Alle Sieger

Die Stiftungsfonds des Jahres 2022

Elmar Peine -

Die Zeit, in der Stiftungen anlagepolitisch auf die Rolle des passiven Rentiers festgelegt wurden, der in Staatsanleihen investiert und mit deren Zinszahlungen Gutes tut, neigt sich dem Ende zu. Stiftungen müssen sich aktiv neue Renditequellen erschließen. Was ökonomisch geboten ist, unterstützt auch der Gesetzgeber mit bundeseinheitlichen Richtlinien, die ab 2023 gelten. RenditeWerk sieht es als seine Aufgabe an, diesen Wechsel verantwortlich zu fördern, auch deswegen küren wir in diesem Jahr Produkte, die forsch nach vorne streben und das mit jüngsten Erfolgen untermauern können. Diese glänzenden Zahlen des letzten Jahres sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Fonds, die große Gewinne erzielen, in einer Bandbreite unterwegs sind, die eben auch große Verluste jederzeit möglich erscheinen lässt. Wir plädieren deswegen dafür, die zentrale (und gar nicht so überraschende) Erkenntnis der modernen Portfoliotheorie zu beherzigen: Setzen Sie nicht alles auf eine Karte!

 

Stiftungsfonds des Jahres:

ACATIS Fair Value Modulor Vermögensverwaltungsfonds S (WKN A0LHCK)

Wir hatten den Acatis Fair Value Modular vor zwei Jahren schon einmal zu einem der Stiftungsfonds des Jahres erkoren. Stiftungen, die damals investiert haben, können sich heute über eine Rendite (nach Kosten) von fast 21 Prozent in 2020 und nochmals (wahrscheinlich) mehr als 20 Prozent in 2021 freuen. Das dürfte sich auf fast 50 Prozent Gesamtrendite addieren. Bei vorsichtiger Bewertung ergibt das eine stille Reserve, mit der auch der nächste (sicher auch mal kommende) Rückschlag aufgefangen werden kann.

Für die neue Normalität der Stiftungsanlage, die eben auch mit erhöhten Schwankungen leben muss, könnte der Acatis Fair Value Modulor eine geradezu prototypische Anlage sein. Zu seinen Erfolgsfaktoren gehören:

  1. Der Fonds kommt aus einer höchst erfolgreichen Schmiede. Acatis ist eine Boutique, die sich dem Value-Investing verpflichtet fühlt. Dieser Anlagestil, der sich in der langen Frist als überlegen – fast möchte man sagen: erwiesen hat, ist das gemeinsame strategische Band solch erfolgreicher Fonds wie des Acatis Fair Value Aktien Global oder des Acatis IFK Value Renten.
  2. Er ist so flexibel aufgestellt, wie es wirklich aktives Management benötigt. Zum Universum möglicher Investments gehören Aktien, Anleihen, Immobilien, Waldinvestments und Private Equity. Die Anlagequoten sind zudem relativ weit gefasst. So kann der Aktienanteil des Vermögens je nach Situation zwischen 15 und 100 Prozent ausmachen. Damit kann das Management um den ausgewiesenen ESG-Experten Rainer Unterstaller, der übrigens auch als amtierender Vorstand der Jan und BertaSchmidt-Stiftung agiert, seine Stärken ausspielen.
  3. Der Fonds ist offensiv aber nicht kopflos ausgerichtet. Das zeigt das Risikomanagement mit drei Sicherungskomponenten, zu der erstens die eben erwähnte breite Anlagenmischung gehört. Das zweite Element besteht aus einem Minimum-Varianz-Ansatz, bei dem stärker schwankende Titel unter- und umgekehrt stabilere Anlagen eher übergewichtet werden. Von Fall zu Fall können drittens derivative Absicherungen in den Fonds eingezogen werden.
  4. Die Kostenseite stimmt mit laufenden Kosten von 0,71 Prozent. Dazu kommt eine Gewinnbeteiligung von fünf Prozent, die aber erst ab einer Rendite von fünf Prozent anfällt.
  5. Für Stiftungen, die auf Ausschüttungen angewiesen sind, dürfte nicht unerheblich sein, dass der Acatis Fair Value stabil rund vier Prozent seines Vermögens (gemessen am Vorjahresultimo) jährlich ausschüttet.

Fünf gute Gründe, die uns überzeugt sein lassen, dass der Fonds auch schwierigere Börsenphasen durchstehen und langfristig überdurchschnittlich erfolgreich sein kann.    

__________________________________________

Defensiver Stiftungsfonds des Jahres:

Smart & Fair Fonds (WKN A2H7NX)

Der Smart & Fair Fonds ist aus unserer Sicht primus inter pares der besten defensiven Mischfonds. Diese Klassiker unter den Stiftungsfonds mit 70prozentigen Anleihen- und 30prozentigen Aktienanteilen sind im Stiftungswesen weit verbreitet und nicht wenige Anlagerichtlinien verpflichten ihre Organe fest zu dieser Mischung. Die Grundidee ist: Der Anleihenanteil sichert mit festen Zinszahlungen den Stiftungszweck (sowie die laufenden Kosten) und der Aktienanteil garantiert im Zeitablauf die (reale) Erhaltung des Vermögens. In diesem Konzept bietet der hier ausgezeichnete Fonds eine überaus intelligente, faire und erfolgreiche Ausgestaltung. 

Der Smart & Fair Fonds wird von der Universal-Fondsgesellschaft verwaltet. Der Initiator des Fonds ist Frank Wettlauffer, der lange beim Nachhaltigkeitspionier Sarasin leitend institutionelle Anleger betreut hat und 2018 angetreten ist, um zu helfen, ein Produkt aus der Taufe zu heben, das intelligent und fair konstruiert ist. Wir haben schon häufiger erwähnt, dass uns dies sehr gelungen scheint und dass das im Namen liegende Versprechen umgesetzt wurde und wird. Beispiel Kosten: Mit einem Gesamtkostensatz (laufende Kosten) von aktuell 0,43 Prozent ist ein Wert erreicht, den normalerweise nur passive Fonds, also ETFs bieten können. Auf Gewinnbeteiligungen etc. wird ganz verzichtet. Zum Vergleich: Die von uns zurzeit empfohlenen Stiftungsfonds haben einen durchschnittlichen Kostensatz von knapp unter einem Prozent, Gewinnbeteiligungen nicht eingerechnet. Sehr fair scheint uns auch die (im gesamten Fondsmarkt ziemlich einmalige) Regelung in Bezug auf Ausgabeaufschläge und Rücknahmeabschläge zu sein. Die beiden Gebühren fallen an, wenn Investoren ein- oder aussteigen und sie kommen im Allgemeinen beim Kauf dem Vertrieb (den Vermittlern) und bei der Rückgabe der Verwaltungsgesellschaft zugute. In diesem Fall wandern Auf- und Abschläge in das Fondsvermögen. Sie dienen als Kompensation für die fondsseitigen Kosten des Ein- und Ausstiegs.  

Wir könnten noch eine ganze Reihe weiterer intelligenter Konstruktionsmerkmale nennen, die streng an die Fondsgröße gebundenen degressive Verwaltungs-Gebühren, das prognosefreie regelgebundene Asset-Management, die Integration von Nachhaltigkeit und und und.  

Dass das Konzept aufgeht und verstanden wird, zeigt nicht nur das rasche Wachstum des Fondsvermögens. Auch die Anlageergebnisse sind eindeutig: Der Smart & Fair Fonds hat in den vergangenen drei Jahren unter dem Strich die besten Ergebnisse aller von uns empfohlenen defensiven Stiftungsfonds erbracht. 

___________________________________________________

Bester defensiver Baustein für das Stiftungsvermögen:

Leading Cities Invest (WKN 679182)

Der offene Immobilienfonds Leading Cities Invest der KanAm Grund Group ist für uns nach wie vor der beste defensive Baustein für das Stiftungsvermögen. Der Fonds bietet, was Stiftungen momentan am dringendsten brauchen: Ein Investment im Hochsicherheitsbereich, das zwei bis drei Prozent an jährlichen Erträgen liefert. Das Management investiert dazu breit gestreut in eine Palette aus Büros, Haupteinkaufsstraßen, Retail-Geschäften und Hotels in „Leading Cities“ rund um die Welt. Seit mehr als acht Jahren liefert er dabei stabile Renditen, die sechs Mal über drei Prozent gelegen haben und in den beiden Corona-Jahren immerhin noch um 2,5 Prozent ausmachten. Das Management wurde von spezialisierten Ratingagenturen wie Scope des Öfteren und zuletzt 2021 ausgezeichnet.

Neben der Qualität des Managements überzeugt uns auch die Systematik des Anlageprozesses und das sogenannte Cash-Call-System. Statt Anlagegelder „unproduktiv“ im Fonds zu horten, oder eine Investmentauswahl nach Kontostand durchzuführen, halten die Experten der KanAm den Fonds geschlossen, bis sie eine überzeugende Ìnvestmentmöglichkeit gefunden haben. Dann werden Investorengelder in genau dem Umfang der Investments zugelassen.

Zur Stabilität des Fonds tragen verschiedene Momente bei. Zum einen wird der Wert nicht börsentechnisch sondern durch Gutachter, die sich an den langfristigen Ertragspotentialen der Immobilen orientieren, festgestellt. Zum anderen werden kurzfristig orientierte Anleger durch Mindesthaltzeiten (24monatig), lange Kündigungsfristen (12 Mon.) und einen (ziemlich hohen) Ausgabeaufschlag abgehalten. Auch Stiftungen sollten sich vor einem Engagement dieser Restriktionen bewusst sein. Ein offener Immobilienfond eignet sich nur als langfristiges Investment.    

Wir empfehlen interessierten Stiftungen, sich frühzeitig über eine Investmentopportunität informieren zu lassen. 

_____________________________________________________

Bester offensiver Baustein des Stiftungsvermögens:

Schroder ISF Frontier Markets Equity EUR C ACC (WKN A1W2D2)

Der Frontier Markets Equity Fonds von Schroder ist für uns der beste offensive Baustein 2022.  Stiftungen finden ein hervorragendes Vehikel, um von den enormen Wachstumspotenzialen zu profitieren, die Unternehmen aus Ländern an der Schwelle zum Kapitalismus haben.   

Frontier Markets sind Ökonomien, deren marktwirtschaftliche Struktur noch nicht voll entfaltet ist. Dazu zählen Länder wie Vietnam, Botswana, Rumänien oder Palästina. Sie können sich im richtigen weltwirtschaftlichen Umfeld außerordentlich schnell entwickeln, müssen andererseits aber auch immer wieder Rückschläge hinnehmen, wenn die globale Konjunktur, die Zinspolitik der Leitwährungen oder auch hausgemachte Probleme bremsen. Die richtige Auswahl an robusten Unternehmen scheint uns in diesen noch wenig durchleuchteten Märkten entscheidend für den Erfolg eines Investments. Wir empfehlen Stiftungen daher für dieses Anlagefeld einen aktiven Fonds.

Die Ergebnisse des Schroder ISF Frontier Markets Equity illustrieren die großen Chancen und Risiken, die mit einem solchen Investment verbunden sind. In den vergangenen fünf Jahren musste der Fonds zweimal empfindliche Verluste, einmal von fast 16 Prozent, hinnehmen. Unter dem Strich werden Anleger von 2015 bis Ende 2021 aber rund 60 Prozent an Gewinnen gemacht haben. Der Fonds ist für ein aktives Produkt mit diesem Fokus mit laufenden Kosten von 1,43 Prozent aus unserer Sicht günstig gepreist. Die erfolgsabhängige Gebührenkomponente erachten wir als unschädlich. Der Ausgabeaufschlag von einem Prozent dürfte sich bei der erforderlichen längeren Haltedauer kaum bemerkbar machen. Stiftungen, die eine interessante Beimischung zum Stiftungsvermögen von maximal zehn Prozent suchen, bietet sich hier ein überaus interessanter Kandidat.   

____________________________________________________________

Bester nachhaltiger Baustein für das Stiftungsvermögen:

WI Global Challenges Index-Fonds S (WKN A2DL4N)

Der Global Challenges Index-Fonds von Warburg Invest ist ein exzellenter Baustein für alle Stiftungen, die ein zukunftsweisend konstruiertes Aktien-Core-Investment im Bereich der nachhaltigen Kapitalanlage wünschen. Das Produkt bildet den 50 Werte umfassenden Global Challenges Index nach, den die Börse Hannover 2007 zusammen mit der renommierten Öko-Agentur Iss aus der Taufe gehoben hat. Das Kriterium für die Aufnahme: Die Unternehmen müssen “substantielle und richtungsweisende Beiträge” zur Lösung mindestens einer der sieben großen globalen Nachhaltigkeitsprobleme leisten. Diese sind der Klimawandel, die Wasserknappheit, der bedrohte Waldbestand, das Artensterben, die Bevölkerungsentwicklung, die Armut und schlechte Führungsstrukturen. Dass der Index sich auf die gravierendsten der 17 von der UN definierten Nachhaltigkeitsziele fokussiert, die die Welt wahrscheinlich noch lange beschäftigen und viel lohnenswerte Investmentmöglichkeiten generieren werden, könnte den Index auch langfristig überdurchschnittlich erfolgreich machen. Auch die Tatsache, dass er neben großen Blue Chips auch Nebenwerte enthält, die gewöhnlich eine höhere Rendite (bei leider auch größeren Schwankungen) erwarten lassen, könnte die Langfristrendite dieses Fonds positiv beeinflussen. Er ist mit 0,50 Prozent zudem ein kostengünstiges und außerdem sehr transparentes Investment.

In den vergangenen drei Jahren (also auch während der Coronazeit) wurden fantastische Ergebisse erzielt, die zusammengenommen einen Wertzuwachs von mehr als 80 Prozent ausmachen. Auch wenn die langfristigen Aussichten stimmen: Stiftungen müssen selbstverständlich mit Rückschlägen rechnen. Es wird Jahre geben, in denen der Fonds auch zweistellige Verluste erleiden kann. MIt Blick darauf sollte der Anteil bemessen sein, den der Fonds im gesamten Vermögensgefüge einnehmen kann.  

Zurück