VV-Umfrage zu Wirtschaftsprüfern

Die meisten waren „sehr zufrieden“

Redaktion -

Der Private Banker führte eine Umfrage unter Vermögensverwaltungen zur Zufriedenheit mit ihrer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft durch

Zufriedenheit

An unserer im Januar 2024 durchgeführten Umfrage beteiligten sich in Gestalt eines ausgefüllt zurückgesandten Fragebogens 31 Vermögensverwaltungen. Neben standardisierten Antworten auf die gestellten Fragen waren auch Kommentare möglich, welche aber nicht alle Teilnehmer nutzten.  In der Umfrage wollten wir unter anderem wissen, wie zufrieden Vermögensverwalter mit ihren Wirtschaftsprüfern sind. Bei der überwiegenden Mehrheit der Antworten, die wir erhielten, nämlich bei 88 Prozent, war die Option „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“ angekreuzt. Von den zwei anderen Antwort-Möglichkeiten „weniger zufrieden“ u. „unzufrieden“ (siehe Grafik) machten die Teilnehmer der Umfrage sehr wenig Gebrauch, „sehr unzufrieden“ war keiner. Das war im Wesentlichen das gleiche Ergebnis, das wir auch schon bei unserer ersten Umfrage im Jahr 2017 erhielten.

Wir können also konstatieren: Vermögensverwaltungen vergeben ihren Wirtschaftsprüfern zeitlich stabil eine ziemlich gute Bewertung. Das bedeutet aber nicht, dass Zufriedenheit eine „Konstante“ ist. Den übermittelten Kommentaren der Vermögensverwalter entnehmen wir, dass Zufriedenheit gegebenenfalls zunächst erarbeitet werden muss. Zugleich muss Zufriedenheit durch Leistung aktiv aufrechterhalten werden, andernfalls entwickelt man sich mit der Zeit auseinander.

Dass dennoch die Zufriedenheit so hoch ist, ist auch im Hinblick auf unsere anderen regelmäßigen Umfragen – etwa zu Depotbanken, wo die Bewertung weit stärker streut und der Durchschnitt zunehmend zur Mitte der Notenskala tendierte – ein hervorragendes Ergebnis. Man kann dagegen zwar sicher zurecht einwenden, dass man hier Äpfel mit Birnen vergleicht. Dennoch: Wenn eine erwiesenermaßen kritische Berufsgruppe, deren Sache nach unserer Erfahrung die Lobhudelei über ihre Dienstleister nicht ist, über ihre Prüfer ein so gutes Urteil spricht, ist das schon eine Auszeichnung.

Wirtschaftsprüfer

Wir fragten zudem nach einem Wirtschaftsprüfer, mit dem die Vermögensverwalter zufrieden sind. Die Frage war bewusst so formuliert, dass es nicht notwendig der aktuelle zu sein hatte. Nicht ganz die Hälfte der Umfrageteilnehmer gab darauf eine Antwort. Und von denen, die antworteten, waren fast alle mit ihrer Prüfungsgesellschaft sehr zufrieden. Deshalb vermuten wir, dass es sich bei den genannten Wirtschaftsprüfern um die aktuellen handelte. Auffällig war, dass in unserer Stichprobe durchaus eine breite Streuung zu beobachten ist, die Hierarchie also „flach“ ist. Aufgrund dessen und der relativ kleinen Gruppe von Umfrageteilnehmern, die eine Prüfungsgesellschaft nannten, verzichten wir, eine Rangordnung zu erstellen, wenngleich in unserem kleinen Ausschnitt Jürgen App mit drei Nennungen ganz vorne lag.

Kontaktarten

Wir wollten auch wissen, wie die Kontakte zu den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften zustande gekommen sind. Vier Möglichkeiten standen zur Auswahl: Empfehlung, Angebot, Ausschreibung, Sonstige Wege. Den zurückgesandten Fragebögen entnahmen wir, dass Angebote oder Ausschreibungen, also typische Arten der Kontaktaufnahme über den Markt, kaum eine Rolle spielten. Etliche Male wurden Sonstige genannt, und zwar in rund 14 Prozent der Antworten; das waren in der Regel eher zufällige oder nicht unmittelbar suchmotivierte Begegnungen, etwa ein Kontakt im Rahmen privater Aktivitäten oder auch nach einem Vortrag eines Wirtschaftsprüfers. Die meisten Kooperationen, nämlich mehr als drei Viertel, kamen durch Empfehlungen zustande, d.h. über eine netzwerktypische Kontaktform.

Dies dürfte wohl – wenn dieser kleine Exkurs zur Netzwerkforschung hier erlaubt ist – vielfach über die Aktivierung der sogenannten schwachen Netzwerk-Beziehungen (keine ganz engen Beziehungen, „man kennt sich“) erfolgen, über die sich nützliche Informationen besonders leicht austauschen lassen und die generell für Vermittlungen von Arbeits- und Geschäftsverhältnissen wichtig und auch effizient sind. Denn Empfehlungen senken die Transaktionskosten, indem sie den erforderlichen Aufwand für Suche und erstes Durchleuchten gegenüber typischen Marktkontakten reduzieren.

Zugleich zeigen einige der Kommentare, dass über die Vermittlung einer Prüfungsgesellschaft noch nicht notwendig ein optimales „Matching“ erfolgt. So schrieb zum Beispiel eine Verwaltung, die ihre jetzige Gesellschaft aufgrund einer Empfehlung über den Verband VuV fand und mit deren Leistung sehr zufrieden ist: „Wir haben mit dieser Sozietät nach 4 früheren Erfahrungen definitiv die bislang praxisorientierteste gefunden.“  

Dauer der Zusammenarbeit

Wir fragten auch nach der Dauer der Zusammenarbeit mit einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Wir sehen eine ausgeprägte Streuung zwischen 3 und 23 Jahren. Der Durchschnitt der Kooperation von Vermögensverwaltung und Wirtschaftsprüfer liegt bei rund 8 Jahren. Nicht überraschend ist, dass die ganz wenigen „weniger Zufriedenen“ und „Unzufriedenen“ eine kürzere Kooperationsdauer angaben; hier wurden dann auch Wechselabsichten geäußert. Demgegenüber sind Vermögensverwalter mit langer Kooperationszeit mit ihrer Wirtschaftsprüfung überwiegend zufrieden bis sehr zufrieden und wollen in der Regel auch nicht wechseln. Dennoch kann es auch in diesem Fall Gründe für einen Wechsel geben. Der wichtigste davon ist die seit Dezember 2023 geltende Verpflichtung, den Wirtschaftsprüfer alle 10 Jahre zu wechseln. 

Wechselabsichten

Die überwiegende Mehrheit der Vermögensverwalter beabsichtigt von sich aus nicht, den Vermögensverwalter zu wechseln. Für Kontaktbeendigung gibt es verschiedene Gründe. Ausdrückliche Unzufriedenheit ist ein Grund, kam aber in unserer Umfrage selten vor. Auch Abnahme der Zufriedenheit kann Wechselabsichten nähren. Wachstum einer Vermögensverwaltung oder der Aufgaben können dazu führen, dass es mit der Zeit nicht mehr so richtig passt, weil die Kapazitäten der Wirtschaftsprüfung nicht ebenso mitwachsen. Eine Vermögensverwaltung mit Wechselabsicht, die aber noch ein „zufrieden“ vergab, schrieb beispielsweise: „unsere WPG ist (zu) klein, weswegen viele Bausteine immer wieder individuell geändert werden müssen, was den Bericht sehr aufwändig und daher teuer macht“. Auch die altersbedingte Beendigung der Arbeit als Wirtschaftsprüfer fanden wir als Beendigungsgrund. Am häufigsten nannten die Teilnehmer der Umfrage jedoch den regulierungsbedingten Wechsel nach 10 Jahren. Am bittersten klingen in diesem Kontext Kommentare, wenn regulierungsbedingte Beendigung mit hoher Zufriedenheit zusammenstößt. Ein Vermögensverwalter schrieb zu dieser Frage: „es sollte keinesfalls ein zwanghafter Wechsel kommen.“ Er steht mit dieser Aussage stellvertretend für andere Kommentare unserer Umfrage.

Vorzüge und Nachteile

Die teilnehmenden Vermögensverwalter konnten in ihren Kommentaren die Wirtschaftsprüfer auch kritisch oder lobend beurteilen.

Ein zentraler Aspekt, der in den Kommentaren immer wieder auftauchte, war der Preis: Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis wurde in verschiedenen Kommentaren als Kriterium für Zufriedenheit hervorgehoben. Und ein schlechtes war Quelle der Unzufriedenheit.

Ein weiteres wichtiges Kriterium ist für viele Vermögensverwalter die Verhältnismäßigkeit der Prüfung. Kommentare, in denen die Proportionalität positiv hervorgehoben wurde, gingen in der Regel mit einer hohen Zufriedenheitsbewertung einher.

Ebenfalls lobend erwähnt wurden in Kommentaren Schlankheit, Adäquatheit, Flexibilität bei der Prüfung sowie vorausschauende Problemlösung, negativ bewertet wurden hoher bürokratischer Aufwand oder Umständlichkeit.

Ein wichtiges Kriterium war für die Vermögensverwalter zudem Kenntnisse der Sache, des Rechts, der Branche, des Marktes, generell wird hohe Kompetenz der Wirtschaftsprüfer sehr geschätzt, wozu auch Akribie oder die zügige Erledigung der Aufgaben zählen.

Ein weiterer Punkt, der in Kommentaren positiv hervorgehoben wurde, ist eine gute Kommunikation und ein reibungsloser Datenaustausch. 

Schließlich ist etlichen Vermögensverwaltungen eine räumliche Nähe der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der kurze physische Dienstweg ganz genehm.

 

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