Niiio

Der Supermarkt

Elmar Peine -

Johann Horch ist seit fünf Jahren Eigentümer der Niiio Finance Group AG. Er hat die Aktiengesellschaft, die ursprünglich als Nachfolge-VV von Meridio gegründet worden war, zu einer IT-Holding umgebaut und Großes mit ihr vor. Gerade hat man den Kauf eines Order Routing Anbieters bekannt gegeben, nur wenige Tage zuvor war bekannt geworden, dass Niiio das Beratungstool für Merck Finck geliefert hat. 

 

Johann Horch  

 

Private Banker: Herr Horch, was ist Zweck und Ziel von Niiio?

Johann Horch: Wir wollen mit Niiio die Digitalisierung des Wealth Management in Europa vorantreiben und dabei letztlich ein One Stop Shop oder ein Supermarkt für Banken und andere Finanzdienstleister in Sachen Vermögensverwaltung sein. 

 

PB: In diesem Supermarkt, bzw. auf der Plattform begegnen Vermögensverwalter unterschiedlichen Dienstleistungen und Marken. Welche könnten für sie von Interesse sein?

JH: Vermögensverwalter werden vielleicht am Regal mit dem Thema Onboarding stoppen. Sie könnten danach bei der Beratungssoftware von Munio fündig werden. Auch Portfolio Managementsysteme bieten wir über Munio an. Für Institutionelle haben wir die Opus-Software von Patronas im Angebot. Und die Niiio GmbH bietet marktgängige Robo Advisor an.

 

PB: Ganz frisch haben Sie gerade den Kauf von Fixhub gemeldet. Für wen könnten die interessant sein?          

JH: Fixhub ist der Standard in der fixbasierten Orderübermittlung. Fixhub betreibt eine vollständig gehostete und verwaltete Plattform, die es Buy- und Sell-site-Institutionen erlaubt Orders auszutauschen. Zu den Kunden gehören Vermögensverwalter, Banken und Sparkassen, Fondsmanager, Investmenthäuser, Execution- und Clearing Broker.

 

PB: Werden Sie die Mehr-Marken-Strategie beibehalten?

JH: Wir wollen letztlich schon unter der Marke Niiio identifiziert und geschätzt werden. 

 

PB: Zu den einzelnen Angeboten. Wie groß ist Ihr Marktanteil bei Portfolio-Management Systemen?

JH: Wenn wir ehrlich sind, dann erreicht bislang keines der in Deutschland oder der DACH-Region tätigen PM-Systeme einen nennenswerten Marktanteil in Europa, von den USA und der übrigen Welt ganz zu schweigen. Erst wenn es auf der einen Seite eine Konsolidierung gegeben hat und andererseits mindestens der europäische Markt als ein einheitliches Ganzes bespielt werden kann, werden wir größere Player sehen. Ich hoffe, Niiio wird einer davon sein. 

 

PB: Sind die Einheiten, jedenfalls im unabhängigen Private Banking in Deutschland, zu klein, um das wirklich profitabel bespielen zu können?

JH: Das ist eines der Probleme in Deutschland.

 

PB: Konzentrieren Sie sich deswegen eher auf den Bankensektor?

JH: Solange die deutschen unabhängigen Vermögensverwalter nicht eine Stellung haben wie etwa in UK oder in den USA, ist das unumgänglich.

 

PB: Vor wenigen Monaten haben Sie die Freiburger Patronas gekauft.

JH: Ja, sie stärkt unser Geschäft mit den Institutionellen erheblich. Wer einen Fonds auflegt, soll in Zukunft noch weniger um die Opus-Software für das Fonds-Management herumkommen.

 

PB: Unterscheidet sich das Fonds-Management so erheblich vom einfachen Depot-Management?

JH: Ganz erheblich! Ein Beispiel: Bei den Fonds geht es immer stärker um Realtime-Bewegungen. Fondsmanager müssen mit und im Grunde schon vor einer Transaktion wissen, wie die Kennziffern der Anlage, die Anlagerichtlinien, das Risiko-Management etc. verändert werden. Das ist eine der Herausforderungen.  

 

PB: Der Markt der institutionellen Kapitalanlage gilt vielen Fondsmanagern als unattraktiv, weil sehr margenschwach.

JH: Dafür gibt es mehr Möglichkeiten, Skaleneffekte zu heben. Sie wissen ja, dass etwa der Bereich der Spezialfonds fast doppelt so groß wie der der Publikumsfonds ist.

 

PB: Auch Ihr neuester Zukauf setzt im Bereich institutioneller Anlage an.

JH:  Es ist zeit- und ressourcenaufwendig für einzelne Institutionen ihre Fix-Verbindungen mit jedem Broker und jeder Buy-Site einzurichten, auszuführen zu überwachen und zu testen. Hier gibt es für unsere FixHub Plattform einen nach wie vor großen Markt mit enormen Effizienzgewinnen für die betroffenen Häuser!

 

PB: Zu den Robos. Sie bieten White Label Robo Advisor.

JH: Ja und wir haben mit Smavesto und Vividam zwei heute sehr erfolgreiche Produkte aufgesetzt.

 

PB: Viele insbesondere kleinere unabhängige Vermögensverwalter, die sich einen Robo zugelegt haben, sind enttäuscht. Einige haben ihn wieder abgeschaltet.

JH: Viele Unabhängige haben kein hybrides Geschäftsmodell und sie haben deswegen nicht die Kunden für einen digitalen Asset Manager.

 

PB: Ihr erfolgreichster White Label-Robo ist Smavesto der Bremer Sparkasse. Haben Sparkassen und Volksbanken mehr Kunden, die für eine digitale Vermögensverwaltung geeignet sind?

JH: Das glaube ich, ja.     

 

PB: Erwarten Sie bei den Robos noch weitere Konsolidierungen?

JH: Ich erwarte nicht nur bei den Robos Konsolidierungen. Die sind im Private Banking an vielen Stellen der Wertschöpfungskette überfällig. 

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