UNWAHRSCHEINLICH - Die Herausgeber-Kolumne

Die sieben schlechten Eigenschaften guter Trader

Elmar Peine -

 

Die meisten Fondsmanager, die ich  in meiner Zeit als Journalist nach den Eigenschaften gefragt habe, die es braucht, um an der Börse erfolgreich zu sein, verwiesen auf Werte wie Disziplin und ökonomischen Sachverstand, auf Sensibilität und Neugier und anderes positives. Wenn ich von mir ausgehe, steht etwas anderes im Vordergrund. Ich kenne eine Menge klügerer Menschen, gewissenhafterer Typen mit mehr Ehrgeiz und Durchhaltevermögen und auch nicht wenige bessere Ökonomen. Die Eigenschaften, die aus mir (und ich kann und will hier nur über mich reden) scheinbar einen guten Trader machen? Hier die (fast ganz ernst gemeinten) Resultate meines Grübelns:

 1.       Faulheit: Wer über die Finanzmärkte oder mit Spekulation reich werden will, tut das immer auch, weil es ihm leichter fällt, über Geld nachzudenken, als dafür zu arbeiten. Mit ein paar richtigen Entscheidungen mehr verdienen, als alle, die sich täglich krumm machen, sich das lästige Studieren und jahrelange Schuften zu ersparen, ist vor allem verlockend für faule Menschen.

 2.       Überheblichkeit: Aber Faulheit alleine reicht nicht. Faul sind viele, aber nur die wenigsten kommen darauf, dass sie deshalb einen Großteil ihres Geldes an der Börse gegen zigtausende anderer Trader, gegen Nobelpreisträger und ausgefeilte Anlagenprogramme, mit anderen Worten: gegen die gesamte Intelligenz des Marktes, verwetten sollten. Nur wer faul und gleichzeitig überheblich ist, nur wer glaubt, es besser zu wissen als all die anderen, hat neben der Motivation auch die Chuzpe, die es braucht, ein Trader zu sein.

 3.       Eigensinnigkeit: Eine kleine Clique von Insidern verfügt über exklusive Informationen und über bessere Prognosen und nimmt auf dieser Basis Klein- und Normalanleger aus. So stellt sich Klein-Erna die Börse vor. Erfolgreiche Trader wissen dagegen, dass sie sich im Gegenteil von Börseninsidern fernhalten sollten. Wer nur noch Börsenblätter liest, nur noch mit Börsianern redet, nimmt früher oder später deren Weltsicht an, handelt nach deren Erklärungsmustern und verliert damit genau die Originalität, die für den Erfolg entscheidend ist. Denn nur, wer die Begründung für den Kauf einer Aktie nicht aus den Börsennachrichten ableitet, wird überdurchschnittlichen Erfolg an den Märkten haben. Gute Trader sind deswegen immer auch eigensinnig (das darf nicht mit Beratungsresistenz verwechselt werden) und sie schaffen es – das ist der schwierigere Teil – diesen Eigensinn für längere Zeit aufrecht zu erhalten.

 4.       Gier: Natürlich brauchen gute Trader eine Portion Gier. Selbstverständlich ist es gut, geil auf Gewinne zu sein und den Einsatz zu erhöhen, wenn andere anfangen, zufrieden zu werden.

 5.       Feigheit: Aber gierig zu sein, macht nur die eine Hälfte aus. Wer nur gierig ist, wird sich früher oder später vergaloppieren. Nur wer gleichzeitig auf der Hut ist, nur wer auch immer Angst hat, vermeidet es, sich tief, zu tief in Verluste hineinzureiten, aus denen es dann keinen Ausweg mehr gibt. Deswegen ist Feigheit eine ebenso wichtige Eigenschaft für gute Trader wie die Gier.

 6.       Kälte: Wenn Fondsmanager sagen, dass sie bestimmte Unternehmen mögen und andere nicht, hat damit die Ratio in der Entscheidungsfindung einen Konkurrenten bekommen, das Gefühl. Spätestens, wenn aus dem Gefühl – beziehungstechnisch gesprochen – Liebe wird, ist es gefährlich. Eine gewisse Kälte gegenüber dem Investment ist nötig und förderlich.

7.       Sprunghaftigkeit: Manche Investments entwickeln sich wie schlechte Beziehungen. Manche Investoren bleiben viel zu lange in einem unglückseligen On-Off-Status hängen, obwohl es besser wäre, sich endgültig zu trennen. Gute Trader bewahren nicht nur generell eine Distanz zu ihren Investments, sie kehren nach einer „Trennung“ auch nicht wieder zurück, sondern orientieren sich neu. Also: Lieber sprunghaft und kalt als treu und verbunden.

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