Hrsg-Kolumne

Das geht bei den Unabhängigen noch

Elmar Peine -

Seit einer ganzen Weile verändert sich der Sektor unabhängiger Vermögensverwaltung. Einige lagern   Geschäftsprozesse und Verantwortlichkeiten an ein Haftungsdach aus. Andere finden sich unter einer Holding zusammen. Wieder andere fusionieren. Allein in der vergangenen Woche wurden zwei Fusionen bekannt. Was geht da vor?

Christian Fischl, GF von HRK, die zuletzt bekanntgaben, mit Lunis fusionieren zu wollen. 

Ist das der seit langem angekündigte und sich jetzt vollziehende Stabwechsel der ersten Generation der lizensierten Finanzportfolioverwalter hierzulande? Ja, es ist aber auch mehr, nämlich die Formierung eines neuen und endgültig erwachsen gewordenen Bereiches auf dem deutschen Finanzmarkt. Die unabhängige Vermögensverwaltung, die seit Jahren stärker als die Konkurrenz der Banken wächst, ist mit einem Marktanteil am Wealth Management von unter zehn Prozent noch nicht so stark wie in anderen Ländern, aber sie entwickelt sich dahin. Das ist keine Gilde ehemaliger Banker mehr, die einen Teil ihrer Kunden mit in die Selbstständigkeit nehmen konnten und so bis zur Rente durchgekommen sind. Es ist eine selbstbewusste Branche geworden, die sich auch bei der Neukundengewinnung mehr und mehr gegen Banken behaupten kann, weil sie viele Argumente auf ihrer Seite hat. 

Was muss passieren, damit die Unabhängigen noch stärker werden?

Vorweg: Ich sehe kein Defizit in der Organisation, im Angebot und der Entwicklung externer Dienstleistungen oder allgemein der Digitalisierung. Da machen der VuV, V-Bank und viele andere einen guten Job.

Selbstverständlich ist die Qualität der Dienstleistung weiter der zentrale Punkt. Unabhängige müssen unabhängiger, also interessenskonfliktfreier als Banken beraten. Und sie müssen den Kunden auch weiterhin mindestens gleichwertige Beratungs-Qualität und eine größere Berater-Kontinuität bieten. Die neue Branchenstruktur mit größeren Einheiten bietet darüber hinaus die Möglichkeit, eigene Marken mit Ausstrahlungskraft zu etablieren. Das größte Handicap der Akquise, immer „bei null“ anfangen zu müssen, kann damit allmählich überwunden werden. Die Markenbildung dürfte eine der wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Zukunft werden.

Wie stark die Branche werden kann, hängt aber wohl auch davon ab, ob es ihr gelingt, ihr Verhältnis zu den Banken neu zu ordnen. Statt sie als Konkurrenz anzusehen, wäre mehr Miteinander wünschenswert. Die Banken müssen sich entscheiden, ob sie unabhängiger Verwalter ohne Interessenkonflikte oder Anbieter von Custody- Produkt-, und Brokerage-Leistungen sein wollen. Advisor-Funktionen zu externalisieren, kann für alle Seiten Nutzen bringen. Und die Verwalter sollten sich auf individuelle Betreuung Wohlhabender konzentrieren, Standard können andere auch. 

Nicht zu vergessen ist natürlich ein vernünftiger rechtlicher Rahmen. Ob man es gerne hört oder nicht, aber selbstverständlich hat die wachsende Regulierungsdichte der vergangenen Jahre dazu beigetragen, die Seriösität der Unabhängigen zu steigern. Wahrscheinlich ist es auch den gesetzlichen Regeln und Kontrollen zu verdanken, dass der letzte EDW-Entschädigungsfall jetzt schon fast sechs (!) Jahre zurückliegt. Und die Phönix-Katastrophe jährte sich im März zum 17. Mal. Es gilt auch weiterhin, die Chancen einer guten Regulierung zu nutzen.

 

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