VV-Kolumne

Konservativ und unterschätzt

Kolumnist -

Von Gottfried Urban, Geschäftsführer der Urban & Kollegen GmbH Vermögensmanagement in Altötting

Thematisches Investieren ist beliebt. In den vergangenen zwölf Monaten verzeichneten ETFs und Fonds mit Schwerpunkt auf KI und Technologie die höchsten Mittelzuflüsse. Die restlichen Themenfonds verloren dagegen Anlagegelder. Das Problem dabei ist: Trends kommen und gehen. Bis Themenfonds endlich auf dem Markt sind, ist der jeweilige Trend schon eine ganze Weile gelaufen. Ein Dauertrend hingegen ist die Versicherungsbranche.

Investmentlegende Warren Buffet ist ein Fan der Versicherungsbranche. Erst kürzlich hat er Milliarden in den Schweizer Versicherer Chubb (ISIN CH0044328745) investiert. Generell wird das Anlagesegment jedoch eher unterschätzt. Dabei sprechen die Historie und die Zukunftsaussichten ganz klar für die Branche:

  • Viele Versicherungen sind obligatorisch, der Abschluss oft gesetzlich vorgeschrieben.
  • Die Nachfrage reagiert weniger empfindlich auf konjunkturelle oder geopolitische Schwierigkeiten; Versicherungsaktien gelten als defensive Anlage.
  • Versicherer können mithilfe Künstlicher Intelligenz Risiken künftig schneller und besser einschätzen.
  • Die großen Player im Versicherungsmarkt besitzen ein relativ schwer zu kopierendes Geschäftsmodell. Im Gegensatz zu Trendfirmen wie Alphabet, Amazon und Uber.
  • Der Versicherungssektor orientiert sich an Nachhaltigkeitskriterien und spielt eine Vorreiterrolle beim Übergang zu einer grünen Wirtschaft.
  • Der Markt der Versicherungsaktien ist hoch kapitalisiert, bietet eine lange Historie und ein breites Spektrum an Investitionsmöglichkeiten.
  • Gut geführte Versicherungsgesellschaften zahlen konstant Dividenden.
  • Aus der Mittelschicht in den Schwellenländern wächst die Nachfrage nach Versicherungen und Altersvorsorgeprodukten.
  • Der Vertrieb von Versicherungen ändert sich. Handelsunternehmen und selbst Amazon und Co. vermitteln Versicherungen.
  • Die Konzerne vermarkten ihre Produkte in großem Umfang online. Zudem bieten immer mehr Versicherer klassische Bankprodukte an.
  • Konservatives Handeln gehört zum Geschäftsmodell der Branche. Zum einen gilt es die künftigen Schadensfallhöhen abzuschätzen, um die notwendigen Prämien zu kalkulieren. Entsprechend werden immer hohe Sicherheitsmargen eingearbeitet. Zum anderen muss der Versicherer die anvertrauten Prämien und Rücklagen so anlegen, dass die Versicherungsversprechen unter allen Umständen erfüllt werden können. Aktuell spielt den Gesellschaften in die Karten, dass Zinsen aus den konservativ angelegten Versicherungsvermögen gestiegen sind.
  • Die guten Gesellschaften sind in der Lage, stetige Cashflows für ihre Anleger zu erwirtschaften. Selbst wenn ihre Börsenkurse schwanken, zeigen die Buchwerte der Gesellschaften ein von Konjunktur und Krisen relativ unabhängiges Wachstum.

Selbstverständlich sollte man bei Versicherungsaktien das Risiko streuen. Ein Beispiel: Die Allianz-Aktie (ISIN DE0008404005) hat immer noch nicht ihr altes Kurshoch aus dem Jahr 2000 erreicht. Rechnet man die seither ununterbrochen gezahlten Dividenden ein, ist der Investor dennoch im Plus. Privatanleger sollten daher breite Investments dem Risiko von Einzelaktien vorziehen. Die ganz großen Versicherungskonzerne aus den USA, der Schweiz und Großbritannien und Asien bekommt man über ETFs und aktiv verwaltete Fonds.

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