass der klassische Betrieb einer eigenen Infrastruktur nur noch einen Teil der Aufgaben ausmacht. Durch neue Architekturen, die verteilte Arbeitsmodelle, Cloud Strategien, Online Anwendungen und skalierbare Plattformen unterstützen, entsteht ein neuartiger Aufgabenbereich, der mehr Interaktion mit Serviceanbietern erfordert, agile Kooperationen benötigt und neuartige Anforderungen an Sicherheit und Management stellt. Sozusagen Systemadministration zwei Punkt null.

Stellen Sie sich also gut mit ihrem Systemadministrator. Grußkarten haben sich übrigens nicht durchsetzen können. Vom Hersteller Hallmark wird berichtet, dass für diese Zielgruppe die Konkurrenz durch E-Cards als zu stark empfunden wird.

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