Die Herausgeber-Kolumne

Das Ende des Ökoladens

Elmar Peine -

 

(Öko-) Alfred Platow ist rausgeschmissen worden.

Es ist wenige Tage her, seit Ökoworld seinen Gründer und Vorstand Alfred Platow vor die Tür gesetzt hat. Man habe unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Entwicklung gehabt, hieß es. Das kann man so sagen und das stimmt wohl auch, denn die Vorstellungen eines Alfred Platow, einem Grünbewegten der ersten Generation, das sagt einem schon das Bauchgefühl, können (und sollten) wenig mit den Vorstellungen zu tun haben, die smarte Finanzmanager, denen das Thema nachhaltige Geldanlage seit ein paar Jahren unheimlich wichtig ist, haben. Der grundsätzliche Unterschied: Platow ist ein Nachhaltigkeitsbewegter, der den Finanzmarkt entdeckt hat, die Neuen sind Finanzmarktbewegte, die (zumeist von Gesetzes wegen) das Thema Nachhaltigkeit entdeckt haben. 

Man kann zu Platow stehen wie man will, seine Fonds sind extrem teuer und Platow hatte (und hat auch hoffentlich künftig) eine Menge Ecken und Kanten, aber eines werden ihm auch weniger Wohlgesonnene zugestehen: Er war ein wirklich Bewegter, hätte schon allein mit seinem Aussehen auch einen Ökoladen betreiben können und man darf vermuten, dass er sich den Klimaklebern, die er da unterstützen wollte, verbunden fühlt. Die ihn jetzt gestürzt haben, könnten dagegen wohl auch in der Geschäftsführung von REWE, Lidl oder Netto tätig sein und sie bewegt (vermutlich) vor allem die Frage, wie man mit dem ESG-Thema zusätzlichen Umsatz generieren kann. Hätte nach Platows Ankündigung zu den Klimakleber-Strafen kein Ab-, sondern ein Mittelzufluss in den Ökoworld-Fonds eingesetzt, hätten ihn vermutlich dieselben Leute, die ihn jetzt entlassen haben, gefeiert; soviel zu den "unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen". Denen ist es nämlich oft genug egal, warum das Geld kommt, wenn es nur kommt. Wenn übermorgen eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird, wird es nicht an Saleskräften mangeln, die uns genauso treuherzig erklären, dass sie das Thema All-Missionen, Rohstoffe, 4D oder was auch immer extrem spannend finden und dass sie privat schon lange und viel … . Es ist in dem Zusammenhang für mich bezeichnend, dass der Abgang dieser schillernden Figur unter Börsianern so gut wie keine Reaktionen ausgelöst hat.  

Aber wenn nicht heute, dann morgen oder übermorgen: Man wird den Wandel spüren, an der Entwicklung der ESG-Thematik in der Vermögensverwaltung, an den Diskussionssträngen, an den Produkten und nicht zuletzt an der Zukunft der Regulatorik.  Platows Abgang ist eine Zäsur, das Ende einer Phase und der Übergang in eine neue Epoche der Nachhaltigkeit im Finanzmarkt. Wie die aussehen wird? Vielleicht rationaler, geschäftsmäßiger, kälter, vielleicht wird das Thema auch verwaschen und - Klima hin, Klima her - an Bedeutung verlieren. Oder wird doch (wieder) die Technologie die Lösung bringen? Kommt die Kernfusion, die für einen wie Platow, der aus der "Atomkraft-Nein Danke" Generation stammt, bestimmt eher skeptisch betrachtet wird. Vielleicht wird Zukunft in einer Gesellschaft, in der Kinder Mangelware sind, sowieso an Bedeutung verlieren. 

Man kann sich vieles vorstellen, nur eines wird wohl so bleiben wie es jetzt schon ist: Die Beantwortung der eigentlich zentralen Frage, ob und inwiefern nachhaltige Geldanlage überhaupt die Nachhaltigkeit des Wirtschaftslebens fördern kann, wurde von Platow nicht ins Visier genommen und sie wird auch weiterhin nicht so angegangen werden wie es eigentlich nötig ist. 

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Elmar Peine ist Herausgeber des Private Banker und hat seine skeptische Einschätzung zur Wirkung nachhaltiger Geldanlage des Öfteren kundgetan. Eine Einschätzung an einem streitbaren Fall.

 

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