Warum Unternehmensanleihen jetzt wieder attraktiv sind

Neue Chancen am Rentenmarkt

Gastautor -

von Dr. Thomas Umlauft, Head of Fixed Income bei Huber, Reuss & Kollegen

Mit 4,75 Prozent in den USA und 3,5 Prozent in der EU haben die Zentralbanken Fed und EZB auf beiden Seiten des Atlantiks für ein angemessenes Zinsniveau gesorgt. Die wesentlichen Inflationstreiber wie Frachtraten sowie Energie- und Rohstoffpreise sinken wieder, insgesamt dürfte die Inflation zumindest vorerst ihren Höhepunkt überschritten haben. Damit sollte auch der Zinsdruck nachlassen. 

Aufgrund der stark gestiegenen Zinsen weiteten sich vergangenes Jahr auch die Kreditrisikoprämien deutlich aus. Bei europäische Unternehmensanleihen im Investmentgrade-Bereich (IG) betrug die Zinsdifferenz gegenüber Staatsanleihen in der Spitze 226 Basispunkte, bei IG-Anleihen in Dollar waren es 171 Basispunkte. Im Hochzinsbereich lagen die Risikoaufschläge bei Euro-Anleihen bei bis zu 668 und bei US-Anleihen 599 Basispunkte. Von diesen Hochs haben wir uns mittlerweile deutlich entfernt, insbesondere im Hochzinssegment.

Vor dem Hintergrund der nach wie vor ausgeprägten makroökonomischen Unsicherheit sowie des ungebrochenen Willens der globalen Zentralbanken, die Leitzinsen deutlich über jene Levels anzuheben, die man als verantwortungsbewusst bezeichnen könnte, ergibt sich deshalb die paradoxe Situation, dass eben jene Bereiche am attraktivsten bewertet sind, die am zuverlässigsten Schutz gewähren, sollte der Federal Reserve und anderen Notenbanken kein Soft-landing gelingen: Staatsanleihen und IG-Papiere.

Während auch der Kauf von Staatsanleihen auf diesen Renditeniveau vielversprechend aussieht, sind im aktuellen Umfeld Unternehmensanleihen guter Qualität unseres Erachtens noch interessanter. Denn beide Komponenten, die zur Rendite beitragen, weisen aktuell eine attraktive Bewertung auf: Die Zinsen sind so hoch wie seit eineinhalb Jahrzehnten nicht mehr, und Investmentgrade-Anleihen preisen als nahezu einzige Assetklasse eine volkswirtschaftliche Abkühlung ein. Insgesamt bietet ein Investment in IG-Anleihen den Vorteil, dass auf dem aktuellen Niveau der Kreditrisikoprämien zumindest eine durchschnittliche Rezession bereits eskomptiert ist. Selbst im Falle einer wirtschaftlichen Eintrübung ist das Verlustpotential begrenzt – zumal dann ein wahrscheinlich rückläufiges Zinsniveau ausgleichend wirken würde. Wird eine Rezession jedoch vermieden oder fällt diese nur sehr moderat aus, so sind die aktuellen Risikoprämien nicht gerechtfertigt. Die Risikoaufschläge werden zurückgehen und somit Kursgewinne zu sehen sein.

Unternehmensanleihen versprechen deshalb eine höhere Rendite als Staatsanleihen – und sollten sich gleichzeitig infolge der Kombination von zwei unterschiedlichen, negativ korrelierten Komponenten (Zins- und Kreditrisikoprämie) als stabiler erweisen.

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