VV-Kolumne: Olympia

Milliardengeschäft lässt Börse kalt

Kolumnist -

Von Udo Rieder, Portfoliomanager bei der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg

Sportliche Großereignisse wie die Olympischen Spiele sind nicht mehr nur Wettkämpfe, die Menschen rund um den Globus mehr oder weniger begeistern. Dahinter stecken kommerzielle Interessen. Profitieren sollten Baukonzerne, Touristikunternehmen und Sportartikelhersteller. Eine Garantie dafür gibt es nicht.

Die weltweite Sport-Elite zieht es in diesem Jahr zu den Olympischen Sommerspielen nach Paris. Dort wird tief in die Tasche gegriffen, etwa um ein nachhaltiges olympisches Dorf zu schaffen. Es soll das bisherige Armenviertel Seine-Saint-Denis langfristig aufwerten. Viel Geld floss in den Bau von Wohnungen und Sportstätten, den öffentlichen Nahverkehr und die übrige Infrastruktur. Sehr zur Freude der Bauindustrie.

Zu den Spielen selbst werden mehr als 15 Millionen Besucher erwartet. Ein Fest für die Tourismusbranche. Die Sportartikelhersteller sollten ohnehin profitieren. Doch wer sind die Gewinner des olympischen Gigantismus?

Der CAC hinkt hinterher

An den französischen Aktienmärkten lässt sich bis dato kein Boom erkennen. Der Leitindex CAC 40 entwickelt

sich in diesem Jahr ähnlich wie der weltweite Aktienindex MSCI World. Seit der Vergabe der Spiele 2017 hinkt der CAC dem Weltindex sogar hinterher. Die Aktionäre der großen französischen Baukonzerne mussten teils sogar Verluste hinnehmen.

Die globalen Touristikkonzerne schnitten ab Anfang 2023 teilweise deutlich besser ab als die oben genannten Indizes. Dies ist jedoch sicherlich nicht nur auf einen Olympiaboom zurückzuführen. Ein heterogenes Bild zeigt sich bei den Sportartikelgiganten. In diesem Jahr schnitten die großen Drei Nike (ISIN US6541061031), Adidas (ISIN DE000A1EWWW0) und Puma (ISIN DE0006969603) deutlich schlechter als die Vergleichsindizes ab. Seit Anfang 2023 entwickelte sich nur der Kurs des deutschen Branchenprimus Adidas besser. Die Konkurrenz liegt im gleichen Zeitraum klar im negativen Bereich.

Keine Tendenz erkennbar

Schon bei den vergangenen drei Sommerspielen gab es keine einheitlichen Tendenzen. Im Olympia- und Pandemiejahr 2021 entwickelte sich der japanische Nikkei wesentlich schlechter als die globale Benchmark. Der brasilianische Leitindex Bovespa konnte bei den Spielen 2016 in Rio de Janeiro den Weltindex spektakulär outperformen. Der FTSE 100 wiederum hinkte bei den Spielen in London 2012 dem MSCI World spürbar hinterher.

Auf Branchenebene ergibt sich ein noch heterogeneres Bild: Touristikaktien entwickelten sich in London 2012 hervorragend, in Rio 2016 deutlich schlechter als der Heimatindex und in Tokio 2021 extrem unterschiedlich. Letzteres galt für die Aktien von Sportartikelherstellern bei allen drei Ereignissen ebenso wie für die Bauaktien der Gastgeberländer.

Bevor man also versucht, einer olympiaspezifischen Überrendite auf die Spur zu kommen, ist es ratsamer, selbst sportlich aktiv zu werden und ansonsten die Olympischen Spiele als Zuschauer zu genießen.

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