Uwe Eilers (Frankfurter Vermögen)

Zukunft Unabhängige VV

Elmar Peine -

Welche Rolle spielen unabhängige Vermögensverwalter in zehn Jahren, Herr Eilers?

Wie viele unabhängige Vermögensverwaltungen wird es in zehn Jahren geben und wie viel Vermögen werden sie verwalten? Wir fragten Uwe Eilers, der sich gerade intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hat und vor wenigen Tagen die Fusion seiner Frankfurter Vermögen  mit der Wertefinder GmbH bekannt gab

 

Private Banker: Herr Eilers, wird es in 10 Jahren mehr oder weniger unabhängige Vermögensverwaltungen in Deutschland geben?

Uwe Eilers: Das ist schwer zu sagen, weil es Faktoren gibt, die für mehr, aber auch solche, die für weniger  Verwalter sprechen. Sicher bin ich mir nur darin, dass der Marktanteil unabhängiger Vermögensverwalter in den nächsten Jahren wachsen wird. Möglicherweise wird es die gleiche Anzahl an Verwaltungen mit einem wesentlich größeren Vermögen under Management geben.

 

PB: Seit einigen Jahren vollzieht sich ein Generationenwechsel bei den Unabhängigen. Welche Folgen hat der für deren Anzahl und Marktanteil?

UE: Ich glaube nicht, dass wir jetzt eine Übergangswelle erleben und dann eine neue Generation Jahre oder Jahrzehnte in der Formation tätig bleibt. Das ist ein Prozess, der uns weiter kontinuierlich begleiten wird, schon allein deshalb, weil die meisten Verwalter sich ja erst vielleicht mit vierzig selbständig machen. Das es jetzt keine Welle ist, die dann wieder abebbt, sieht man auch an den unterschiedlichen Lebensentwürfen in unserer Branche. Ich kenne Kollegen, die sich mit 50 fragen, wie man den Übergang am besten hin bekommt, andere denken auch mit 70 noch nicht ans Aufhören.    

 

PB: Ihre Fusion mit Wertefinder ist aber schon ein Teil dieses kein Generationenwechsels?

UE: Nein. Ich hab zwar die Mehrheit der Gesellschaft übernommen, aber eben nur die Mehrheit. Es handelt sich aus meiner Sicht um eine ideale Ergänzung: Die Wertefinder sind sehr stark im Asset Management, die Frankfurter Vermögen sieht sich als gut vernetztes und marketingstarkes Unternehmen. Diese Kombi funktioniert nur, soweit die Kernkompetenzen auf beiden Seiten möglichst lange erhalten bleiben.

 

PB: Neben dem Generationenwechsel wird beim Thema Zukunft der Branche oft auf die Mühen der Regulatorik hingewiesen. Werden immer größere Einheiten notwendig, um die Anforderungen meistern zu können?

UE: Die Frage ist, wie man mit den regulatorischen Anforderungen umgeht. Wer das alles manuell machen will, der wird scheitern, ob groß oder klein. Wer offen für Digitalisierung ist, dem nimmt eine vernünftige Software viel ab.

 

PB: Und wenn sich die Plattformidee durchsetzt, dann kann doch in Zukunft ein Interessierter mit seiner 32er Lizenz sein Unternehmen beim Dienstleister in der Cloud anmelden und dann ohne große Anfangsinvestitionen quasi nur mit variablen Kosten starten.

UE: Ja, diese Entwicklung könnte auch kleine VV-Einheiten überlebensfähig halten. Wir unterstützen ja auch genau diese Idee im Verband, etwa mit den VuV Kos-Entwicklungen, Module, die es allen Verbandsmitgliedern erlauben, ohne Schreibkram und in einem Zug Interessierte zu Kunden zu machen und Depots zu eröffnen. Digitalisierung ist ein Muss!

 

PB: Sehen Sie Haftungsdächer in dem Zusammenhang genauso positiv?

UE: Die mögen für den Arbeitsablauf des Verwalters auch erleichternd sein, aber gleichzeitig sind damit Abhängigkeiten verbunden, die manche Kunden, insbesondere Institutionelle, nicht akzeptieren. Deswegen ist so ein Weg für mich kein Thema.

 

PB: Ich halte fest, die Digitalisierung gibt auch kleineren Verwaltern eine gute Perspektive, wohingegen die Regulation eher ein Fusionstreiber ist. Kommen wir zu eher unbeeinflussbaren Faktoren. Die Nachfolgebank der HSH Nordbank hat vor Kurzem bekannt gegeben, aus dem Private Banking auszusteigen. Werden andere Banken folgen?

UE: Ja, die Situation in den Banken wird nicht besser. Mitarbeiter leiden unter dem immer stärkeren Produktverkaufsdruck, Kunden sind es zunehmend leid, immer neue Berater vorgesetzt zu bekommen. Banken machen aus meiner Sicht darüber hinaus auch weitere Fehler: Das werden PB-Truppen eingekauft mit horrenden Versprechungen, Fixgeldern und Extras. Und dann werden im Kampf um Marktanteile unverantwortlich niedrige Fees angeboten und am Ende wundern sich die Banken, dass ihr Wealth Management keine vernünftigen Renditen abwirft.  Ebenso große Probleme sehe ich übrigens bei den Versicherungen.

 

PB: Welche?

UE: Abgesehen davon, dass die deutschen Versicherer aus meiner Sicht noch nie besonders gut waren im Geldanlegen – Stichwort Prozyklik – fragt man sich, wie sie die Niedrigzinsphase überstehen sollen, von der Sicherung der versprochenen Renditen für die Lebensversicherungen ganz zu schweigen. Ich warne ausdrücklich davor, sich auf die Ertragsversprechen der deutschen Versicherungswirtschaft zu verlassen. In dem Anlagekorsett, in dem sie stecken und bei den Marktbedingungen halte ich eine Erwirtschaftung auskömmlicher Renditen für nahezu unmöglich.

 

PB: Sie haben die Niedrigzinsen schon angesprochen. Ist das gut für unabhängige Vermögensverwalter?

UE: Ja, aus zwei Gründen. Zum einen sind alle Anlagestrategien von Termingeld bis Bundesanleihen obsolet geworden. Nur aktive Vermögensanlagestrategien können stabile Erträge auch im Anleihenbereich bringen. Dazu werden mehr Wohlhabende einen Profi brauchen. Zum anderen gelingt es mit Plain-vanilla-Strategien, wie sie Banken fahren, immer weniger, genügend hohe Renditen zu erwirtschaften. Gerade in den Rentenmärkten gilt: Wer weiß, wie die Anlageentscheidungen in den großen Häusern zustande kommen, der weiß, dass damit keine bemerkenswerten Renditen zu erwirtschaften sind. Kleinere Teams mit alten Hasen, jahrzehntelang erforschten Anlagefeldern und kurzen Entscheidungswegen haben aus meiner Sicht klare Vorteile. Das Team der Wertefinder um Willi Ufer, der ja Milliardenmanager war, verfügt zum Beispiel über eine riesige Excellence beim Thema Fremdwährungen.         

 

PB: Wir fassen zusammen. Die Aussichten auch für kleinere unabhängige Vermögensverwaltungen sind nicht schlecht. Dafür sprechen die Digitalisierung, die Niedrigzinsphase sowie die Krise der Banken und die (zu erwartende) der Versicherungen.

UE: Ja, die unabhängige Vermögensverwaltung wird insgesamt wachsen, da habe ich keinen Zweifel. Und wenn die einzelnen Häuser die Hausaufgaben beim Thema Digitalisierung machen und ihre  Chancen durch ein aktives Marketing und die richtige Personalpolitik nutzen, ist mir ganz und gar nicht bange.

 

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