Mehr Rendite, weniger Risiko: Wo gibt‘s denn so was?

Gastautor -

von Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie. Vermögensverwaltung AG in Köln

Langfristig erzielt eine Strategie, die das Vermögen gleichmäßig über alle Aktien eines Index streut, eine höhere Rendite als die üblichen ETFs, die etwa eine Apple-Aktie viel stärker gewichten als andere Papiere. Von 2009 bis 2022 lag die Mehrrendite bei 1,1 Prozent pro Jahr – eine ordentliche Zusatzrendite!

Diese Outperformance lässt sich noch steigern, wenn man nicht auf einen ganzen Index, sondern nur auf fundamental und technisch starke Aktien setzt. Im nicht-optimierten Backtest seit 1999 erzielte „Quality Value“eine zweistellige jährliche Rendite, die spürbar über der Rendite des US-Marktes lag. Gleichzeitig war der größte Verlust in dieser Zeit um ein Drittel niedriger als beim S&P 500!

Laut Theorie dürfte Buffett gar nicht existieren

Damit haben wir es mit einem Phänomen zu tun, das es laut konventioneller Finanztheorie gar nicht gibt: mehrRendite bei weniger Risiko. Nun stammt diese These von Akademikern, die eher selten aktiv an den Märkten anlegen. Nach deren Meinung dürfte es auch Investoren wie Warren Buffett, die seit Jahrzehnten den Markt schlagen, nicht geben. Doch Buffett existiert! Die Strategie „Quality Value“ arbeitet nach ähnlichen Parametern wie das Finanzgenie aus Omaha, geht aber ihren eigenen Weg.

„Quality Value“: Starke fundamentale Kriterien im Fokus

Konkret suchen wir aus 2.500 Unternehmen weltweit etwa 30 Firmen aus, die bei diesen Kriterien über eine bestimmte Anzahl von Jahren ganz vorne liegen.

  • Eigenkapital-Rendite
  • Rendite auf das insgesamt eingesetzte Kapital
  • Netto-Gewinnmarge
  • Stabilität der Netto-Gewinnmarge
  • Stabiles Umsatzwachstum
  • Stabiles Wachstum des Gewinns pro Aktie
  • Zudem prüfen wir die Schuldenquote im vergangenen Quartal

Schwankungs-Check und Plausi-Prüfung runden Strategie ab

Jeder dieser Prüfsteine geht mit einem unterschiedlichen Prozentsatz in die Auswertung ein, zusammen sind das 80 Prozent. Mit den verbleibenden 20 Prozent widmen wir uns dem Kursverhalten der Aktien. Hier achten wir auf niedrige Volatilität, denn wir wollen Papiere im Portfolio, die sich möglichst stetig nach oben bewegen. Am Ende kommt der Plausibilitäts-Check für beide Kriterien-Arten. Schließlich passen technisch starke Aktien, die fundamental schwach sind, nicht zu dieser Strategie. Ebenso wenig Papiere, die fundamental stark sind, sich aber wie wild auf und ab bewegen.

Langfristig vorn, doch temporär mal hintendran

Vielleicht fragen sie sich jetzt: Warum setzt dann nicht jeder auf solche Strategien? Dafür gibt es erstens finanzielle Gründe: Jede Strategie, auch die von Buffett, hat immer wieder Phasen, in denen sie schlechter läuft als der breite Markt. Diesem temporären schlechteren Abschneiden steht entgegen, dass „Quality Value“ über die lange Frist den Index deutlich geschlagen hätte. Zweitens psychologische Gründe: Wer kein Vertrauen in eine Strategie hat, wird in solchen Phasen das Handtuch werfen und sich nach etwas Neuem umsehen. Dabei müsste man nur das zeitweilige Tief aussitzen, eventuell sogar Geld nachschießen und sich auf den nächsten Aufschwung freuen. Denn dieser kommt – so sicher wie das Amen in der Kirche!

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