VV-Kolumne: Banken

Gewinner der Zinswende

Kolumnist -

von Marc Gabriel, Kundendirektor bei der Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltungs GmbH in Kleve.

Im Zuge der großen Finanzkrise von 2007 und 2008 wurden die Banken immer weiter reguliert. Hinzu kamen Niedrig-, Null- und Strafzinsen. Der Sektor kannte daher bis 2020 eigentlich nur eine Richtung: nach unten. Doch mit der Rückkehr der Zinsen lebt das Geschäft der Banken wieder deutlich auf. Anleger sollten den Sektor wieder auf der Liste haben.

Der Bankensektor feiert sein Comeback. Die Zinsmargen klettern und da die Kreditinstitute aufgrund der vielen Kostensenkungsmaßnahmen der Vorjahre deutlich schlanker aufgestellt sind als früher, sprudeln die Gewinne wieder.

2023 haben die europäischen Banken so viel Geld verdient wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Attraktive Dividendenrenditen und eine vergleichsweise günstige Bewertung der Aktien sprechen für den Sektor. Die Banken sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von sieben immer noch deutlich unter dem historischen Durchschnitt von zehn bewertet.

Die größten Gewinner der letzten zwölf Monate aus dem Eurostoxx600 waren die Geldinstitute aus Spanien, Italien und Polen. Aber auch die Aktie der Deutschen Bank (ISIN DE0005140008) feierte ein Plus von über 60 Prozent in einem Jahr. Dennoch liegt das deutsche Institut im Bankenvergleich des EuroStoxx600 bei der Marktkapitalisierung lediglich auf dem 12. Platz. Die britische HSBC (ISIN GB0005405286) ist mit 143 Milliarden Euro Marktkapitalisierung fast sechsmal größer als die größte deutsche Bank mit 24 Milliarden Euro. Dahinter folgen die Schweizer UBS (ISIN CH0244767585) mit 86 Milliarden Euro und die französische BNP Paribas (ISIN FR0000131104) mit 69 Milliarden Euro Marktkapitalisierung.

Einziger Wehrmutstropfen dürfte aktuell eine stärkere Rezession in der Eurozone sein. Denn wenn die Unternehmen im Zuge einer Wirtschaftskrise ihre Kredite nicht mehr bedienen können, drohen Ausfälle bei den Banken. Aktuell sieht es jedoch nicht danach aus, dass dieses Szenario den Banken die Bilanz verhagelt.

Trotzdem hat das Jahr 2023 gezeigt, dass die Anleger nicht blind auf einzelne Titel vertrauen können. Die ehrwürdige Credit Suisse galt 167 Jahre als Musterknabe der Schweizer Finanzwelt. Eine Reihe von Skandalen sorgte binnen eines Jahrzehnts für den Niedergang der Bank. Kunden zogen binnen kurzer Zeit Milliarden an Geldern ab und brachten die Bank ins Wanken. Letztlich blieb nur die Übernahme durch den Wettbewerber UBS als finaler Rettungsanker.

Wie schnell sich der Wind drehen kann, musste in diesem Jahr die Deutsche Pfandbriefbank (ISIN DE0008019001) erleben. Nachdem der Büroimmobilienmarkt im Zuge der Corona-Pandemie zusammengebrochen ist, weil viele Arbeitnehmer nicht mehr in die Büros zurückkehrten, weitete sich die Krise bei den Gewerbeimmobilien aus. Da der deutsche Hypothekenfinanzier unter anderem Objekte in den USA finanziert, geriet die Aktie ins Visier von Shortsellern, die die Aktie abstürzen ließen.

Mit einem ETF besser dran

Gut beraten sind die Investoren, die über einen Banken-ETF investiert sind. Zum einen bieten diese eine gute Risikodiversifizierung und zum anderen sind viele der ETFs auf den EuroStoxx-Banken-Sektor mit relativ kostengünstigen Gebühren attraktiv für Anleger. Der thesaurierende Amundi Euro Stoxx Banks ETF (ISIN LU1829219390) konnte im letzten Jahreszeitraum rund 52 Prozent (Stand: 13.05.2024) zulegen, während der größte ETF von iShares auf den STOXX Europe 600 Banks (ISIN DE0000A0F5UJ7) mit 44 Prozent etwas schwächer abschloss, obwohl die Ausschüttungsrendite von 5,44 Prozent bereits inkludiert ist.

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