Fokus Sun Belt

Positive Signale für den US-Immobilienmarkt

Gastautor -

Der US-Immobilienmarkt hat eine herausfordernde Zeit hinter sich, doch die Zeichen stehen positiv – die wirtschaftlichen Fundamentaldaten sprechen weiterhin für sich, und daran werden auch die anstehenden Präsidentschaftswahlen vermutlich wenig rütteln können.

Die Schlagzeilen vom US-Immobilienmarkt, die uns in Deutschland erreichen, zeichnen ein eher düsteres Bild. Aber wer genauer hinschaut, erkennt, dass nur bestimmte Teilbereiche davon betroffen sind. Unbestritten balancierte der Gesamtmarkt seit der Zinswende zwischen steigenden Zinsen, Inflation und komplexen wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen. Doch Experten schauen positiv nach vorne: Die Talsohle scheint erreicht zu sein und es beginnt eine spannende Phase der Erholung und Neuausrichtung.

Christian Kunz ist Sales & Marketing-Manager bei TSO, The Simpson Organization

„Die USA sind ein Stehaufmännchen. Es gibt wohl kaum ein anderes Land, das Krisen so schnell überwinden kann wie die Vereinigten Staaten“, erklärt Christian Kunz, Sales & Marketing-Manager bei TSO, The Simpson Organization. „Die Volatilität der Märkte ist mitunter groß, aber die USA kommen in der Regel sehr schnell zurück.“

Das hat die US-Wirtschaft jüngst wieder bewiesen und konnte erfolgreich an einer drohenden Rezession vorbeischrammen, während Europa weiterhin an den weitreichenden Folgen der Corona-Pandemie und der Energiekrise leidet. Und auch nach diesem „Soft Landing“ bleibt die Wirtschaft weiter auf Wachstumskurs und wächst sogar schneller als erwartet: Im Frühjahr hat die Wirtschaft ihr Wachstumstempo beeindruckend verdoppelt: Nach einem Plus von 1,4 Prozent zum Jahresauftakt, verkündete das US-Handelsministerium ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um annualisiert 2,8 Prozent zwischen April und Juni.

Dazu nähert sich die Inflationsrate allmählich dem angestrebten Niveau von zwei Prozent – der Preisauftrieb betrug im August 2,5 Prozent – und die Federal Reserve reagierte kürzlich mit einer erstmaligen Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte seit 2020. Das Vertrauen der Verbraucher und Unternehmen erholt sich stetig.

US-Immobilienmarkt bietet wieder attraktive Chancen

Die Zinsentwicklung der vergangenen Monate hat auch Immobilien als Anlageklasse wieder attraktiver gemacht. Die allmähliche Annäherung von Käufer- und Verkäufererwartungen in Kombination mit den positiven wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wie der vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenquote von 4,2 Prozent im August 2024 – weit unter dem Durchschnitt der vergangenen 76 Jahre von rund 5,5 Prozent – schaffen wieder eine solide Grundlage.

Volker Arndt, Geschäftsführer von US-Treuhand, beschreibt die Lage so: „Sachwerte, und hierzu zählen Immobilien, gelten gemeinhin als Inflationshedge. Leider scheint dies zuletzt nicht so recht funktioniert zu haben. Das hat seinen Grund. Aufgrund der extremen Niedrigzinsphase waren die Preise stark gestiegen. Es herrschten blasenähnliche Zustände. Mit den Zinserhöhungen fielen die Preise dann drastisch. Doch das ist Schnee von gestern.“

 

Volker Arndt ist Geschäftsführer bei US-Treuhand

Die Situation an den Märkten habe sich seitdem gedreht und biete enorme Chancen, erklärt Arndt weiter: „Inzwischen haben sich exzellente Marktbedingungen eingestellt, die vorausschauende Profis nutzen.“ Auf diesen Zug springen immer mehr deutsche Investoren auf, wie eine Immobilien-Umfrage von Universal Investment zeigt: Demnach rückt für Investoren neben dem Heimathafen Deutschland auch zunehmend der nordamerikanische Immobilienmarkt in den Fokus: Der Umfrage zufolge planen Investoren, ihren Portfolioanteil in Deutschland recht deutlich um zwölf Prozentpunkte zu reduzieren und ihn stattdessen auf den US-Märkten von aktuell fünf Prozent auf neun Prozent nahezu zu verdoppeln.

Fokus liegt auf dem Sun Belt

Doch nicht alle Regionen der USA erholen sich auf dem gleichen Niveau, „die regionalen Unterschiede sind groß“, bezeugt Christian Kunz. Dabei beobachte er seit einiger Zeit eine Verlagerung des konjunkturellen Schwerpunkts vom Norden in den Süden: „So sehr der Rust Belt, also das Zentrum der Eisen- und Autoindustrie, an Bedeutung verliert, umso mehr rückt der Sun Belt in den Fokus. Das zeigen nicht nur die Wirtschafts-, sondern auch die demografischen Daten. Die Zukunft liegt im Südosten der Vereinigten Staaten."

Neben vielversprechenden Perspektiven für die Segmente Wohnen und Einzelhandel, die von Nachholeffekten nach der Pandemie sowie einer stabilisierten Mietnachfrage profitieren, zeichnen sich jedoch auch am Büroimmobilienmarkt positive Signale ab: „Der MSCI RCA CPPI US Commercial Property Price Index deutet darauf hin, dass sich auf dem US-Büroimmobilienmarkt eine Bodenbildung abzeichnet. Dies schafft jetzt wieder günstige Bedingungen für Investitionen in diese Assetklasse“, erklärt der Geschäftsführer der US-Treuhand. „Besonders gefragt sind Class-A-Büroimmobilien an den richtigen Standorten sowie gut gelegene Self-Storages der Premiumklasse. Self-Storages profitieren vom starken Bevölkerungswachstum und der hohen Nachfrage nach Premium-Lagerflächen. Class-A-Büroimmobilien sind vor allem in suburbanen Gemeinden beliebt, da sie eine gute Erreichbarkeit und ausreichend Parkplätze bieten“, beschreibt der Sales & Marketing-Manager der TSO. Und auch bei den Büros komme es wiederum auf die Lage an – gerade im Südosten zeige sich, dass in vielen Großstädten nicht unbedingt der Stadtkern die vielversprechendste Lage der Zukunft sei. Stattdessen sei vor allem das Suburbane attraktiv. „Der Arbeitsweg für die Mitarbeiter wird kürzer, die Menschen arbeiten gerne in der Nähe ihrer Wohnorte. Das macht diese Büroflächen auch für Arbeitgeber interessant“, so Kunz.

Ist die Wahl egal?

So spannend die vergangenen Monate für den US-Immobilienmarkt waren, so gebannt blickt die Welt nun auch auf die aktuellen Umfragewerte und den 5. November – den Tag der US-Präsidentschaftswahl. Doch: Der Immobilienmarkt dürfte weniger große Auswirkungen von der anstehenden Wahl spüren. „Unabhängig von der politischen Führung bleibt der US-Immobilienmarkt aufgrund seiner Größe, Liquidität und regionalen Vielfalt attraktiv. Anleger sollten sich auf die langfristigen wirtschaftlichen Fundamentaldaten und die Wahl der richtigen Regionen und Assetklassen konzentrieren“, rät Christian Kunz. Der Immobilienmarkt „bleibt transparent und robust, wie die Vergangenheit bereits eindrucksvoll bewiesen hat“, erklärt Volker Arndt.

 

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