Die Technik-Kolumne

Offene Schnittstellen

Redaktion -

Offene Schnittstellen – die Zukunft der Banken?

Die Produktentwicklung von depotführenden Banken für B2B-Partner ist traditionell darauf ausgelegt, verschiedenste Kundenbedarfe zu erkennen und diese durch die Weiterentwicklung bestehender oder komplett neuer Frontends bestmöglich zu befriedigen. Die Herausforderung dabei ist, im Rahmen der vorhandenen Ressourcen ein Produkt zu kreieren, das einen größtmöglichen Teil der gewünschten Kernfunktionen bietet. Außerdem sollte es schrittweise um Zusatzfunktionen erweitert werden können, die anhand von regelmäßigem Kundenfeedback ermittelt werden. Auch wir bei comdirect haben 2016 unser aktuelles B2B-Frontend von Grund auf neu entwickelt und mit Blick auf die Funktionalitäten seitdem kontinuierlich an die Anforderungen unserer Partner angepasst. Heute ist das Handels- und Verwaltungs-Frontend mit seinen umfangreichen Funktionen inklusive Honorarabrechnung und Strategiedepots ein stark genutztes Werkzeug der bei uns angebundenen Finanzdienstleister.

Schnittstellen sind von jeher ein zusätzlicher Baustein im Leistungsangebot depotführender Banken. Ihre Bedeutung hat in den vergangenen Jahren aus unserer Sicht jedoch stark zugenommen. So beobachten wir beispielsweise eine steigende Anzahl von Fintech-Anbindungen an unsere Systeme. War die Übertragung von Transaktionen, Beständen und Stammdaten in verschiedene Portfolio-Management-Systeme bei comdirect business partners schon seit vielen Jahren Standard, kommen nun mithilfe offener APIs wesentliche Bankkernfunktionen zum Leistungsangebot dazu.

Mit der Bereitstellung von Schnittstellen rückt die Entwicklung immer umfangreicherer eigener Frontends durch Banken zunehmend in den Hintergrund. Dadurch können diese sich verstärkt auf ihr Kerngeschäft – die Depotführung und die Wertpapierabwicklung – fokussieren und über dritte Ideengeber das Leistungsangebot zusätzlich erweitern. Eine gute Idee, die funktioniert und sich in der Praxis bereits bewährt hat, muss so nicht neu erfunden und nachgebaut werden – Banken können sie über ihre offene Schnittstelle einfach in ihr Angebot integrieren.

Mit diesem Modell haben auch Apple und Google den Smartphonemarkt zu dem gemacht, was er heute ist: Eine Plattform für die Ideen anderer. Mit der Schaffung eines „Softwareökosystems“, welches über Entwicklungsschnittstellen geöffnet wird, entsteht die Chance, hochindividuelle Tools und Services anzubieten.

Bei comdirect business partners arbeiten wir daran, den Finanzdienstleistern für den gesamten Lebenszyklus ihrer Kunden die passenden Schnittstellen anzubieten. Das beginnt bereits bei der Eröffnung des Depots. Hier haben wir kürzlich die rein digitale, medienbruchfreie Online-Depoteröffnung implementiert. Die Prozesse von Finanzdienstleister und comdirect verschmelzen an dieser Stelle bereits, da Dokumente wie Vollmachten und Konditionsvereinbarungen Bestandteile der digitalen Eröffnungsstrecke sind. Geplant ist darüber hinaus die Integration individueller Vertragsunterlagen der Finanzdienstleister über eine weitere Schnittstelle.

Mit einer Orderschnittstelle, die wir zurzeit entwickeln, ermöglichen wir zukünftig unseren Partnern, ihre gesamte Analyse und Investmentplanung mittels eigener Tools durchzuführen und dann aus dem hauseigenen System die Orders zur Anpassung der Depots an uns zu senden. Die jeweilige Orderbuchschnittstelle zeigt den aktuellen Status einer Order und die Abrechnungen werden über einen weiteren Lieferweg direkt im Portfolio-Management-System angezeigt.

Zur Erfüllung der Dokumentationspflichten und für die Portfolioanalyse schließlich steht unsere modulare Schnittstelle zur Verfügung, die sämtliche Abrechnungs- und Bestandsdaten liefert.

Die Öffnung für Schnittstellen bietet Banken vielfältige Möglichkeiten, das Leistungsangebot und den Service für ihre Kunden zu verbessern – gerade auch im B2B-Bereich.

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