Interview

Dr. Kohlhase und Performane IMC

Redaktion -

Am 30.6.2016 endeten die ersten beiden Runden des Performance Projekts, initiiert von der Private Banking Prüfinstanz, Verlag Fuchsbriefe und Institut Dr. Richter, IQF. Fünf Jahre beziehungsweise vier Jahre konnten insgesamt 102 Vermögensverwalter aus unabhängigen Häusern und Banken ihre Vermögensstrukturierungsfähigkeiten im Lichte der Öffentlichkeit unter Beweis stellen. Am Ende behielten die unabhängige Münchener Dr. Kohlhase Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH und die Mannheimer Performance IMC Vermögensverwaltung AG  die Oberhand. Mit einem Organisator des Projektes, dem Herausgeber der Fuchsbriefe, Ralf Vielhaber, sprachen wir über den Wettbewerb, die Gründe für den Sieg und die Folgen.

 

Ralf Vielhaber

 

Private Banker: Wie fällt ihr Fazit nach vier Jahren Wettbewerb im Performance Projekt 1 und 3 Jahren im Performance Projekt 2 aus?

Ralf Vielhaber: Wir sind sehr zufrieden, vor allem mit der Teilnehmerzahl. Es haben 102 Vermögensverwaltungen, davon 64 Banken und 38 Unabhängige teilgenommen. Und das über einen so langen Zeitraum. Das ist für das verschwiegene Private Banking ziemlich einmalig. Entsprechend hoch ist die Aussagekraft.

 

PB: Nicht alle Teilnehmer haben ihren Namen angegeben.

RV: Nein, es ist bemerkenswert, dass 44 Prozent in der Anonymität verblieben sind. Manche haben den Status im Projektverklauf immer wieder gewechselt.

 

PB: Was sind die Gründe dafür?

RV: Naja, auf den hinteren Plätzen ist sicher auch ein bisschen Scham dabei. Aber es gab auch Teilnehmer, die weit vorne landeten und zu uns gesagt haben: Wir offenbaren uns nur, wenn wir Erster sind. Das muss man nicht verstehen, aber wir akzeptieren es natürlich.

 

PB: Was war die Aufgabe?

RV: Wir haben den Verwaltern eine nicht übermäßig komplexe Verwaltungsaufgabe gestellt. Die Kundenvorgabe war erstens, den realen Kapitalerhalt nach Ablauf der Projektlaufzeit zu sichern. Der Kunde wollte ruhig schlafen können, also möglichst geringe Ausschläge des Depots nach unten sehen. Darüber hinaus sollten die Vermögensverwaltungsgebühren von 1,2% inkl. MwSt. verdient werden. Dann sollten pro Quartal 3000,- Euro entnommen werden und der Maximalverlust durfte zu keinem Zeitpunkt größer als 20 Prozent sein.

 

PB: Haben die Teilnehmer alle vier Bedingungen eingehalten?

RV: Nein, bei weitem nicht. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer sind insbesondere an der ersten und/oder der vierten Bedingung gescheitert.

 

PB: Wie hat das Reißen einer Hürde die Bewertung beeinflusst?

RV: Das hat zu Maluspunkten – Punktabzug – geführt. 

 

PB: Konnten die Sieger die Bedingungen einhalten?

RV: Ja. In Projektrunde I gibt es den ersten Punktabzug auf Rang 16, in Projektrunde II auf Rang 14. Alle davor haben jeweils alle Kundenvorgaben geschafft.

 

PB: Wie viel haben die Bestplatzierten denn am Ende verdient?

RV: Performance IMC hat 34,8 Prozent über die fünf Jahre geschafft, Dr. Kohlhase 18,7%. Beide waren damit nicht die Bestperformer. Dies war in Runde I ein bekannter Vermögensverwalter aus Köln, der ein Plus von 38,3% erzielte, in Runde II war es die ICFB Investment Consulting Financial Brokerage GmbH mit 41,6% Plus. Beide landeten in der Punktewertung auf Rang 5 und 6.

 

PB: Welche strategischen Entscheidungen waren am Ende entscheidend für den Erfolg?

RV: Beide Sieger haben sehr stringent angelegt. Beide haben fundamental angelegt und hatten einen guten Riecher für Marktentwicklungen. Beide sind mit vergleichsweise wenigen Wertpapieren ausgekommen, die aber waren klug ausgewählt. Die relativ geringe Anzahl eingesetzter Wertpapiere mag auch daran liegen, dass beide über die Wahl von aktiv gemangten Fonds per se eine breite Streuung im Depot hatten. Die Zahl der Transfers verrät bei beiden eine ruhige Depotführung. Kohlhase kam mit 44 Transaktionen in den vier Jahren aus, Performance IMC mit 108 in fünf Jahren. Auch die dänische Sydbank auf Rang 3 in Runde I brauchte nur 66 Transaktionen. Kohlhase hat zudem vor dem Brexit-Entscheid am 23.6. eine konsequente Wertsicherung betrieben und alle Werte verkauft. Das erwies sich insbesondere im Nachhinein als sehr klug.

 

PB: Was lernen wir aus dem Ergebnis?

RV: Einiges. Das erste: Viel hilft nicht viel. Man kann ein erfolgreiches Portfolio mit wenigen Trades steuern.

 

PB: Das bestätigt die alte Börsenweisheit: Hin und Her macht Taschen leer.

RV: Dieser Umkehrschluss ist nicht unbedingt zu treffen. Der Drittplatzierte in Runde II, Knapp Voith, kam auf 207 Transaktionen und 95 Wertpapiere. Interessant war für uns auch, dass die Mehrheit der erfolgreichen Strategien fundamental und nicht technisch bzw. prognosefrei ausgerichtet war. Ich habe aber noch weitere Erkenntnisse gewonnen. Wer keine dezidierte eigene Marktmeinung hat, macht sich als aktiver Manager überflüssig. Konsequente Strategieeinhaltung und eine ruhige Hand sowie eine klare Vorstellung von Märkten und Marktentwicklungen sind zentrale Erfolgsfaktoren.

 

PB: Kritiker bemängeln, dass kein reales Geld gemanagt wurde und damit die Logik des Börsenspiels vorherrscht, wonach alle möglichst hohes Risiko gehen.

RV: Diesen Vorwurf können wir durch die Aufgabenstellung und die Ergebnisse entkräften. Es gab ja ein ganzes Bündel von Aufgaben und nicht nur das Ziel, möglichst viel Rendite zu machen. Im Gegenteil: Das Risikomanagement spielte eine tragende Rolle. Darauf bezogen sich mit Omega und Sortino Ratio gleich zwei Wertungskategorien. Und wer den Maximum Drawdown riss, erhielt Punktabzug. Wer gezockt hat, flog also mit Sicherheit auf die Nase.

 

PB: Uns würde natürlich noch interessieren, wie denn der Kampf Nichtbanker gegen Banker ausgegangen ist. Immerhin sind ja die Sieger Unabhängige.

RV: Stimmt, aber ein etwas weiterer Fokus zeigt: Unabhängige und Banken haben gemäß ihrer Quoten abgeschnitten. In beiden Projektrunden kommt die beste Bank auf Rang 2 bzw. Rang 3. Es haben etwas mehr Banken teilgenommen und das Verhältnis spiegelt sich in den vorderen Platzierungen bis Platz 10, aber auch auf den hinteren Rängen wider.

 

PB: Zum Schluss: Wird es eine Fortsetzung geben?

RV: Das Performance Projekt 3 läuft bereits seit November 2014, ebenso wie das Performance Projekt 4, das im Januar 2016 mit einer Rekordteilnehmerzahl gestartet ist. Im Performance Projekt 5 werden wir besonderes Gewicht auf die Frage legen, ob man mit vermögensverwaltenden Fonds die Anforderungen eines Private Banking Kunden erfüllen kann und welche aktiven Ansätze passiven Strategien überlegen sind. Es gilt da insbesondere ein einfaches Benchmarkdepot aus wenigen ETF zu schlagen.

 

PB: Können sich VV da noch anmelden?

RV: Ja, man kann sich jetzt noch anmelden. Anmeldelink, Stichwort: Anmeldung PP V. Übrigens können alle Depotstände und Punkte tagesaktuell auf www.pruefinstanz.de eingesehen werden. Dort kommentieren wir auch in einem Tagebuch das Geschehen.

 

 

 

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