Exner-Kolumne

2022: Doppelter Optimismus und ein Herzenswunsch

Kolumnist -

Das Jahr ist zwar noch jung, aber eines kann man mit Sicherheit schon sagen: Das Thema Gesundheit wird auch in diesem Jahr wieder ganz zentral im Vordergrund stehen. Natürlich werden die Schlagzeilen weiter von Corona beherrscht, von der vierten und fünften Welle und von Omikron, oder wie die nächste Variante auch immer heißen mag. Politik und Medien werden schon dafür sorgen, dass die Schlagzeilen weiterhin der Pandemie gehören.

Wir wollen aber Zuversicht verbreiten, denn trotz weiterhin hoher Fallzahlen wird das normale Gesellschafts- und Wirtschaftsleben in überschaubarer Zeit wieder zurückkehren. Davon sind wir überzeugt. Denn mit BioNTech/Pfizer, Moderna & Co. haben wir sehr erfolgreiche und wirksame Impfstoffe am Markt. Erst kürzlich wurde auch noch der Novavax-Impfstoff zugelassen und mit Paxlovid von Pfizer und Lagevrio von Merck stehen zwei vielversprechende Corona-Medikamente in den Startlöchern. Weitere werden folgen. Für uns heißt es also perspektivisch nach vorne zu schauen und uns auf ein Leben mit Corona, aber ohne unnötige Einschränkungen einzustellen.

Dabei werden die Wachstumsraten im Gesundheitssektor auch weiterhin hoch bleiben. Nach Schätzung von Analysten, werden die im MSCI World Healthcare-Index gelisteten Unternehmen ein Umsatzwachstum von 14,2 Prozent für 2021 liefern (Quelle: Bloomberg). Für das neue Jahr 2022 werden 7,7 Prozent prognostiziert. Da sind wir für die Portfolio-Unternehmen des Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig optimistischer: Wir erwarten für unsere Firmen ein Umsatzwachstum von rund 13 Prozent und ein Ertragswachstum von rund 23 Prozent. Wir sind also nicht nur auf den langfristigen Wachstumsmärkten der Medizin unterwegs, sondern blicken auch mit kurzfristiger Brille auf ein sehr vielversprechendes Jahr 2022.

Die Megatrends sind in Takt, trotz mancher Übertreibungen

Im Zuge der Lockdown-Thematik ist sehr viel Kapital in die Digitalisierung der Medizin geflossen, insbesondere in das Thema „Zugang zu Medizin über Onlinekanäle“. Sei es die Telemedizin, im Sinne einer Patientensprechstunde per Video, der Bezug von Medikamenten über Online-Geschäfte oder gar der Abschluss einer Krankenversicherung über einfach zugänglichen Online-Portale. Dies sind alles wichtige und richtige Entwicklungen. Aber wie so häufig gibt es auch hier wacklige Geschäftsmodelle, die dem Trend folgen, aber noch nicht über ein ausreichend ausgereiftes Geschäftsmodell verfügen. Ebenso kam es aufgrund der Markteinschätzung dieser Unternehmen als „Corona-Gewinner“ an vielen Stellen zu deutlichen Überbewertungen. Doch auch im Gesundheitsbereich wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Entsprechend sind wir bei solchen Unternehmen, wo die Bewertungen bereits sportlich sind, eher vorsichtig und warten auf eine Normalisierung der Kurse.

Die Volkskrankheiten verzeichnen weiterhin explosionsartige Zuwächse

Was stimmt uns optimistisch? Viele Marktteilnehmer vergessen bei den aktuellen Schlagzeilen zu oft, dass die explosionsartige Entwicklung der großen Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf, Diabetes oder auch Krebserkrankungen, die alternde Bevölkerung und der massive Einzug der Digitalisierung in die Medizin weiterhin ungebrochen sind. Schauen wir allein auf das Thema Diabetes. Hier zeigt der aktuelle Diabetesatlas einen Anstieg von 74 Millionen Erkrankten seit 2019. Das heißt für uns, die wir auf den langfristigen Wachstumsmärkte der Medizin positioniert sind, dass die von uns selektierten Unternehmen auch 2022 und darüber hinaus auf einen sehr vielversprechenden Umsatz- und Ertragswachstumspfad blicken. Hinzu kommt die hohe Innovationskraft der Unternehmen, die zuletzt auch einem breiten Publikum vor Augen geführt wurde.

Und noch etwas ist bemerkenswert: Durch den Fokus auf Corona haben einige, sehr gut aufstellte Unternehmen, die zum Beispiel von der Durchführbarkeit von Operationen und/oder Wahlleistungen abhängig sind, deutliche Kurseinbußen hinnehmen müssen, teilweise sogar bis zu 40 Prozent. Dies sehen wir als Chance, bei den gut aufgestellten Unternehmen eine Portfolioposition aufzubauen bzw. die bereits existierende Allokation deutlich auszubauen. Beispiele sind hier der Implantate-Spezialist Zimmer Biomet oder NuVasive, dass im Bereich der Wirbelsäulenchirurgie aktiv ist. Natürlich kommt es durch die Corona-Effekte hier und da zu Operationsverschiebungen. Aber das ist nur vorübergehend, denn die Gesundheit der Menschen kann nicht auf die lange Bank geschoben werden, Corona hin oder her.

Unser Herzenswunsch!

Zum Schluss ein Herzenswunsch von allem im Team des Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig: Die Bilder von den Intensivstationen und von abgearbeiteten Pflegekräften im Zuge der Corona-Pandemie zeigen deutlich: Spätestens jetzt müsste es an der Zeit sein, neben der menschlichen Wertschätzung diesen Personenkreis auch wirtschaftlich so zu stellen, wie es ihrem Beitrag für unsere Gesellschaft gerecht wird. Eine einfache Lösung wäre, diesen Personenkreis von jedweder Steuerlast zu befreien. Dafür plädieren wir.

Faktisch hat dieser Schritt auf die Steuereinnahmen des Staates keine nennenswerten Auswirkungen, für den betroffene Personenkreis wäre es aber eine massive Entlastung und Aufwertung ihrer Arbeitsverhältnisse. Verdient hätten sie es allemal! 

Über den Autor: Christian Exner ist Mitglied im Fondsberater-Team des Grönemeyer Gesundheitsfonds Nachhaltig  

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