V-Bank, TH Aschaffenburg

Auftrag erfüllt - Dax geschlagen

Elmar Peine -

Die (hier zusammengefassten) Ergebnisse der diesjährigen VV-Befragung der TH Aschaffenburg zeigen: Es läuft derzeit für Unabhängige Vermögensverwalter. Die Finanzprofis generierten 2020 für die Vermögen ihrer Kunden (nach eigenen Angaben) durchschnittliche Erträge von rund sechs Prozent, steigerten Kundenzahl und verwaltetes Vermögen.

Seit sieben Jahren befragt das Institut für Vermögensverwaltung (InVV) an der TH Aschaffenburg die rund 400 hiesigen unabhängigen Vermögensverwalter. 160 Häuser antworteten dieses Jahr und zeigten sich überwiegend zufrieden mit dem Geschäftsverlauf in 2020. Im Schnitt betreute ein Unabhängiger demnach 606 Kunden (Median: 277 Kunden). „75 Prozent der Unternehmen verzeichneten 2020 einen starken bzw. sehr starken Anstieg bei der Zahl der Kunden. (…) Das ist eine sehr gute Entwicklung in diesem herausfordernden Jahr“, bilanziert Prof. Dr. Hartwig Webersinke, der das InVV leitet.

Die durchschnittliche für die Kunden erzielte Rendite gaben die Verwalter mit 6,3 Prozent an. Sie schlugen also - mit einer durchschnittlichen Aktienquote von etwa 50 Prozent - den Dax, der nur um 3,5 Prozent zulegen konnte. Anleihen und Rentenfonds machten in den Kundendepots 24 Prozent aus, während Mischfonds auf zehn, liquide Mittel auf fünf und Gold auf vier Prozent kamen.

Wenig verwunderlich, dass sich diese gute Entwicklung bei den Unternehmenszahlen niederschlug: Etwa 60 Prozent der Häuser verzeichneten eine bessere oder deutlich bessere Rentabilität des Eigenkapitals (EK). 45 Prozent der Vermögensverwaltungen weisen inzwischen sogar eine EK-Rendite von 30 Prozent und mehr auf.

Zu weiteren Themen ergab die Untersuchung folgendes:

 

Kryptowährungen: VV bleiben skeptisch

Momentan sind knapp zehn Prozent der befragten unabhängigen Verwalter in Bitcoin und Co. investiert. 3,29 Prozent wollen noch kaufen, 23,7 Prozent überlegen. 64,5 Prozent der Befragten schließen das derzeit aus.  

 

Nachhaltigkeit: Angekommen

Das Finanzmarktthema Nummer eins ist auch bei unabhängigen Vermögensverwaltungen angekommen. Hörte man in der Vergangenheit in Gesprächen mit den Unabhängigen über ESG-Themen eher das zögerliche "Ja, aber", gaben jetzt drei Viertel der Befragten an, entweder teilweise oder gar ganz auf eine "nachhaltig geprägte Anlagestrategie" umstellen zu wollen. Immerhin 20 Prozent praktizieren schon jetzt das sogenannte Impact Investing. Eine Engagement-Strategie, mit der Anleger auf kontroverse Geschäftspraktiken von Unternehmen im Sinne der Nachhaltigkeit Einfluss nehmen wollen, wird von knapp einem Zehntel der unabhängigen Vermögensverwalter angewandt.

Übrigens: Nur noch 15 Prozent der Vermögensverwalter halten wenig von Nachhaltigkeit und empfinden das Thema eher als Modetrend.

 

Robo Advisor: Enttäuschend

Ziemlich kühl bleiben die Verwalter beim Thema Robo Advisor. Der wird mittlerweile weder als Konkurrent noch als Hoffnungsträger besonders ernst genommen. Als Konkurrent nicht, weil die Unabhängigen mit dem persönlichen Kontakt ein Pfund haben, das den Robos fehlt, wie etwa  VuV-Chef Andreas Grünewald betont. Ernüchternd sind aber auch die Erfahrungen der allermeisten Verwalter mit ihren eigenen Robos. Einige haben schon wieder abgeschaltet. 

„Beinahe die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass dieser Markt frühestens in fünf oder gar erst in zehn Jahren relevant sein wird“, bilanziert Professor Webersinke.

 

Langfristtrends

Zum ersten Mal veröffentlichte die TH Aschaffenburg auch Aussagen über langjährige Markt-Trends, die sich auf eine Gruppe von 43 Unternehmen stützen, welche an mindestens sieben der vergangenen acht Befragungen seit 2014 teilgenommen haben.

Die Trends zeigen fast ausnahmslos nach oben. So betrug das mittlere verwaltete Vermögen der Gruppe (Median) 2014 noch rund 110 Millionen Euro. Sieben Jahre später erreichte es ein Niveau von 232 Millionen Euro. Das entspricht einem Zuwachs von 111 Prozent.

Quelle: TH Aschaffenburg

Ein klaren Aufwärtstrend zeigen laut Studie auch die Kundenzahlen. So betreuten die Panel-Vermögensverwaltungen zu Beginn im Durchschnitt 321 und im Median 215 Kunden. In der 2021er-Studie waren es durchschnittlich 500 und im Median 360 Kunden. „Die durchschnittliche Zahl der Kunden pro Vermögensverwaltung stieg somit um 56 Prozent an. Das ist eine sehr beachtliche Leistung“, bewertet Studienleiter Webersinke die Ergebnisse.

Kaum Veränderungen gab es in der Kundenstruktur. Privatkunden machen mit einer Quote von 82 bis 87 Prozent den größten Teil aus. Sieben bis zehn Prozent der Kunden waren und sind Unternehmen. Stiftungen machen fünf bis sechs Prozent aus.

Quelle: TH Aschaffenburg 2021

Beim Start der Untersuchung im Jahr 2014 nahmen die Anleger über 60 Jahre einen Anteil von 39 Prozent am Kundenstamm ein. „Im Jahr 2021 kam diese Alterskohorte bei unserer Panel-Gruppe auf eine Quote von 42 Prozent. Dabei haben vor allem die über 70-Jährigen zugelegt – und zwar um satte fünf Prozentpunkte“, sagt Webersinke, der außerdem Dekan für Wirtschaft und Recht an der TH Aschaffenburg ist. Von Seiten der Jüngeren dürfte aus jetziger Sicht kaum Entlastung kommen: Der Anteil der 30- bis 50-Jährigen stagniert seit Jahren bei rund 27 Prozent.

Einen der wenigen besorgniserregenden Trends der Studie stellt die Alterung der Kunden dar. Insbesondere der Anteil der über Siebzigjährigen nahm demnach über die Jahre deutlich zu. Offenbar gelingt es bislang nur wenigen Verwaltungen effizient, junge Vermögende anzusprechen. Die V-Bank, Kooperationspartner der TH Aschaffenburg, empfiehlt, sich noch stärker auf die Digitalisierungspotenziale zu fokussieren. Es kann wohl auch nicht schaden, stärker auf jüngere Mitarbeiter zu setzen. 

Quelle: TH Aschaffenburg 2021

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