Elmar Peines Meinung

Politische Börsen haben lange Beine - Der Fall Commerzbank

Elmar Peine -

 

Der Commerzbankkurs entwickelt sich sehr positiv, in den vergangenen sechs Monaten legte er um 75, auf Jahresfrist um 71 und in den vergangenen drei Jahren um fast 120 Prozent zu; das ist besser als die Entwicklung des Gesamtmarktes (DAX: 21%, 10%, 27%) und auch besser als die europäischer Banken. Wird die teilverstaatlichte Commerzbank am Ende noch zu einem Erfolgsfall? Und was ist mit der alten Weisheit, dass politische Börsen kurze Beine haben?

Vor 15 Jahren hat auf die Commerzbank niemand einen Pfifferling gegeben. Das damals zweitgrößte Finanzinstitut Deutschlands musste nach einer mehr oder minder missglückten Übernahme der Dresdner Bank und nach erheblichen Verlusten im Immobilienbereich den staatlichen Rettungsfonds (SoFFin) anbetteln, der sich still beteiligte. Im Zuge einer exorbitanten Kapitalerhöhung (der Anteil der Altaktionäre schrumpfte auf weniger als ein Zehntel seiner früheren Quote) sicherte sich der deutsche Staat 25 % plus eine Aktie. Daran hatten alle etwas zu kritisieren: „Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert“, hieß es von links, „der Staat mischt sich ein, so gibt es nie die nötige Bereinigung“, meinten viele Börsianer.

Tatsächlich krepelte der Aktienkurs der Commerzbank lange bei unter fünf Euro rum (Tiefstkurs: 2,80), daran änderte auch die Tatsache nichts, dass die Bank ihre Staatshilfen superschnell zurückzahlte. Der Wert stieg in die zweite Liga der deutschen Aktien ab. Commerzbank galt (und gilt) als politische Aktie und damit als verbrannt, denn Politik und Börse vertragen sich ja nicht („Politische Börsen haben kurze Beine“). So heißt es, aber nicht alle Börsenweisheiten sind wirkliche Weisheiten, manchmal sind es einfach Missverständnisse, die die eine über die andere Seite hat, in diesem Fall handelt es sich um Missverständnisse auf beiden Seiten.

Wer mit Politikern über Börsianer redet, muss den Eindruck bekommen, bei der Börse handele es sich letztlich um eine mafiöse Plattform. Die Börsianer wiederum halten die Politik für großmäulerisch und durchsetzungsschwach bis dilettantisch. Im Fall der Commerzbank mussten die Investoren es erst schwarz auf weiß in der Bilanz sehen, dass eine Bank auch mit erheblichem Staatsanteil funktionieren kann. Aber mittlerweile können auch sie es nicht mehr übersehen: Die Commerzbank macht fette Gewinne, die steigenden Zinsen dürften die Geschäftsaussichten noch einmal verbessern. Der Kurs steigt zwar seit längerer Zeit überdurchschnittlich, aber noch immer sieht die Aktie günstig aus.

Der Fall wird zeigen: Wenn die Politik in einem Unternehmen mitmischt, kommt meistens etwas Gutes an der Börse dabei raus. Warum das so ist? Die Politik ist transparenter als die Geschäftswelt, sie hat mehr Möglichkeiten, das Umfeld einer Unternehmensentwicklung zu beeinflussen und sie ist durchsetzungsstärker als die meisten Börsianer vermuten.

Ps. Wer Interesse an politisch motivierten Börsenstrategien hat, sollte sich vielleicht einmal Das Polit-Büro (ISIN: DE000LSBUA1) ansehen.

Zurück