Wichtige IT

Wichtige in der Vermögensverwaltung verwandte Programme
Produkt Art* www Ansprechpartner Mail Kommentar
Infront Portfolio Manager PM www. Burhan Sancar Der Marktführer, sicher nicht im Design, dafür aber in der Marktdurchdringung.
Avaloq PM www. Karl im Brahm Begegnet den meisten VVs als Bankensystem. Große VV zählen zu den Kunden.
Psplus PM www. Christian Hank Das PM System ist die Nr. 2 im Markt, nach dem VWD Portfolio Manager.
DSER/Munio PM www. Johann Horch Einer der bekannten Anbieter insbesondere im Berater-Markt.
e-Amis PM www. Peter Klein Produkte von Profidata, die ihren Hauptsitz in der Schweiz haben.
PMS PM www. Much Die Referenzliste führt keinen UVV in Deutschland auf.
wokal Vermögensbilanz PM www. Wolfgang Kalteis wokalSoftware mit "wokal Vermögensbilanz" und "wokal Depotverwaltung.
Netfolio PM www. Daniela Bachmann Anbieter aus der Schweiz mit einigen Schweizer VV als Referenzkunden.
Allocare AMS Portfolio PM www. Jakob Kamm Schweizer Softwarefirma.
Portfolio Management PM www. Advent In USA stark vertreten, auch in Europa erfolgreich, in Deutschland eher nicht.
qplix PM www. Vanessa Wenger Bietet Reporting, DMS und Portfolioverwaltung als "Software as a Service".
My Web Depot PM www. Jörg Richard Webbasiertes PMS. Stark in der Schnittstellen-Pflege. Kunden: DJE, Sutorbank etc.
Diva PM PM www. Diva Erweiterung der Beratungssoftware der BCA.
invest solutions Beratung, PM www. Matthias Brabetz Einzeltitelbasierte Portfolioanalyse und -optimierung für die ganzheitliche Wertpapierberatung als "Software as a Service"
AM-One CRM + PM www. Christoph Gunia Webbasierte Portfoliomanagement-Software mit CRM auf Mietbasis. AM-One ist eine Tochter der Expersoft Systems AG
OMS financial CRM www. Opal CRM Tool, auf Vermittler fokussiert. Wird auch von VV in Deutschland benutzt.
SugarCRM CRM www. Sugar Sugar ist ein bekannter Anbieter. Bis zur Version 6 als Open Source erhältlich.
AdWorks CRM + PM www. Harald Dehn "Beratungstools, (…) Reporting und Kundenverwaltung unter einem Dach".
VuV CRM CRM www. Frank Engel Kooperation von VuV und der isLogic AG. Basiert auf Microsoft Dynamics.
Bloomberg DAP www. Bloomberg Der Giganten-Anbieter macht vor allem Portfolio- und Risikoanalysen einfach.
Investox TS www. Andreas Knöpfel Bekannte Trader-Software aus Deutschland (zum Beispiel in Verbndung mit Tai-Pan)
Finanzplaner FP www. Michael Gschwind Eine der bekanntesten Finanzplanungstools in Deutschland. Vor allem für Berater.
XPS FP www. Volker Weg XPS addressiert seine Programme in erster Lnie an Finanzplaner und Berater.
iComps RC www. Gunnar Grape Bietet Reporting und Controlling als Software as a Service. Mit VV-Fallberichten.
Finasoft RC, PM www. Christian Hank Bietet IT-Beratung und Reporting-Software. Einer der erfahrensten Anbieter mit umfangreichen Referenzen.
tetralog Systems ABS, RC, PM www. Jens Maier Seit 1993 Anbieter von flexiblen Software-Modulen für den gesamten Anlageberatungspro-zess
Finfox Beratung www. Christian Dicke Ein Schweizer Anbieter aus der Ecofin-Unternehmensgruppe bietet Beratungs-Software (und vieles mehr).

Quelle: 2016 Private Banker; Unternehmensangaben; * PM = Portfolio Management System, CRM = Customer Relationship Manegement, DAP = Daten- und Analyseprogramm, TS = Trading System, FP = Finanz-Plan-Tool,  RC = Reporting und Controlling

 

 

 

 

Stand der digitalen Revolution in der VV

Der (wahrscheinlich) wichtigste Megatrend des 21. Jahrhunderts bleibt virulent.

Digitalisierung ist vermutlich der bedeutendste Megatrend des 21. Jahrhunderts. Wie ist der Stand in den verschiedenen Bereichen der Vermögensverwaltung und in welche Richtung entwickelt sich die digitale Revolution weiter? In diesem Artikel beleuchten wir das Kundenmanagement (CRM), das Portfolio Management und das Advisory. In einem späteren Artikel werden wir über die Bereiche Information, Reporting und Marketing informieren.  

Customer Relationship Management (CRM)

Die Zeiten, in denen das Kundenmanagementsystem aus einem Eisenschrank mit drei Schubladen und Karteikarten bestand, sind bei den meisten Verwaltungen passé. Andererseits, so unser Eindruck aus vielen Gesprächen, verfügt noch längst nicht jede Verwaltung über spezialisierte und individuell angepasste VV-CRM-Systeme. Kundendaten in Windows Outlook oder in Excel abzulegen erscheint durchaus noch üblich. Es gibt inzwischen aber auch eine Vielzahl von spezialisierten Kundenverwaltungssystemen am Markt. Am verbreitetsten dürfte die Software des Verbandes unabhängiger Vermögensverwalter (VuV-CRM) sein, eine Anwendung, die auf Microsoft Dynamics beruht und mit dem Kooperationspartner Islogic entwickelt wurde. 40-50 Verwaltungen nutzen dieses Tool nach VuV-Angaben schon jetzt, dazu gehört die Maiestas AG aus Köln. Geschäftsführerin Petra Ahrens kann verstehen, dass einige der Verwalter über VuV-CRM stöhnen. „Das Tool ist sehr umfangreich und es bietet wirklich alles, was man sich als Verwaltung wünscht. Die Vorteile muss man sich aber hart erarbeiten.“ Ahrens hat das getan und fährt jetzt die Ernte ein. Die Honorarabrechnung für ca. 400 Kunden hat sie früher in 1-2 Wochen erledigt. Heute benötigt sie dafür „maximal einen halben Tag“. Auch für das Marketing hilft das Programm, insbesondere im Zusammenhang mit der Auswertungssoftware clever reach. „Wir erfahren viel über die Vorlieben unserer Kunden etwa als Reaktion auf einen Newsletter-Versand, können präzise berechnen, wo der break even bei welchen Kunden liegt und sehen, mit welchen Beratungsstrategien unsere Mitarbeiter bei welchen Kunden Erfolg haben. Sie bezeichnet das Programm als „must have“ und hat dafür viel Zeit investiert. Andere Verwaltungen sind dazu offenbar noch nicht bereit. „Mit fehlt schlicht die Zeit, um mich noch intensiver um das Thema Digitales zu kümmern“, bestätigen immerhin 18 Prozent der 63 Verwalter, die der Private Banker in der dritten Oktober-Woche befragte. Mehr (21%) zeigten sich nur vom Kosten/Nutzenverhältnis weiterer Programme enttäuscht.

„Wir stehen als moderner, sehr technologieaffiner und prozessgetriebener Vermögensverwalter natürlich auch stark für das Thema Digitalisierung – und dazu gehört ein möglichst weitgehend gelebtes papierloses Büro.“ Christian Funke, (Source for alpha).

Der VuV geht in der Digitalisierung noch einen Schritt weiter und bietet seinen Mitgliedsunternehmen neuerdings ein digitale Kunden-Onboarding-Lösung an, die Prozessschritte: „Kunde werden beim Vermögensverwalter“ und „Kunde werden bei der Depotbank“. Oliver Strippel vom Kooperationspartner United Signals ist stolz darauf, den Verwaltern damit eine Lösung mit papierloser Konto- und Depoteröffnung in einem Schritt anbieten zu können. Digitales Onboarding wird mehr und mehr zu einem selbstverständlichen Feature in der IT für Vermögensverwalter. „Das Interesse auch an diesen Anwendungen ist groß“, sagt VuV-Geschäftsführer Frank Engel. Ihm ist es wichtig zu erwähnen, dass es sich um hybride Anwendungen handelt. Die Vermögensverwalter können mit den Kunden gemeinsam etwa die Depoteröffnung durchgehen und sicher sein, regulatorisch auf dem neuesten Stand zu sein und nichts zu vergessen. Kunden können den Prozess aber auch alleine von Zuhause aus bewältigen. Auf einer kürzlich durchgeführten Roadshow durch sieben deutsche Städte ließen sich mehr als 150 Vermögensverwalter persönlich informieren. Jetzt wartet man darauf, dass weitere Depotbanken Schnittstellen bereit stellen. Bis heute nämlich können erst die Augsburger Aktienbank und die Baader Bank direkt angesteuert werden.

 

Quelle: Private Banker 2019

Der IT-Experte Kay Behrmann hat sich mit seiner Firma VV.de entschieden, die im deutschen Mittelstand sehr verbreitete und bewährte Cobra-CRM auf die Bedürfnisse der Vermögensverwaltung anzupassen. Sein Kunde Michael Kohlhase von der Dr. Kohlhase Vermögensverwaltung zeigt sich in einem Anwenderbericht sehr zufrieden: „Es macht schon einen enormen Unterschied, alle Daten in einer Software vereint zu haben – und die Übersicht nach der eigenen Arbeitsweise gestalten zu können. Die Content-Steigerung im Team ist enorm und die lästige Suche in Mail- und Protokollarchiven gehört der Vergangenheit an.“     

Wie groß der Anteil der Verwalter ist, die konsequent auf Digitalisierung setzen, ist unklar. In der Private Banker Befragung gab es reihenweise Bekenntnisse zur digitalen Offensive. So etwa Carolin Tsalkas von der Honestas Vermögensverwaltung: „Unsere digitale Agenda wird bewusst permanent vorangetrieben und weiterentwickelt. Die dadurch gewonnenen Wettbewerbsvorteile spiegeln sich in unserem Leistungsspektrum wider.“ Solche oder ähnliche Aussagen kamen von vielen, die sich an der Befragung beteiligten. Vermutlich nehmen Verwaltungen mit einem Digitalisierungsrückstand weniger gerne an solchen Umfragen teil.  

„Wir bei Murphy&Spitz sehen die Digitalisierung als Chance unsere nachhaltige Vermögensverwaltungskonzepte ohne Qualitätsverlust zu skalieren.“ Andrew Murphy (Murphy&Spitz)

Eine klare und sichtbare Digitalisierungsstrategie macht nicht nur Geschäftsabläufe effizienter. Gerade bei jüngeren Vermögenden dürfte sie auch einen erheblichen Image-Gewinn bringen. Den Vertretern einer traditionellen Verwaltungsstrategie gehen demgegenüber mehr und mehr die Argumente aus. Deutlich gewandelt hat sich etwa die Einstellung zur Cloud.  Die Speicherung von Geschäftsprozessen außerhalb der eigenen Geschäftsräume bei einem anderen Unternehmen galt vor wenigen Jahren als No Go für die Mehrheit der von uns Befragten. Heute äußerten sich rund 60 Prozent der Befragten positiv zur Cloud-Speicherung, halten sie für sicher und lohnenswert oder gaben an, sowohl auf dem eigenen lokalen Server als auch in der Cloud zu speichern. Noch nicht restlos überzeugt zeigten sich rund 40 Prozent: „Die Cloud soll ja sicherer sein als die Speicherung auf den eigenen Servern, ganz überzeugt bin ich aber nicht“ bejahten 21 Prozent der Befragten. Genau so viele Befragte schließen „Prinzipiell“ aus Kundendaten in der Cloud zu speichern. Experte Behrmann, der einst die IT für Flossbach von Storch aufgebaut hatte, plädiert ebenfalls für die Cloud-Lösung:„Spezialisten in der Cloud können sich vor den verschiedenen Angriffen wohl besser wappnen als lokale Admins“. In großen zentralen Einheiten sei auch die Gewährleistung der jederzeitigen Funktionsfähigkeit und die kontinuierliche Datensicherung besser gegeben. Behrmann rät allerdings dazu, aus regulatorischen Gründen darauf zu achten, dass die Server nicht außerhalb Europas stehen sollten. Christian Funke von der Frankfurter Vermögensverwaltung Source for alpha möchte eine Art Standard, der „im Sinne der Datensicherheit, des Datenschutzes und des Wohlfühlfaktors der Kunden, keine Public Cloud (…) sondern eine Private Cloud in einem deutschen Rechenzentrum“ sein sollte.    

Portfolio Management

Ein Produkt von VWD beherrscht seit langem den Markt der Portfolio Management-Systeme: Der VWD Portfolio Manager. In einer älteren Umfrage des Private Banker bei Vermögensverwaltern erreichte die Software auch die höchsten Zufriedenheitswerte. Mit der Funktionalität zeigen sich auch heute die von uns befragten Verwaltungen zufrieden, nur die Preispolitik des Marktführers stößt auf teils heftige Ablehnung. Der Marktanteil des VWD Portfolio Managers  soll bei etwa 60 Prozent liegen.  Danach folgt PSplus. AM One, Tochter der Schweizer Expersoft, hat zuletzt aufgeholt.  Wir haben aber auch mit Verwaltern gesprochen, die mit einer Kombination von Excel und Bloomberg gut zurecht kommen. Und nicht wenige Verwaltungen stützen sich auf das, was Depotbanken bieten.

Längst nicht alle, die eine Portfolio Management Software nutzen, nutzen es auch für das Asset Management. Ein Kölner Vermögensverwalter zum Private Banker: „Ich brauche das System letztlich nur für die BaFin.“ Reporting, Dokumentation  und Controlling stellen weitere Argumente dar. Für die Handelsabwicklung taugen die Systeme bis heute sowieso eher nicht. Das liegt zum großen Teil an den fehlenden Orderschnittstellen. Genau daran wird zurzeit gearbeitet.    

„Die zunehmende Digitalisierung spielt in der Vermögensverwaltung eine wichtige Rolle. Durch sie kann man stärker auf die Ansprüche der Kunden und der Aufsichtsorgane eingehen und gleichzeitig die steigenden Kosten in Zaum halten.“ Allan Valentiner (AMF)

 „Wir verfügen bereits über eine Reihe von Orderschnittstellen und werden diese zu Beginn des nächsten Jahres um weitere  Orderschnittstellen zu relevanten Depotbanken in Deutschland ausbauen“, berichtet Norwin Schörrig, Verkaufsleiter Deutschland für Expersoft, „Dann wird man in AM One auf Kaufen klicken und hat den Auftrag an der Börse ohne weiteres Dazutun bei der Depotbank oder dem Broker platziert. Ein weiterer Vorteil unserer Orderschnittstelle ist die online Rückmeldung des Status der Aufträge: Ausführungen werden unmittelbar zurückgespielt und in der Depotansicht von AM-One sofort aktualisiert.“ Bei VWD will man auch Sammel- und Block-Orderschnittstellen installieren.

Orderschnittstellen könnten viel Zeit einsparen und ein wertvolles Tool werden, allerdings braucht nicht nur das Portfoliomanagement-System des Verwalters eine solche Schnittstelle, sondern auch das der Depotbank. Augsburger Aktienbank, DAB BNP Paribas, UBS und Comdirect sind auf der Bankenseite offenbar am weitesten. Robert Fuchsgruber von der DAB BNP Paribas: „Wir werden noch in diesem Jahr mit RESI (Responsive, Efficient, Straight Interface) eine hochmoderne  Schnittstellen für führende Portfolio Management Systeme bereitstellen.“ Die V-Bank hat das Thema im Auge. Sprecher Markus Kiefer betont die Notwendigkeit einer möglichst offenen breiten Anwendbarkeit, um „schnell und effektiv unterschiedliche Anbieter zu integrieren. Wenn der IT-Aufwand minimal ist, ist es für uns egal, welches Portfoliomanagement der VV bereits nutzt und als gut empfindet.“  Der IT-Spezialist Behrmann mahnt zur Vorsicht: „Orderschnittstellen sind regulatorisch und technisch anspruchsvoll und für die Partner gefährlich. Wenn da die Übertragung nicht klappt oder Fehler vorkommen, können schnell Haftungsansprüche entstehen.“ 

Neben den Orderschnittstellen existiert auch der Trend zur Software as a Service (SaaS) weiter. Dabei wird das zentrale Programm nicht mehr auf dem Computer des Verwalters installiert, sondern verbleibt beim Anbieter. Verwalter nutzen die Software über das Netz und zahlen für die Dienstleistung. Anbieter wie Norwin Schörrig von Expersoft führen ins Feld, dass der Vermögensverwalter mit einer derartigen SaaS Lösung vom IT-Betrieb, der Datensicherung und den regelmäßigen Software-Updates vollständig entlastet wird. Gleichzeitig profitiert er von einer 24/7 weltweiten Verfügbarkeit und einem hocheffizienten Anwendersupport. Die Befürworter der Inhouse-Lösung betonen dagegen den Vorteil der Datenhoheit. Viele Verwalter wollen nicht ständig neue Updates, wenn Sie sich mit einer Software-Version vertraut gemacht haben. Und auch die Tatsache, dass sensible Kunden- und Transaktionsdaten beim Softwareanbieter gebündelt werden, gefällt nicht allen Verwaltern.

Der Trend zum SaaS könnte in eine neue Ära überleiten, in der die gesamte Geschäftsarchitektur und –abwicklung auf einer Plattform stattfindet. Elinvar, einst ein Anbieter von White Label Lösungen für Robo Advisor bietet nach eigenen Aussagen bereits „exakt dies“, führt beispielhaft an, Teile des Wertpapiergeschäftes von M.M.Warburg und Donner & Reuschel auf seine Plattform geführt zu haben.  Möglich, dass Vermögensverwalter in der Zukunft mit Ihrer Lizenz zu einem Plattformanbieter gehen können, sich gegen ein einmaliges Salär und eine monatliche Nutzungsgebühr als neuer Anbieter registrieren und dann Unternehmens- und Kundendaten, Depots und gleich die ersten Orders in dessen Software eingeben. PaaS (Platform as a Service) wird das genannt. Den Weg zu solchen Plattform-Lösungen bereiten auch sogenannte Best of Breed- Angebote, bei denen Verwalter ein Programmpaket aus einer Hand bekommen, aber für jeden Teilbereich die freie Auswahl unter verschiedenen Anbietern haben; ähnlich dem bekannten Open Architecture Ansatz in der  Vermögensverwaltung. Michael Gillessen vom Beratungsunternehmen Pro Boutiquenfonds begrüßt solche Entwicklungen, solange sie auch für mittlere und kleinere Vermögensverwaltungen passgenaue Technologie anbieten, „und etwa durch erfolgsabhängige Zahlungen pro Vertragsabschluss“ einen möglichst hohen Anteil an variablen Kosten haben.“

Eine Plattform-Strategie fährt auch vwd. Torsten Reischmann, Executive Director bei VWD: „Einen Eindruck unserer Plattform, die vollständig webbasiert und modular auf modernster Microservice-Technologie aufgebaut ist, erhalten unsere Kunden bereits u.a. in unseren in den letzten Monaten eingeführten Produkten vwd customer account (Postbox und Endkundenzugriff auf Portfolios), MiFID II Services und vwd investment manager (Realtime Marktinformationen). Portfoliomanagementfunktionen folgen Anfang des kommenden Jahres. Viele Kunden wünschen sich die Möglichkeit Informationen zu Investmentprodukten, Märkten und Portfolio leicht mit Kollegen und Anlegern zu teilen und gleichzeitig die Maße an Informationen auf das Wesentliche zu beschränken. Auf diese Nutzerwünsche haben wir die Plattform abgestimmt und es sind faktisch keine Grenzen gesetzt.“

 

"Robo Advisor können nur sehr einfache Strategien. Da können sich Anleger auch ein Zeitungs-Abo kaufen." Dr. Georg Thilenius (Thilenius)

Advisory

Vielleicht jeder zehnte Vermögensverwalter bietet mittlerweile eine digitale Vermögensverwaltung an. Das sind noch nicht sehr viele. Marktkenner wie Pro Boutiquenfonds-Experte Gillessen führt als einen Grund schlicht die fehlende Nachfrage der Stammklientel der Vermögensverwalter an und verweist in dem Zusammenhang auch auf unabhängige Studien, die den Robos einen Marktanteil von 0,04 Prozent bescheinigen. Glaubt man dagegen den Anbietern von White Label Robos, dann ist der Kuchen schon so gut wie aufgeteilt. Wer jetzt noch nicht hat, sei entweder in der Umsetzung oder warte auf preiswerte Angebote etwa von den Depotbanken oder Softwareanbietern. Tatsächlich dürfte die digitale Vermögensverwaltung immer günstiger werden. „Mit unserer Onboarding Schnittstelle lässt sich  unser System AM-One als ein Robo Advisor nutzen“, erklärt etwa Norwin Schörrig . Das Online Onboarding hat Schörrig gerade zusammen mit United Signals in die AM One-Software integriert. Mit der Integration einiger CRM Funktionen, die AM-One heute schon bietet sowie einem einfachen Ordermanagement, das nächstes Jahr ausgebaut wird, sieht er sich auf einem  guten Weg.

Auch  schon tätige Robos drängen in das White Label­ Geschäft. Der Robo Advisor Investify, eine Ausgründung aus der Rhein Asset Management etwa sieht sich nach der Kooperation mit der Pax-Bank als White Label-Anbieter im B2B-Geschäft.

Neben den Robos werden in Zukunft digitale Vermögensverwaltungsangebote  wohl auch verstärkt über Partner und Dienstleister präsentiert werden. Auf Wikifolio.com ist so etwas schon im Zertifikategewand umgesetzt. In einer eigenen Abteilung bieten rund 50 Vermögensverwalter ihre Strategien als Wikifolio-Zertifikat mit ISIN und ohne Mindestanlagesumme an. Zu Beginn nächsten Jahres soll ein Marktplatz von DAB BNP Paribas folgen. Auf Qinfen (chin. fleißig) können Vermögensverwalter dann Strategien vorstellen, in die Endkunden direkt ab einer Summe von 5.000 Euro investieren können. Auch die V-Bank bastelt dem Vernehmen nach an einem ähnlichen Marktplatz und will noch 2019 im Dezember starten.     

"Kaum Endkundennachfrage nach digitaler Vermögensverwaltung". Michael Gillessen (Pro Boutiquen Fonds)

Die Digitalisierung fördert aber auch das Verbriefungsgeschäft. Mit der Digitalisierung und Standardisierung der notwendigen Prozesse werden auch kleinere Verbriefungen lohnend. Marie Louise Seelig bietet mit ihrem Fintech Acatus an, einzelne Kredite oder auch Lebensversicherungen zu verbriefen. Das könnten auch für Vermögensverwalter interessante und liquide Depotbestandteile werden (s. Interview in dieser Nummer).  

 

Auf die Plätze fertig ...

Vermögensverwaltung und  Blockchain

Über Blockchain, Kryptos, Token, Distributed Ledger etc. reden alle, wirklich konkret ist in der alltäglichen Vermögensverwaltung davon allerdings bislang noch nichts geworden. „Das dauert auch noch ein wenig. Aber dann, dann wird dieser Transformationsprozess mit unheimlicher Geschwindigkeit vonstattengehen und jeder, der sich nicht rechtzeitig darauf vorbereitet, wird abgehängt“, sagt Sven Hildebrandt von der Beratungsgesellschaft DLC Distributed Ledger Consulting. Er sieht zwei Einfallstore. Das eine ist die sogenannte Tokenisierung von Wertpapieren. „Wenn der Gesetzgeber wie bereits angekündigt, nachzieht, könnten die Best-Execution-Vorgaben im Vermögensverwaltungsgeschäft sehr schnell dafür sorgen, dass die Verwalter die „Papiere alter Coleur“ gar nicht mehr erwerben dürfen.“  Mit anderen Worten: Der Preisvorteil der tokenisierten Wertpapiere würde den Umstieg der Marktteilnehmer von den bekannten Formen von Aktien und Anleihen geradezu erzwingen.  

Dr. Sven Hildebrandt (DLC)

Mit der Tokenisierung wird sich auch das Depotgeschäft grundlegend ändern. So wird die Verwahrung sogenannter Kryptowerte ab dem 1.1.2020 eine zulassungspflichtige Tätigkeit – und von der erleichternden Übergangsregelung können nur diejenigen Unternehmen profitieren, die die Kryptowerteverwahrung bereits 2019 betreiben. Hildebrandt ergänzt: „Für die etablierten Institute, die dieses Thema bislang häufig noch von der Seitenlinie betrachtet haben, heißt es demnach nun: Entweder wahnsinnig beeilen, oder mit vermutlich erheblichen Wartezeiten seitens der BaFin rechnen. Denn ab dem 01.01.2020 kann nur verwahrt werden, wenn die Lizenz vorhanden ist – und wir gehen davon aus, dass zunächst die Anträge der bereits bestehenden Unternehmen geprüft werden, da alles andere nicht sachlogisch wäre.“

 

 

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Behrmanns Rat

IT-Consultant Kay Behrmann berät mit seiner Firma vv.de Vermögensverwalter und Finanzdienstleister bei der Implementierung geeigneter IT-Lösungen.  Für den Private Banker hat er zehn Ratschläge für Verwalter zusammengefasst, die überlegen, sich eine IT anzuschaffen.

  1. Informieren Sie sich über das Angebot. Die Systeme haben sehr unterschiedliche Stärken und Schwächen. Fragen Sie Kollegen nach Zufriedenheit mit Ihrer Lösung. Fragen Sie Softwarehersteller nach Referenzkunden.
  2. Unterschätzen Sie den Suchaufwand nicht. Die die Zusammenstellung der eigenen Anforderungen und die Auswahl des Softwareherstellers können ein eigenes und anspruchsvolles Projekt sein. Unabhängige Experten können so einen Prozess begleiten.
  3. Verstehen Sie die IT als Prozess und nicht als Anschaffung. Die Beziehung zum Softwarehersteller funktioniert besser als Partnerschaft statt in der Rolle von Käufer und Verkäufer. Legen Sie Wert auf spätere Betreuung, guten Support und feste Ansprechpartner.
  4. Berücksichtigen Sie Cloud-Anbieter. Vermögensverwalter wollen oft ein eigenes System, weil sie Daten nicht gerne aus der Hand geben. Aber entscheidend sollte sein, wo die Daten sicher sind. Häufig bietet die Cloud mehr Sicherheit als ein eigenes schwach geschützte System.
  5. Überlegen Sie, ob sie weitere Leistungen outsourcen wollen. Einige Anbieter bieten neben dem technischen Betrieb auch weitere Services, wie etwa Schnittstellenüberwachung, Kontenabgleich und sogar Buchungstätigkeiten in Ihrem System.
  6. Seien Sie kompromissbereit. Automatisierung und Standardisierung kosten meist den Verlust liebgewordener Gewohnheiten. Meist kommt mit dem neuen System auch eine Änderung der Arbeitsabläufe.
  7. Orientieren Sie sich nicht primär an den Lizenzkosten. Andere Kosten können noch viel höher sein: Installation, Datenmigration, Konfiguration, individuelle Anpassungen, Schnittstellen, Schulungen, Support, laufender Betrieb, Fehlerbehebungen, Versionsupdates, …
  8. Beauftragen Sie in der Vermögensverwaltung einen Mitarbeiter als „Power-User“, der sich vertieft einarbeitet, Schulungen mitmacht und die Beziehung zum Softwareanbieter steuert. Sie werden jemanden brauchen, der sowohl die Geschäftsabläufe als auch die IT gut kennt.
  9. Testen Sie das System. Nicht nur in einer Präsentation, auch mit eigenen Mitarbeitern in einer Testinstallation. Überlegen Sie sich Testfälle und dokumentieren Sie die Ergebnisse, wie von den MaRisk-Vorschriften verlangt.
  10. Sorgen Sie für das Ende vor. Stellen Sie sicher, dass sie Ihre Daten auch wieder aus dem System heraus bekommen, wenn Sie künftig wechseln möchten. Definieren Sie Sollbruchstellen im Vertrag, zu denen Sie kontrolliert aussteigen können (z.B. nach dem Test).

 

 

 

Kurz nach dem Urknall

Der Private Banker hat Vermögensverwalter nach ihrer Zufriedenheit mit IT-Angeboten gefragt. Das Niveau der Dienstleistung ist steigerungsfähig. Die Ergebnisse.  

39 Häuser beteiligten sich an der ersten Umfrage zum IT-Einsatz bei der Kundenpflege (CRM) und dem Portfolio-Management (PM). Die erste Überraschung: Es sind immer noch viele, die in Excel selbst konfigurieren oder schlicht die Angebote der Banken nutzen. Diese Erfahrung von Experten fanden wir in unserer (nicht repräsentativen) Befragung bestätigt. „Wir nutzen ein selbst entwickeltes PM-System“, sagten rund ein Sechstel der Verwalter. Einer aus dem Osten berichtet stellvertretend für andere, das er ‚seit langen Jahren die Banken (bei jedweder Bewegung auf Konto oder Depot, inklusive regelmäßiger Portfolioaufstellungen) berichten‘ lasse. „Ich habe nach wie vor Einblick in die bei der Bank geführten Konten/Depots und führe zusätzlich einfache Excel-Listen. Das ist vollkommen ausreichend.“

Eine deutliche Mehrheit benutzt mittlerweile professionelle Software und spezialisierte Programme, meist ein CRM- und ein Portfoliomanagement-Programm. Bei den sogenannten CRM (Customer Relationship Management)-Systemen, mit denen die Verwalter ihre Kunden organisieren,  Beratungsprotokolle anlegen, Weihnachtsgeschenke ermitteln, Depotgrößen und Handelserfahrungen ablegen und etwa Gruppierungen nach verschiedensten Kriterien vornehmen, sind es 56 Prozent der Verwalter, die ein spezialisiertes Programm benutzen. Favorit ist schon jetzt das vom Verband (VuV) in Zusammenarbeit mit der IS Logic AG entwickelte CRM-Modul. Einige Verwalter, die das Tool nutzen, zeigten sich in Kommentaren „zufrieden“ oder sogar „sehr zufrieden“. Consultant Kay Behrmann beschreibt das VuV-Programm als „groß angelegt und wirkungsmächtig“. Seine Firma vv.de ist mit dem Hersteller Cobra eine Partnerschaft eingegangen, um deren System auf die Anforderungen der Finanzbranche zu trimmen. Ein Verwalter aus München äußerte sich ‚sehr zufrieden‘ über die entstandene Lösung. Gerade im CRM-Bereich sind die Verwalter auch früh in den Entwicklungsprozess integriert, so etwa beim VuV-System oder auch beim Opal-System, an dem ein süddeutscher Vermögensverwalter sogar beteiligt ist.

OMS heißt die von der Tochtergesellschaft Opal angebotene CRM-Software. Verwalter, die es preiswerter möchten und diszipliniert genug sind, kommen, so Behrmann, auch mit den Bordmitteln von Outlook ‚unter Umständen recht weit‘. Daneben gibt es auch kostenfreie CRM-Programme wie etwa SugarCRM Open Source.   

Bei den Portfolio Management Systemen (PMS) gibt es einen eindeutigen Platzhirschen, den VWD- Portfolio Manager. Mindestens fünfzig Prozent der Verwalter, so VWD-Mann Torsten Reischmann, nutzten dieses Tool. Geht man nach der Bewertungshäufigkeit in unserer Befragung, dann liegt der VWD-PM weit vorne. 18 von 39 Befragten gaben für ihn eine Note ab. Die Durchschnittsnote für das Tool lag bei 2,4. „Wir kommen mit unserer VWD Software gut bis sehr gut aus und sind zufrieden“, äußert sich stellvertretend einer aus dem Rheinland lobend. Aber wir hörten auch andere Meinungen: „Hatten wir einmal, sind aber nie richtig damit warm geworden“, sagte einer aus München. Ein Kölner Verwalter, der das VWD-Tool nach eigener Aussage vor allem nutzt, weil er damit gegenüber der Aufsicht den Nachweis der Einhaltung der Verlustvorgaben führen kann, äußert sich generell skeptisch: „Die meisten PMS erlauben zu wenig, mit den Daten aktiv zu arbeiten, d.h. Analysen unter bestimmten Gesichtspunkten (Beispielsweise wirkliche Analyse der Währungsallokation – oder Volatilität des einzelnen Wertpapiers oder Was wäre wenn Szenarien) zu erstellen.“ Wie auch immer: Alle anderen Systeme kommen nicht einmal zusammengenommen auf die Bewertungshäufigkeit des VWD PM. Das Nächstfolgende nach Häufigkeit ist noch das Avaloq-System, das im Moment nur mit 3 minus bewertet wird („Besserung in Sicht“, sagte ein süddeutscher Verwalter). Ein großer Münchener Verwalter lobt Psplus des gleichnamigen Herstellers aus Rödermark : „Unseres Erachtens das beste System auf dem Markt, allerdings auf Grund des Preises/der Anpassungs- und Wartungskosten wohl nur für Wenige eine echte Alternative.“ Bloomberg Port wurde für seine Performance im Handel gelobt. Investox löste ebenfalls Zufriedenheit aus. 

Keine Frage: VWD führt das Feld mit weitem Abstand an. Die Quasi-Monopolstellung hat aber offenbar auch Schattenseiten: „Die Preispolitik von Vwd in Verbindung mit der Marktstellung ist uns ein Dorn im Auge. Weitere Wettbewerber, die aus der Fintech-Bewegung entstehen, wären sehr wünschenswert.“ Zurzeit macht der etwa von der Baader Bank geförderte Privé Managers von sich reden. Zu einer nennenswerten Verbreitung hat das, nimmt man die Ergebnisse dieser, selbstverständlich nicht repräsentativen, Umfrage zur Grundlage, bislang aber noch nicht geführt.

Der Private Banker fragte auch nach den Verbesserungspotenzialen bei den Programmen und die Verwalter äußerten viele Wünsche, zuvorderst die Verbesserung der Schnittstellen. Denn: „Viele Korrekturbuchungen aus nicht übertragenen Transaktionen sind notwendig.“ Fast 49 Prozent der Befragten sehen hier Verbesserungsbedarf. Allerdings bedarf es dazu nicht nur einer Verbesserung der Programme und einer intensiveren individuellen Anpassung interner Abläufe. Gefragt sind auch die Banken, Broker und Depotstellen. „Auf der Bankenseite (z.B. Commerzbank) gibt es leider weiterhin Schnittstellenaversionen, die dringend beseitigt werden müssten“, teilt  einer mit. Ein anderer fordert: „Fondsdepotbank muss sich endlich öffnen!“. Consultant Behrmann warnt in dem Zusammenhang außerdem vor überzogenen Erwartungen der Vermögensverwalter an die Technik (s. Interview). Und er bringt so etwas wie ein zentralisiertes Schnittstellenmanagement ins Spiel, das die Mühen und Kosten der Anpassung auf mehrere Schultern verteilt und in der Lage sein könnte, einheitliche Standards durchzusetzen. Auch Verwalter machen sich Gedanken und fordern etwa „standardisierte Schnittstellen zu Lagerstellen, die nicht jeweils einzeln gezahlt werden müssen sowie Matching von Kundenportfolios, wenn der Kunde mehrere Lagerstellen nutzt.“ Auch externe Dienstleister bieten Softwaresysteme und deren Betrieb im Outsourcing an. Einige gehen sogar so weit, sich dabei auch um Schnittstellenbetrieb zu kümmern und Konten abzustimmen, wie etwa die iComps GmbH aus Bad Schwalbach. Welche Bedeutung sie aktuell im Markt haben, ist allerdings unklar. 

Neben den Schnittstellen geht es den Verwaltern auch um die Verbesserung des Reportings „Archivierung und Verwaltung der statistischen Berichte zum Reporting-Stichtag“ und um die Online-Anbindung von Kunden: „Anbindung von Endkunden, Reporting, Archiv, Ablagefunktionalitäten, App-Einbindung“ sind nur zwei konkrete Verbesserungsvorschläge von vielen.

Die Anforderungen an die Entwickler kommen nicht nur aus dem immer komplexer werdenden Zusammenhang zwischen Banken und Vermögensverwaltern. Hürden bauen sich auch wegen der immer präsenteren Regulatorik auf. Das zeigt sich am Beispiel Transparenz und Fonds. Ein wirklich transparentes Depot erfordert die zeitnahe Kenntnis der Zusammensetzung von  Fonds. Ein Verwalter fordert explizit den „look through Publikumsfonds“.

Fazit

Verglichen mit den Befragungen, die der Private Banker regelmäßig über KVGs und Depotbanken durchführt, präsentiert sich bei der Software noch ein eher chaotischer Markt. Bis sich einheitliche Standards, ein klares Feld der Anbieter und entwickelte, abgegrenzte Dienstleistungen herausgebildet haben, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Bislang so, scheint es, ist man noch nicht sehr weit gekommen.