Optimales Ökosystem

Liechtenstein – Das Fondsdomizil für Private Label Fonds

Gastautor -

Der Fondsstandort Liechtenstein ist auf Private-Label-Fonds spezialisiert wie kein anderes Domizil im Europäischen Wirtschaftsraum. Für die Initiatoren dieser Fonds wurden in der Vergangenheit beste Voraussetzungen geschaffen, was sich auch deutlich in den Zahlen widerspiegelt.

Von David Gamper, Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband

David Gamper ist seit 2014 Geschäftsführer des LAFV Liechtensteinischer Anlagefondsverband und seit 2020 Mitglied des Stiftungsrates der Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungs-Stiftung SV Liechtenstein. Vor seiner Tätigkeit beim LAFV arbeitete er als Vermögensberater und -verwalter und später in Führungspositionen in Österreich, Italien und Liechtenstein.

Über 85 Prozent der in Liechtenstein ansässigen Fonds gehören zur Kategorie der Private-(White)-Label-Fonds, die hauptsächlich von kleineren oder mittelgroßen Asset Managern sowie Family Offices initiiert werden. Dieses Segment hat maßgeblich zum enormen Wachstum der liechtensteinischen Fondsbranche in den letzten Jahren beigetragen. Laut den Statistiken der European Fund and Asset Management Association (EFAMA) liegt Liechtenstein bei der Zunahme der Fondsanzahl in den letzten Jahren an dritter Stelle, was dazu geführt hat, dass der Fondsplatz derzeit auf dem siebten Platz rangiert. Noch vor wenigen Jahren befand sich das Fondsdomizil nicht einmal in den Top Ten. Da Private-Label-Fonds in der Regel deutlich langsamer wachsen als Fonds großer Asset Manager und bankeigener Fondsgesellschaften und meist auch nicht deren Volumina erreichen, ist es nachvollziehbar, dass Liechtenstein beim verwalteten Vermögen noch nicht so weit vorne liegt, obwohl die Zunahme der in Liechtenstein verwalteten Gelder in jüngster Vergangenheit sehr beachtlich war.

Optimales Ökosystem für Private Label Fonds

Am Fondsplatz Liechtenstein ist das gesamte Ökosystem auf Private-Label-Fonds ausgerichtet. Dazu gehören unter anderem kurze Behördenwege. Neuzulassungen von Fonds oder die Genehmigung von Prospektänderungen dauern nur wenige Tage, während andere Cross-Border-Domizile dafür mehrere Monate benötigen. Zügige Verwaltungsprozesse sind besonders wichtig für mittlere und kleinere Unternehmen, die in der Regel den Vorteil genießen, schnell reagieren zu können, um ihren strategischen Vorsprung auch umzusetzen zu können.

Ebenso sind die Kostenstrukturen in Liechtenstein für Private-Label-Fonds besser geeignet als an vielen anderen Standorten. Darüber hinaus sind Fonds im Fürstentum von allen Steuern befreit. Es gibt keine Quellensteuern auf Ausschüttungen, keine Taxe d’abonnement oder sonstige Gebühren auf Fondsebene. Anleger müssen lediglich die Steuern ihres Wohnsitzlandes berücksichtigen.

Asset Manager mit in der Schweiz ansässigen Kunden können diesen mit einem liechtensteinischen Fonds in Bezug auf die Stempelabgabe gegenüber anderen ausländischen Fondsdomizilen sogar noch einen zusätzlichen Steuervorteil bieten.

Anerkannte Finanzmarktaufsicht

Verantwortlich für die zügigen Prozesse ist in erster Linie die Finanzmarktaufsicht (FMA) Liechtenstein. Dabei achtet sie aber gleichzeitig auf ihre wichtigsten Aufgaben: die Aufsicht, den Anlegerschutz und die Wahrung der Finanzmarktstabilität. Die FMA ist auf europäischer und globaler Ebene in allen massgebenden Aufsichtsorganisationen vertreten. So ist sie Vollmitglied in der Europäischen Bankaufsichtsbehörde (EBA), der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (EIOPA) sowie der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) und hat die gleichen Pflichten wie die nationalen Aufsichtsbehörden der EU, wie zum Beispiel die BaFin.

Internationaler Standort

In den letzten zehn Jahren ist der Fondsplatz Liechtenstein nicht nur extrem gewachsen, sondern auch sehr viel internationaler geworden. Aktuell werden Fonds mit einer LI ISIN in 26 europäischen Ländern vertrieben. Dies erfolgt in der Regel über das EU-Passporting. UCITS-Fonds und Alternative Investmentfonds (AIF) aus Liechtenstein sind in vollem Umfang denjenigen der EU-Länder gleichgestellt. Dies resultiert aus der Mitgliedschaft Liechtensteins im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) und der damit verbundenen staatsvertraglichen Verpflichtung zur Übernahme der EU-Regulierung. Neben den Fondsvehikeln können auch alle in Europa üblichen Rechtsformen von Fonds angeboten werden. Die sich daraus ergebende Flexibilität ermöglicht es, bei der Strukturierung von Fonds die Bedürfnisse der Fondsgründer und Anleger optimal zu berücksichtigen.

Auch die Asset Manager, die Liechtenstein als Domizil für ihre Fonds wählen, werden immer internationaler. So sind Fondsinitiatoren von ausserhalb Europas keine Seltenheit mehr. Die bedeutendsten Märkte sind aber nach wie vor die Schweiz und Deutschland, wobei Deutschland der wichtigste Wachstumsmarkt ist.

Bestnoten für Liechtenstein in Sachen Steuertransparenz

Das «Global Forum für Transparenz und Informationsaustausch zu Steuerzwecken» (Global Forum) fördert als Organ der OECD die Umsetzung von zwei international vereinbarten Standards: den Standard für den Informationsaustausch auf Anfrage und den Standard für den automatischen Informationsaustausch (AIA) in Steuersachen. Gleichzeitig ist es auch Aufgabe des Global Forum, die teilnehmenden Länder zu prüfen.

Bereits 2015 hat Liechtenstein in Bezug auf Steuertransparenz vom Global Forum die sehr gute Beurteilung «Largely Compliant» erhalten, was übrigens der gleichen Bewertung wie Deutschland entsprach. Beim letzten Prüfungsverfahren für den AIA hat Liechtenstein sowohl bei der Implementierung der rechtlichen Rahmenbedingungen als auch bei der effektiven Umsetzung des AIA in der Praxis jeweils die bestmögliche Bewertung («In Place» bzw. «On Track») erhalten. Zu Recht wird Liechtenstein daher heute oft als Musterknabe in Sachen Steuertransparenz bezeichnet.

Auch bei der Prüfung der nationalen Regelungen zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung sowie der Wirksamkeit des Systems (Behörden und Unternehmen), hat Liechtenstein sehr gut abgeschnitten. Im Länderbericht kommt MONEYVAL, ein Regionalgremium nach Vorbild der Financial Action Task Force (FATF) mit Sitz beim Europarat in Strassburg, zum Schluss, dass Liechtenstein ein hohes Mass an Effektivität bei der Erkennung und Bekämpfung von Geldwäsche- und Terrorismusrisiken zeigt. Die Beurteilungen des Global Forum und von MONEYVAL zeigen, dass das Fürstentum die internationalen Standards in höchstem Masse einhält und dies weltweit anerkannt wird.

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